Über 8.000 Menschen warten derzeit auf Organe
„Wir haben die medizinischen Voraussetzungen dafür, mehr Patienten auf den Wartelisten mit einer Transplantation zu helfen, aber es fehlen uns die Organe", sagt Dr. Axel Rahmel von der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). In den ersten fünf Monaten in diesem Jahr wurden bundesweit 426 postmortale Organspender registriert (vorläufige Zahlen) – im Vergleichszeitraum 2024 waren es 382. Auch wenn diese Entwicklung positiv stimmen würde, spricht Rahmel von einer „nach wie vor dramatischen Situation“. Denn derzeit stehen rund 8.100 Menschen auf der aktiven Warteliste für ein Spenderorgan.
Im europäischen Vergleich hätten Wartepatienten in Deutschland zudem eine wesentlich geringere Chance, überhaupt transplantiert zu werden, warnt Prof. Dr. Bernhard Banas, Leiter des Universitären Transplantationszentrums Regensburg. „Die Chance auf eine rechtzeitige Transplantation liegt für unsere Patienten – verglichen mit unseren europäischen Nachbarn – bei nur ca. 50 Prozent. Keine andere medizinische Disziplin muss über eine ähnliche Notlage berichten."
Tag der Organspende
Am 7. Juni 2025 ruft der bundesweite Tag der Organspende alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich mit der Frage auseinanderzusetzen: „Organspende – ja oder nein?“ Ziel ist es, dass möglichst viele Menschen eine selbstbestimmte Entscheidung treffen und diese auch dokumentieren.
Die zentrale Veranstaltung findet in diesem in Regensburg statt, an dem Ort, an dem 1983 alles begann: Denn vor 42 Jahren gab Siegfried Bäumel, zweifach nierentransplantiert (und 2021 verstorben), als Vorsitzender der Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg den Anstoß für den ersten bundesweiten Tag der Organspende. Mit anfangs noch wenigen Mitstreitenden setzte er 1983 damit sein Vorhaben um, den Gedanken der Organspende in die Öffentlichkeit zu tragen. Mit Erfolg: Aus einer kleinen Initiative wurde über die Jahre eine Veranstaltung mit bundesweiter Ausstrahlung, die einerseits die Aufklärung über dieses Thema und andererseits den Dank an alle Organspenderinnen und Organspender in den Vordergrund stellt.
Widerspruchsregelung würde Spenden erhöhen
Im internationalen Vergleich bildet Deutschland damit nach wie vor ein Schlusslicht bei der Organspende. Ein Grund: Annähernd die Hälfte der möglichen an die DSO gemeldeten Organspenden scheitert an einer fehlenden Zustimmung. Dies gilt insbesondere für die Fälle, in denen Angehörige entscheiden müssen, ohne den Willen des Verstorbenen zu kennen. Ein schriftlicher Wille ist laut DSO in nur rund 15 Prozent aller gemeldeten Fälle vorhanden. Liegt dieser tatsächlich vor, erreicht die Zustimmungsrate zur Organspende rund 75 Prozent.
Ein weiterer Grund: Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern in Europa gilt in Deutschland nicht die Widerspruchslösung. Das heißt in Deutschland müssen verstorbene Personen zu Lebzeiten oder stellvertretend die Angehörigen einer Organentnahme explizit zugestimmt haben. In Ländern, in denen die Widerspruchslösung greift, ist das Verfahren einfacher. Hier gilt: Hat die verstorbene Person einer Organspende zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen, können Organe zur Transplantation entnommen werden.
Außerdem fordern viele Medizinerinnen und Mediziner, dass auch Menschen, die an einem Herz-Kreislauf-Tod gestorben sind, Spender werden können. Bislang ist eine Spende in Deutschland nur nach einem Hirntod möglich.
Appell der Bundesgesundheitsministerin: „Jede Entscheidung zählt“
„Organspende rettet Leben – es gibt viele Menschen, die dringend auf eine Organtransplantation angewiesen sind. Wir brauchen daher deutlich mehr Organspenden als bisher“, betont Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) anlässlich des Tags der Organspende am 7. Juni 2025. „Deswegen appelliere ich an alle, die zu diesem Schritt prinzipiell bereit sind: Sprechen Sie darüber mit Angehörigen, dokumentieren Sie Ihre Entscheidung – ob in einem Organspendeausweis oder im Organspende-Register.“