„Vieles muss sich verändern – auch wir!“
In einem neuen Whitepaper appellieren sie: „Wer die Zukunft gestalten möchte, muss die Gegenwart verändern.“ Neben medizinischen, digitalen und technischen Innovationen sei man mit einer neuen Generation der Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten konfrontiert, die ein modernes Gesundheitssystem erwarteten, kaum mehr den Status Quo akzeptierten und zunehmend mit den Füßen über die zukünftige Versorgung abstimmten, heißt es in dem Papier. Als Reaktion hierauf gelte es, nicht nur zu taktieren und Feinjustierung vorzunehmen, sondern strategisch die Zukunft zu gestalten.
In dem Papier haben sich die jungen Mediziner intensiv mit den Schwächen und Chancen des Gesundheitssystems auseinandergesetzt und fordern grundsätzliche Veränderungen der Versorgungsstrukturen, -kulturen und -denkweisen. Dr. Moritz Völker, Vorsitzender des Arbeitskreises, erklärt dazu: „Wir arbeiten in alten Strukturen, die sich nie wirklich an eine veränderte Versorgungsrealität angepasst haben und bewegen uns auf eine Versorgungskrise zu, die mittlerweile mehr braucht als kleine Weichenstellungen. Wir brauchen ganz grundlegende und mutige Veränderungen und müssen die Medizin und Versorgung neu denken.“ Deswegen hätten die Autoren des Papiers grundlegende Aspekte beleuchtet und Grundlagen für eine gute Versorgung definiert.
„Zeitgemäßes medizinisches Arbeiten berücksichtigt auch Klima und KI“
Die jungen Ärztinnen und Ärzte erklären in dem Paper unter anderem, dass finanzielle Zwänge die Patientenbehandlung nicht definieren dürften und Medizin endlich als Teil der Daseinsvorsorge verstanden werden müsse. Gleichzeitig appellieren sie an die Solidarität aller Beteiligten und machen sich für ein zeitgemäßes medizinisches Arbeiten stark, das Digitalisierung, KI, Klimaresilienz und Ökologie gleichermaßen berücksichtigt. Eine wichtige Rolle spielt in ihren Augen außerdem eine notwendige Reduzierung des Arbeitsdrucks auf die im Gesundheitssystem Beschäftigten, auch durch Effizienzsteigerungen, und eine bessere Ausbildungsstruktur, die den heutigen und zukünftigen Herausforderungen gerecht werde.
Unterstrichen wird weiter, dass junge Ärztinnen und Ärzte im Schnitt deutlich mehr arbeiteten, als vertraglich vereinbart, weil die Strukturen ineffizient seien und zunehmend juristische Aspekte in den Vordergrund der Handlungen rückten. Gleichzeitig mangele es an Zeit, Befundung ausreichend zu erlernen. Das Vorhandensein technischer Neuerungen, um Anamneseentscheidungen absichern zu können, sei zwar eine oft genutzte Erklärung, führe aber mittelfristig in eine gefährliche Sackgasse, stellt Völker weiter heraus. Dem Gesundheitssystem entstünden dadurch außerdem unnötige Kosten, die Zeit aller Beteiligten werde strapaziert und die Ärzteschaft als Ganzes erlebe einen stetigen Wissensverlust, wenn grundlegende Untersuchungen nicht mehr vermittelt würden.
„Medizin darf nicht zum Kostenfaktor verkommen“
Der Prozess des Wissensverlustes, ein zentrales Alleinstellungsmerkmal der Ärzteschaft, sei schleichend, aber stetig, heißt es dazu in dem Whitepaper. Die Ärzteschaft sollte daher sowohl im Interesse der Patienten als auch der zukünftigen Rolle der Ärzte auf diese grundlegenden Fähigkeiten einen besonderen Fokus in der Aus- und Weiterbildung legen.
Die jungen Ärztinnen und Ärzte nehmen in ihrem Papier sowohl die Politik und Ärzteschaft, als auch die weiteren Gesundheitsberufe und die Patienten in die Pflicht, an den notwendigen Veränderungen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu arbeiten. Die Medizin und das Gesundheitssystem müssen einen tieferen Sinn verfolgen und nicht zur Dienstleistung und zum Kostenfaktor verkommen, so das Papier. „Und: Vieles muss sich verändern – auch wir.“