Völlig verplant

ck/ots
Praxis
Den Klinikchefs in Deutschland fehlt immer häufiger die Zeit, strategische Fragen zu klären. Die Folge: Notwendige Entscheidungen zur Zukunftssicherung werden überhastet getroffen oder vertagt.

Als großen Zeitfresser sehen die Topkräfte fehlende Fähigkeiten der nachgeordneten Führungsebenen. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Klinikmanagement", für die das Personalberatungsunternehmen Rochus Mummert 100 Geschäftsführer, Verwaltungsleiter und Direktoren deutscher Krankenhäuser befragte

70:30 statt 50:50

70 Prozent ihrer Arbeitszeit widmen die Klinikchefs ausschließlich operativen Tätigkeiten, für strategische Aufgaben verbleiben nur 30 Prozent. Ideal wäre aus Sicht der Befragten ein Verhältnis von annähernd 50 zu 50. Dieses Ungleichgewicht hat sich im Vergleich zur vorangehenden Untersuchung deutlich vergrößert: 2011 schätzten die Klinikchefs, dass sie 63 Prozent ihrer Arbeitszeit mit operativen Aufgaben verbringen, 37 Prozent mit der strategischen Planung.

Am stärksten betroffen sind Geschäftsführer und Vorstände in Kliniken öffentlicher Träger. Die Lage hat sich dort noch einmal stark zugespitzt: Betrug das Verhältnis von operativen zu strategischen Tätigkeiten bei ihnen 2011 noch 65 zu 35, liegt es nun bei 78 zu 22.

"Visionen fliegen einem nicht zu"

"Wenn den Klinikchefs nicht einmal ein Viertel ihrer Zeit bleibt, um langfristige Strategien zu entwickeln, hat ihr Haus keine Zukunft", sagt Dr. med. Peter Windeck, Krankenhausexperte und Leiter des Bereichs Healthcare Consulting bei Rochus Mummert. "Um gegen die wachsende Konkurrenz zu bestehen, brauchen die kaufmännisch Verantwortlichen eine Vision, wie sich ihre Klinik positionieren soll. Ein solches Zukunftsbild und der Plan, wie man es umsetzt, fliegen einem nicht nebenbei zu. Das braucht Zeit und einen klaren Kopf."

Zeitnot - schlimmer als Geldmangel

Generell ist Zeitknappheit der Faktor, durch den sich Klinikverantwortliche am meisten in ihrer Arbeit eingeschränkt sehen. 87 Prozent sagen, dass sie dies zumindest teilweise hemmt. Zeitliche Bedrängnis belastet die Chefs damit stärker als mangelndes Budget, über das sich 85 Prozent beklagen, und Personalmangel, den 76 Prozent beanstanden.

Fehlendes Know-how auf zweiter Ebene

Zentrale Ursache der Zeitnot ist aus Sicht der Klinikchefs die Zusammenarbeit mit den nachgeordneten Führungskräften: Nahezu die Hälfte der Topentscheider attestiert der zweiten Führungsebene Qualifikationsmängel. "Das ist aber nur die eine Hälfte der Wahrheit. Die andere Hälfte ist, dass die Rahmenbedingungen für die nachgeordnete Ebene häufig nicht richtig gestaltet sind, so dass sie nicht erfolgreich sein können. Die entstehenden Lücken gleichen zwangsläufig die Klinikchefs aus. Um ihnen mehr Zeit für strategische Aufgaben zu verschaffen, müssen die Krankenhäuser ihre Strategien zur Personalentwicklung und Rekrutierung verbessern", fordert Windeck.

Die Studie "Klinikmanagement - Fokus Personal" ist das Ergebnis einer telefonischen Befragung unter Geschäftsführern in deutschen Krankenhäusern, die im Auftrag der Personalberatung Rochus Mummert zusammen mit dem Institut für Management- und Wirtschaftsforschung(IMWF) durchgeführt wurde. Für die Studie wurden 100 Geschäftsführer, Verwaltungsleiter, Verwaltungsdirektoren und geschäftsführende Direktoren in deutschen Kliniken aller Größen und Trägerformen im August 2012 befragt.

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