Studie der Unis Greifswald und Basel

Vorsicht bei Lippen- und Zungenpiercings

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Zahnmedizin
Sie sollen verschönern – doch langfristig zeigt sich Studien zufolge ein gegenteiliger Effekt: Orale Piercings schädigen in besonderem Ausmaß Zähne und Parododont. Starke Rezessionen Diastema sind oft die Folge.

Schätzungen zufolge haben etwa fünf Prozent der jungen Erwachsenen Piercings im Mundraum, wobei die Zunge die häufigste Stelle ist [Hennequin-Hoenderdos et al., 2012]. Ein Team der Universität Greifswald und Basel macht in einer aktuellen Studie auf die Folgen für Zähne und Parodont aufmerksam. Die Übersichtsarbeit umfasste acht Studien mit 408 Teilnehmern, die insgesamt 236 Lippenpiercings und 236 Zungenpiercings hatten.

Jeder fünfte Patient hatte Piercings an mehr als einer oralen Stelle. Die Tragedauer reichte von einem Monat bis zu 19 Jahren und der meiste Schmuck war aus Metall. Der Anteil der Frauen mit einem Piercing im Mundraum war durchschnittlich rund viermal höher im Vergleich zu Männern.

Je länger getragen, desto größer die Schäden

In den Studien wurde der Zustand der Zähne und des Zahnfleischs in der Nähe des Piercings mit anderen Stellen im Mund verglichen. Bei Zungenpiercings fanden drei von fünf Studien erhöhte Sondierungstiefen um die Zähne in der Nähe des Piercings, während drei von vier Studien Diastema beobachteten. Besonders bei Zungenpiercings zeigten sich ausgeprägte Rezessionen an den Unterkiefer-Frontzähnen.

Auch bei den Lippenpiercings wurden in drei von vier Studien vor allem Rezessionen festgestellt. Die Wahrscheinlichkeit von Schäden an den Zähnen und der Gingiva schien mit der Dauer des Tragens eines Lippen- oder Zungenpiercings zuzunehmen.

"Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Mundpiercings, insbesondere in der Zunge, negativ auf die benachbarten Zähne und das Zahnfleisch auswirken. Bei den Personen mit Zungenpiercings waren die Schäden besonders ausgeprägt im Bereich der unteren beiden Schneidezähne, die für das Beißen und Kauen von Nahrung wichtig sind. Die Wahrscheinlichkeit von Zahn- und Zahnfleischschäden schien mit der Dauer des Tragens eines Lippen- oder Zungenpiercings zuzunehmen", sagte Studienautor Prof. Clemens Walter, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung, Parodontologie, Endodontologie, Präventive Zahnmedizin und Kinderzahnheilkunde, Universitätsmedizin Greifswald. "Zahnärzte sollten ihre Patienten über das Risiko parodontaler Komplikationen beim Tragen von Mundpiercings aufklären, und Menschen mit solchen Piercings sollten nachdrücklich aufgefordert werden, sie zu entfernen."

Referenzen:1)

Clemens Walter, Jessica Samantha Müller, Julia Caroline Difloe-Geisert. Periodontal conditions among patients with oral piercings – a systematic review. PROSPERO 2021 CRD42021236027 Available from:https://www.crd.york.ac.uk/prospero/display_record.php?ID=CRD420212360272) Hennequin-Hoenderdos NL, Slot DE, Van der Weijden GA. Die Prävalenz von oralen und perioralen Piercings bei jungen Erwachsenen: eine systematische Übersichtsarbeit. Int J Dent Hyg. 2012;10:223-228.

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