Was ein Reflux für die Mundgesundheit bedeutet
In einer aktuellen Übersichtsarbeit haben Forschende die Auswirkungen einer gastroösophagealen Reflux-Erkrankung (GERD) auf die Mundgesundheit untersucht. Weltweit sind der Studie zufolge 13 bis 19 Prozent der Bevölkerung betroffen, wobei Frauen etwas häufiger erkranken als Männer [Mahajan et al., 2022].
Bei einer GERD fließt Mageninhalt zurück in die Speiseröhre und kann nicht nur im Bereich des Ösophagus, sondern auch in extraösophagealen Bereichen Schaden verursachen. Sodbrennen und Regurgitation (das Fließen von Mageninhalt in den Mundraum) sind Leitsymptome der Erkrankung.
Weitere Symptome sind in absteigender Häufigkeit: Brustschmerzen, chronischer Husten, Kehlkopfentzündung und Asthma. Die GERD ist eine multifaktorielle Erkrankung. Zu den verschiedenen Mechanismen, die ihr Entstehen begünstigen können, zählen die Forschenden auch einen verminderten Speichelfluss.
Von Schleimhautproblemen bis zu Störungen des Geschmackssinns
Die regelmäßige Kontamination des Mundraums mit saurem Mageninhalt hat eine Reihe von negativen Effekten auf die Mundgesundheit. Zunächst ist die Speichelmenge bei an GERD erkrankten Personen nicht selten reduziert, da einige Medikamente gegen den Reflux als unerwünschte Nebenwirkung Xerostomie verursachen können [Mahajan et al., 2022].
Weiterhin zeigt sich bei GERD-PatentInnen häufig eine starker Foetor ex ore. Durch den Kontakt mit Magensäure kann die Schleimhaut, vor allem im hinteren Bereich der Mundhöhle, mit Mukositis und erythematösen Läsionen reagieren. Als Prädilektionsstellen nennen die Forschenden den Gaumen, den Rachenbereich mit Uvula sowie den Mundboden. Neben einem brennenden Gefühl und Überempfindlichkeit der Mundschleimhaut kann es durch die Säureeinwirkung zu einer Irritation der Geschmacksknospen und folglich zur Dysgeusie kommen. Auch Parodontitis wurde bei Personen mit GERD häufiger beobachtet.
Vermehrte Erosionen an der Zahnhartsubstanz
An der Zahnhartsubstanz treten klassischerweise vermehrt Erosionen auf. "Die palatinalen Flächen der Oberkieferzähne [sind] am häufigsten betroffen, da sie relativ weit von den großen Speicheldrüsen entfernt sind und die Zunge das Refluxat in Kontakt mit den Zähnen hält. Am wenigsten betroffen sind die lingualen Flächen der Unterkieferzähne, da aus den Unterkieferdrüsen reichlich Speichel austritt“, berichten die Forschenden [Mahajan et al., 2022]. Auch Bruxismus scheint über die psychische Verfassung und schlechten Nachtschlaf mit GERD verknüpft zu sein.
Die Kenntnis der oralen Manifestationen von GERD kann helfen, eine unentdeckte Reflux-Erkrankung anhand von oralen Auffälligkeiten zu diagnostizieren, resümieren die AutorInnen.
Mahajan R, Kulkarni R, Stoopler ET. Gastroesophageal reflux disease and oral health: A narrative review. Spec Care Dentist. 2022 Nov;42(6):555-564. doi: 10.1111/scd.12726. Epub 2022 May 23. PMID: 35605234.