Umbrella-Review aus China

Unter der Lupe: Studienlage zum Thema Zuckerkonsum

Susanne Theisen
Medizin
Wie aussagekräftig sind Studien zum Thema Zucker? Dieser Frage gehen chinesische Forschende in einer umfassenden Überblicksanalyse auf den Grund.

Rein zahlenmäßig mangelt es aus Sicht der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Sichuan-Universität nicht an Studien über den Zusammenhang zwischen Zuckerkonsum und Gesundheitsrisiken. Ein Problem sehen sie vielmehr darin, dass Mängel im Studiendesign, unterschiedliche Messungen des Zuckerverzehrs, uneinheitliche Ergebnisse und unterschiedliche Definitionen endgültige Schlussfolgerungen – und im Zuge dessen auch das Erarbeiten wirksamer Gegenmaßnahmen – erschweren.

Mit ihrer Überblicksstudie verfolgen die AutorInnen das Ziel, die Qualität der vorhandenen Belege für die Zusammenhänge zwischen dem Zuckerkonsum in der Nahrung und allen gesundheitlichen Auswirkungen umfassend zu bewerten.

Große Vielfalt negativer Folgen

Nach Auswertung von insgesamt 8.601 Einzelartikeln kommt das Team der Forschenden zu folgenden Ergebnissen:

  • Signifikante schädliche Zusammenhänge stellte die Metaanalyse zwischen dem Zuckerkonsum in der Ernährung und 18 endokrinen/metabolischen Ergebnissen, 10 kardiovaskulären Ergebnissen, sieben Krebsergebnissen und 10 anderen Ergebnissen – neben zahnmedizinischen auch neuropsychiatrische, zahnmedizinische, hepatische, osteale und allergische – fest.

  • Hinweise von mäßiger Qualität deuten darauf hin, dass der höchste gegenüber dem niedrigsten Zuckerkonsum in der Ernährung mit einem erhöhten Körpergewicht (zuckergesüßte Getränke) und einer ektopischen Fettspeicherung (zugesetzter Zucker) assoziiert war.

  • Wenig aussagekräftige Belege deuten darauf hin, dass jeder Anstieg des Konsums von zuckergesüßten Getränken um eine Portion pro Woche mit einem um 4 Prozent höheren Gichtrisiko und jeder Anstieg des Konsums von zuckergesüßten Getränken um 250 Milliliter pro Tag mit einem um 17 Prozent beziehungsweise 4 Prozent höheren Risiko für koronare Herzkrankheiten beziehungsweise für die Gesamtmortalität verbunden war.

  • Darüber hinaus gibt es Hinweise von geringer Qualität, dass jeder Anstieg des Fruktosekonsums um 25 Gramm pro Tag mit einem 22 Prozent höheren Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs einhergeht.

Ein weiteres Fazit, das die chinesischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ihrer Metaanalyse ziehen: Belege für die schädlichen Zusammenhänge zwischen Zuckerkonsum und Veränderungen des Körpergewichts (zuckergesüßte Getränke), ektopischer Fettansammlung (zugesetzter Zucker), Fettleibigkeit bei Kindern (zuckergesüßte Getränke), koronarer Herzkrankheit (zuckergesüßte Getränke) und Depression (zuckergesüßte Getränke) scheinen zuverlässiger zu sein als die Belege für andere Ergebnisse.

Der Zusammenhang zwischen dem Verzehr von Zucker in der Nahrung und Krebs sei nach wie vor nur in begrenztem Umfang nachgewiesen. Hier sehen die AutorInnen weiteren Forschungsbedarf.

Fazit: 25 Gramm Zucker pro Tag ist okay

„In Kombination mit den Empfehlungen der WHO und der WCRF/AICR (World Cancer Research Fund/American Institute for Cancer Research) sowie unseren Ergebnissen empfehlen wir, den Konsum von freiem Zucker oder zugesetztem Zucker auf unter 25 Gramm pro Tag (etwa sechs Teelöffel pro Tag) zu reduzieren und den Konsum von zuckergesüßten Getränken auf weniger als eine Portion pro Woche (etwa 200 bis 355 Milliliter pro Woche) zu begrenzen“, schreiben die Forschenden in ihrem Fazit.

Um die Zuckerkonsumgewohnheiten, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, zu ändern, sei eine Kombination aus umfassender öffentlicher Gesundheitserziehung und politischen Maßnahmen weltweit dringend erforderlich.

Nach eigenen Angaben haben die chinesischen Forschenden für ihre Metaanalyse alle verfügbaren Studien über das Thema Zuckerkonsum und die sich daraus ergebenden gesundheitlichen Folgen berücksichtigt. Miteinbezogen wurden systematische Übersichten und Metaanalysen von randomisierten kontrollierten Studien, Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien oder Querschnittsstudien, in denen die Auswirkungen des Zuckerkonsums in der Nahrung auf gesundheitliche Ergebnisse bei Menschen ohne akute oder chronische Krankheiten untersucht wurden.

Huang Y, Chen Z, Chen B et al. Dietary sugar consumption and health: umbrella review BMJ 2023; 381 :e071609 doi:10.1136/bmj-2022-071609

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