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GKV-Finanzentwicklung 1. Halbjahr 2025

Warken will Expertenkommission früher einsetzen

ao
Politik
Trotz eines Überschusses im ersten Halbjahr dieses Jahres sieht Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) finanziell weiter stark unter Druck. Daher soll die geplante Expertenkommission nicht erst 2027, sondern bereits im Frühjahr 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Beitragssätze vorlegen.

Das Bundesgesundheitsministerium hat gestern das vorläufige Finanzergebnis der GKV bekannt gegeben. Demnach haben die 94 gesetzlichen Krankenkassen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres einen Überschuss von 2,8 Milliarden Euro erzielt.

Laut Bundesgesundheitsministerin Warken ist der Überschuss „nur eine Momentaufnahme“ und diene lediglich dazu, die sehr niedrigen Finanzreserven auf das gesetzlich geforderte Mindestniveau aufzufüllen. „Bereits 2026 dürften die Beitragssätze wieder unter Druck geraten", warnte die Ministerin. Die Ausgaben wüchsen weiterhin deutlich stärker als die Einnahmen. Auch im ersten Halbjahr 2025 stiegen die Ausgaben in nahezu allen Bereichen ungebrochen dynamisch an.

„Wir brauchen kurzfristige Maßnahmen und langfristig wirkende Strukturreformen“, erklärte Warken. Kurzfristig werde die Bundesregierung die GKV mit zusätzlichen Darlehen und der Finanzierung des Krankenhaus-Transformationsfonds aus Steuermitteln entlasten.

Strukturreformen sollen die GKV entlasten

Zudem kündigte die Ministerin an, zeitnah eine Expertenkommission einzusetzen, die nicht erst 2027, sondern bereits im Frühjahr 2026 erste Vorschläge zur Stabilisierung der Beitragssätze vorlegen soll. Parallel wolle sie weitere Strukturreformen auf den Weg bringen. Die Anpassung der Krankenhausreform, die Reform des Notfall- und Rettungsdienstes und die Einführung eines Primärarztsystems sind laut Warken weitere wichtige Maßnahmen, um die Effizienz des Systems zu steigern und die GKV-Finanzen langfristig zu stabilisieren. 

Wie das BMG weiter mitteilte, standen den Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen in Höhe von 176,8 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2025 Ausgaben in Höhe von 174 Milliarden Euro gegenüber. Die Ausgaben für Leistungen und Verwaltungskosten stiegen demnach um 7,8 Prozent. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag Ende Juni bei 2,92 Prozent. 

Je nach Kassenart fiel das Finanzergebnis im ersten Halbjahr unterschiedlich aus: Die Ersatzkassen erzielten einen Überschuss von 1,1 Milliarden Euro, die Ortskrankenkassen von 656 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen von 473 Millionen Euro und die Innungskrankenkassen von 305 Millionen Euro. Die Knappschaft verbuchte einen Überschuss von 264 Millionen Euro und die Landwirtschaftliche Krankenkasse von 8 Millionen Euro. Der Gesundheitsfonds verzeichnete im ersten Halbjahr 2025 ein Minus von 5,8 Milliarden Euro. 

Ausgaben um 8 Prozent gestiegen

Die Beitragseinnahmen der GKV (ohne Zusatzbeiträge) stiegen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 5,5 Prozent. Verantwortlich dafür sind laut BMG insbesondere deutlich gestiegene beitragspflichtige Löhne und Gehälter. Stärker legten die Leistungsausgaben zu – und zwar um 8 Prozent. Laut BMG lagen sie damit deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. 

Die Ausgaben für Krankenhausbehandlungen erhöhten sich demnach im ersten Halbjahr um 9,6 Prozent beziehungsweise 4,8 Milliarden Euro. Laut BMG stellen sie den maßgeblichen Treiber der hohen Ausgabendynamik dar. Die Aufwendungen für die Versorgung mit Arzneimitteln legten um 6 Prozent beziehungsweise 1,6 Milliarden Euro zu.

Die Ausgaben für ambulant-ärztliche Behandlungen stiegen um 7,8 Prozent beziehungsweise 2 Milliarden Euro. Bezogen auf das jeweils erste Halbjahr stellt dies laut BMG das stärkste Wachstum seit über zehn Jahren dar. Ein stark überdurchschnittliches Wachstum von 12,7 Prozent (beziehungsweise 654 Millionen Euro) verzeichnete der Bereich medizinische Behandlungspflege. Stark gestiegen sind auch die Ausgaben im Bereich der Schutzimpfungen mit einem Plus von 15,8 Prozent beziehungsweise 230 Millionen Euro. Die Ausgaben für Vorsorge- und Rehabilitationsleistungen erhöhten sich laut BMG im ersten Halbjahr um 10,8 Prozent beziehungsweise 251 Millionen Euro.

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