Verheerende Folgen für die Versorgung der Zivilbevölkerung
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach sprach vor der Presse von einem bestürzenden und narzisstischen Vorgehen Wladimir Putins, das in keiner Weise akzeptabel sei. Er verwies auf einen Bruch des Völkerrechts und betonte, dass humanitäre Hilfe gerade im Gesundheitsbereich von großer Bedeutung sei. Was genau unternommen werden solle, werde derzeit abgestimmt.
Auch mit Blick auf die Corona-Pandemie hatte der Minister den russischen Angriff auf die Ukraine scharf verurteilt. Die Welt habe Besseres zu tun, als sich mit den Großmachtfantasien von Putin zu beschäftigen, zitieren ihn Medien. Putin gefährde Menschen in einer Situation mitten in der Corona-Pandemie. Stattdessen müsse die Bekämpfung des Klimawandels und der Pandemie im Fokus stehen und das Verhindern von neuen Pandemien.
Unterdessen warnt die WHO davor, dass infolge des anhaltenden Krieges die Sauerstoffvorräte im Land immer knapper werden. Das sei kritisch für die Versorgung von COVID-Patienten, aber auch von anderen Erkrankten, die dringend Sauerstoff benötigen. Die Situation der Sauerstoffversorgung in der Ukraine nähere sich einem sehr gefährlichen Punkt, erklärten der WHO-Direktor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus und Dr. Hans Henri P. Kluge, WHO Europa.
Lastwagen seien nicht in der Lage, Sauerstoffvorräte von Werken zu Krankenhäusern im ganzen Land zu transportieren, einschließlich der Hauptstadt Kiew. Bei den meisten Krankenhäusern könnten ihre Sauerstoffreserven innerhalb der nächsten 24 Stunden erschöpft sein. Einige seien bereits ausgelaufen. Auch wichtige Krankenhausdienste seien durch Energie- und Stromknappheit gefährdet, und Krankenwagen, die Patienten transportieren, liefen Gefahr, ins Kreuzfeuer zu geraten. Die beiden WHO-Vertreter wiesen darauf hin, dass durch den Krieg die ehrgeizigen und erfolgreichen Gesundheitsreformprogramme im Land ins Wanken geraten.
Mit Sorge verfolgt der Weltärztebund die Geschehnisse in der Ukraine. Der Vorsitzende des Rats des Weltärztebundes, Dr. Frank Ulrich Montgomery, forderte ein baldiges Ende der Feindseligkeiten. Der Verband bedauere die beispiellose Aggression der russischen Führung in der Ukraine und fordere die russische Führung auf, die Arbeit der Ärzte und Krankenpfleger im Land und die Neutralität der Gesundheitseinrichtungen zu respektieren. Medizinische Einrichtungen dürften keine militärischen Ziele sein. Ärzte und medizinisches Personal dürften nicht an der Erfüllung ihrer beruflichen Pflichten gehindert werden. Es müssten alle Anstrengungen unternommen werden, um sicherzustellen, dass Patienten und Opfer uneingeschränkten Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, forderte Montgomery.
Scharf verurteilte der Hartmannbund den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Wir stehen in diesen Tagen ganz besonders auch an der Seite unserer Kolleginnen und Kollegen, die nun in der Ukraine unter schwierigsten Bedingungen die Versorgung der Menschen zu bewältigen haben – bei allen eigenen Ängsten und Gefahren,“ heißt es in einer Pressemeldung des Verbandes. „Gerade auch wir als Ärztinnen und Ärzte wissen sehr genau, wie verletzlich Leben ist und wie zerstörerisch Kriegsaktivitäten auch für die Seele der Betroffenen sein können.“