COVID, Klimakrise, Krieg

Warum die Deutschen immer schlechter schlafen

LL
Gesellschaft
Jeder fünfte Deutsche gibt an, schlecht oder sogar sehr schlecht zu schlafen. Das geht aus einer repräsentativen Befragung zur Stressbelastung und Schlafgesundheit in Krisenzeiten hervor.

Die Belastung der Menschen durch schlechten Schlaf bleibt auf hohem Niveau. Das zeigt die Analyse der jetzt veröffentlichten Daten aus der dritten Befragungswelle des Oberberg Schlaf- und Stressmonitors: So schläft nahezu jeder Fünfte nach eigener Einschätzung schlecht oder sehr schlecht. Bei der ersten Erhebung im Frühjahr 2022 waren es noch knapp 16 Prozent. Fast 22 Prozent klagen über Einschlafstörungen, etwa durch Anspannung, Grübeln oder Angst. Weitere neun Prozent berichteten von Schlafunterbrechungen, acht Prozent von Albträumen. Rund zwölf Prozent haben schmerzbedingte Schlafprobleme. Proportional sank der Anteil der Personen, die gut oder sehr gut schlafen von 46,7 auf 40,5 Prozent.

Die vier wichtigsten Ergebnisse

  • 1. Auch wenn der überwiegende Teil der Befragten angab, sich in stressreichen Zeiten auf sich selbst verlassen zu können und eine positive Haltung auch in Krisenzeiten zu bewahren, stimmten rund 15 bis 18 Prozent nicht oder eher nicht zu, es mit entsprechender Resilienz zu schaffen, den Stress zu bewältigen.

  • 2. Im Vergleich unterschiedlicher Stressbewältigungsstrategien bekam der Satz „Ich kann mich auf andere Menschen verlassen“ den größten Zuspruch. Auch der Rückgriff auf Bewegung und Sport ist für einige Befragte eine effiziente Strategie, um mit Stress klarzukommen.

  • 3. Verhaltensänderungen sind eine Möglichkeit, um Stressoren im Zusammenhang mit dem Klimawandel aktiv zu begegnen. So waren 74 Prozent der Befragten bereit, Produkte länger zu nutzen. Auch der vermehrte Gebrauch von Second-Hand-Produkten erfuhr großen Zuspruch. Das Teilen von Produkten und auch Einschränkungen der automobilen Flexibilität kamen dagegen weniger an.

  • 4. Personen mit stärker ausgeprägten Resilienzfaktoren haben auch eine geringere Stressbelastung und weniger Schlafstörungen bei gleichzeitig besserer Leistungsfähigkeit. Wer vermehrt unter Stresssymptomen und Schlafstörungen leidet, nutzt auch häufiger Stressbewältigungsstrategien. Dabei gibt es jedoch einen großen Unterschied zwischen den Auswirkungen funktionaler und dysfunktionaler Strategien: Funktionale Stressbewältigung, wie das Ausüben von Sport, steht im Zusammenhang mit höherer Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Schlafqualität. Bei dysfunktionalen Strategien, wie Rauchen oder Alkoholkonsum, ist das Gegenteil der Fall.

Warum schlafen wir so schlecht? „Die Welt, also auch Europa und Deutschland, sind aktuell in Turbulenzen und stehen unter Stress. Vieles haben wir in Deutschland nur medial miterlebt – wir waren eher Beobachter und weniger direkt Betroffene. Aber auch in Deutschland gibt es reale Belastungen zu verzeichnen und teils existenzielle Herausforderungen zu meistern,“ sagt Prof. Matthias Johannes Müller, Ärztlicher Direktor und Medizinischer Geschäftsführer der Oberberg GmbH. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie Anfang 2020 sah sich die deutsche Bevölkerung demnach mit einem Stressor konfrontiert, der einen Einfluss auf alle Menschen hatte. Mit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs und den zunehmend wahrnehmbaren Folgen des Klimawandels müsse die Bevölkerung weitere Herausforderungen bewältigen, die nahezu alle Bereiche des privaten und öffentlichen Lebens beeinflussen.

Der Oberberg Schlaf- und Stressmonitor

Der Oberberg Schlaf- und Stressmonitor wurde von der Oberberg Stiftung in Auftrag gegeben. Die repräsentative Stichprobe besteht aus einem bundesweiten Bevölkerungsschnitt ab 18 Jahren. Die Datenerhebung wird von Kantar Deutschland durchgeführt. Das Ziel war, anhand von Fragen die unterschiedlichen Dimensionen zum Schlafverhalten und der Schlafqualität abzudecken. Neben der bevorzugten und tatsächlichen Schlafdauer, wurden auch Faktoren erfragt, die zu Störungen des Schlafs führen. Für die Bereiche Soziodemografie, Covid-19 und Gesundheit sowie Resilienz wurden Fragen aus dem Sozioökonomischen Panel (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) eingesetzt.

Die abgedeckten Themen können in sechs Bereiche eingeteilt werden:

  • Soziodemografie

  • Covid-19 und Gesundheit

  • Schlafgesundheit, Schlafverhalten und Schlafqualität

  • subklinische psychische und körperliche Stresssymptome

  • aktuelle Stressoren

  • Resilienz, Ressourcen und Umgang mit Stress

"Ein gesunder Schlaf ist von zentraler Bedeutung für  die Regeneration des Körpers und des Geistes. Eine ausreichende Schlafqualität stärkt unser Immunsystem, unterstützt kognitive Funktionen und fördert die emotionale Stabilität", betonen die Schlafmediziner der Oberberg Kliniken. Sie heben hervor, dass Schlafstörungen oft nicht nur ein isoliertes Problem darstellen, sondern auch eine Wechselwirkung mit bereits bestehenden psychischen Erkrankungen haben können. Schlaf sei essentiell, damit sich der Körper regenerieren kann, kognitiv neu Erlerntes sich verfestigt und das Immunsystem gestärkt wird. Mit zunehmenden Schlafproblemen sinken demzufolge zudem essentielle Regenerationskräfte, um mit vermehrten Stressbelastungen umgehen zu können.

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