Pfälzischer Zahnärztetag 2023

Verantwortung zeigen ohne staatliche Bevormundung

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Alle zwei Jahre findet auf dem Hambacher Schloss der Pfälzische Zahnärztetag statt. „Brücken bauen“ lautete das Motto dieses Jahr – die Zahnärztinnen und Zahnärzte forderten von der Politik mehr Vertrauen.

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte in Rheinland-Pfalz sehen sich durch staatliche Fremdbestimmung und Überregulierung zunehmend darin eingeschränkt, Verantwortung für ihre Patienten und für die Gesellschaft zu übernehmen. 

Gefordert wird eine redliche Politik ohne einengende Denkvorschriften

Zahnärztinnen und Zahnärzte wollten ihre Verantwortung als Bürger dieser Gesellschaft wahrnehmen, erwarteten aber für sich und ihre Patienten auch eine redliche Politik ohne einengende Denkvorschriften, sagte Dr. Michael Orth, Vorsitzender der BZK Pfalz. Den aktuellen gesundheitspolitischen Vorhaben, was die Zahnärzteschaft betrifft, erteilte er eine klare Absage.

Dr. Christine Ehrhardt, Vorstandsvorsitzende der KZV Rheinland-Pfalz, kritisierte, dass die Politik der Gesamtheit der Ärzte und Zahnärzte mit Misstrauen begegne. Ergebnis sei eine kräftezehrende Kontrollbürokratie und fehlender Respekt vor der beruflichen Selbstverwaltung. Hier sei dringend geboten, das Subsidiaritätsprinzip zu wahren und Brücken zu bauen, um zu einem ehrlichen und wertschätzenden Dialog im Gesundheitswesen zurückzufinden. Zahnärztinnen und Zahnärzte hätten die Kompetenz und seien bereit, die Daseinsvorsorge mitzuverantworten, stellte Ehrhardt klar.

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer, forderte mit Blick auf die Investoren: „Wir brauchen weniger Gier und mehr Menschlichkeit im Gesundheitssystem." Mit Therapieangeboten in der Parodontologie und der Pflege sei die Zahnmedizin für die Herausforderungen der Zukunft gut aufgestellt. Sinnvolle Ergänzungen des Behandlungsspektrums könnten beispielsweise die Ernährungs-, Schlaf- oder bariatrische Zahnmedizin sein.

Konflikte nur in Form von Talkshows

Festredner in diesem Jahr war Jürgen Kaube, Journalist und Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Ost gegen West, die Jungen gegen die Boomer, Arm gegen Reich, die Klimakleber gegen den Rest. Bilder von Rissen und Gräben innerhalb der Gesellschaft prägen seit geraumer Zeit die politische und mediale Debatte. Doch entspricht dieses Bild der Wirklichkeit? Auf den ersten Blick ja, sagte Kaube. Der Vergleich mit Ländern wie den Vereinigten Staaten, Nordirland oder Israel, lasse allerdings zögern. „Die Konflikte, die wir haben, sind normaler als wir denken, sie nehmen nicht die Form von Bürgerkriegen an, sondern die von Talkshows“, so Kaube. Für eine Spaltung brauche es zwei in sich geschlossene Lager mit eigener politischer Vertretung und auch eigener Rechtsprechung. Dies gebe es in Deutschland nicht. Vielmehr sei zu beobachten, dass auch lautstarke Konfliktparteien letztlich nicht einheitlich motiviert seien und dadurch der Konflikt keine gesellschaftliche Sprengkraft erreichen könne, führte Kaube aus. Gleichwohl hätten Massenmedien ein Interesse an offenen Fragen, da das Publikum sich dafür interessiere und herausgefordert sei, eine eigene Position zu finden. Dies befeuere die Diskussion.

Prof. Dr. Dr. Schliephake, Direktor der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie an der Universität Göttingen, stellte im wissenschaftlichen Teil neue Technologien in der Chirurgie durch den Einsatz von Biologica, CAD/CAM und Künstlicher Intelligenz auf den Prüfstein. Die Ansätze sind spannend, aber ob jede messbare Präzisionssteigerung auch von klinischer Relevanz sei, müsse die weitere Forschung zeigen.

Der nächste Pfälzische Zahnärztetag findet 2025 statt.

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