Hauptversammlung des Hartmannbundes

Wenig Verständnis für falsche politische Weichenstellungen

pr
Politik
Kritik an der Politik des Gesundheitsministers, aber Bereitschaft zum Dialog und für Lösungsansätze in der ärztlichen Versorgung – die Hauptversammlung des Hartmannbundes sendete deutliche Botschaften.

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, ging auf der Hauptversammlung seines Verbandes am vergangenen Wochenende in Berlin hart ins Gericht mit der Politik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Gleichzeitig betonte er aber die Bereitschaft und den Anspruch der Ärzteschaft zum Dialog bei der Entwicklung zukunftsfähiger Konzepte und Lösungsansätze in der Gesundheitsversorgung. Trotz des Respekts vor den aktuellen Herausforderungen der Regierenden angesichts von Kriegen, gesellschaftlichen Umbrüchen und wirtschaftlichen Risiken gebe es im Verband aber kein Verständnis für falsche gesundheitspolitische Weichenstellungen und praxisfremde Entscheidungen in Folge fehlender Kommunikation und mangelnder Einsicht, erklärte er.

In Bezug auf die anstehende und dringend notwendige Krankenhausreform warnte Reinhard Bund und Länder vor einer Hängepartie. Eine kalte Bereinigung und die Verunsicherung des Klinikpersonals müssten vermieden werden, forderte er. Auch den Stand der Digitalisierung des Gesundheitswesens beurteilte der Hartmannbund-Vorsitzende kritisch. Dass auch jüngste Gesetzesvorlagen noch immer Sanktionen bei Nichtanwendung beinhalteten, stelle der Entwicklung ein schlechtes Zeugnis aus. „Funktionierende Digitalisierung braucht keine Sanktionen, die wird gerne auch freiwillig angewendet“, erklärte Reinhardt. Mit Blick auf die Kolleginnen und Kollegen in den Praxen mahnte er ein Ende der Budgetierung auch im fachärztlichen Bereich an.

„Neue GOÄ muss unverzüglich umgesetzt werden“

In einem Schwerpunktthema auf der Versammlung ging es um die Frage, wie sich die gesundheitliche Versorgung in den kommenden Jahrzehnten entwickeln könnte. In einer Diskussionsrunde war man sich einig: Digitalisierung und Künstliche Intelligenz würden die Versorgung maßgeblich verändern, Ärztinnen und Ärzte in ihrer zentralen Rolle aber nicht ablösen.Auch hier gelte: Lösungen und Technologien, die Ärzten und Patienten wirklich helfen, würden sich durchsetzen.

Die Delegierten fassten zahlreiche politische Beschlüsse. Zu den zentralen Forderungen zur Sicherung der ambulanten Versorgung gehöre unter anderem die Abschaffung der Budgetierung sowie eine neue Gebührenordnung für Ärzte (GÖA), um eine transparente und rechtssichere Abrechnung privatärztlicher Leistungen sicherzustellen. Die vorliegende, neugefasste GOÄ müsse unverzüglich umgesetzt werden. Gefordert wurde auch eine „sinnvolle Digitalisierung“ mit einer „nutzerfreundlichen und funktionstüchtige Technik“ mit einer entsprechenden Finanzierung. Die datengestützte Patientensteuerung müsse in ärztlichen und psychotherapeutischen Händen bleiben, so die Delegierten. Im Umgang mit der Selbstverwaltung forderten die Delegierten eine „wertschätzende, respektvolle Gesprächskultur auf Augenhöhe.“

Dokumentation „Tagebuch einer Ärztin, die aussteigt“ erhält Auszeichnung

Auf der Hauptversammlung des Hartmannbundes wurden die Ärztin Stefanie Minkley und die Filmautorin Antonella Berta mit dem diesjährigen Film- und Fernsehpreis des Verbandes für „My doctor’s life – Tagebuch einer Ärztin, die aussteigt“ (Hessischer Rundfunk) ausgezeichnet. Aus 37 eingesandten Beiträgen wurde die Dokumentation von einer Fachjury ausgewählt. Der Film schildert „ungeschminkt“ – so heißt es in der Begründung der Jury - die Missstände und personellen Überforderungen im Klinikalltag. Die Ärztin zieht die Konsequenz, den Beruf an den Nagel zu hängen – nach sechs Jahren Facharztausbildung.

Es sei die Geschichte einer jungen Ärztin, die mit vielen Hoffnungen und Anstrengungen ihren Traumberuf ergriffen habe und dann an der Realität scheiterte. Der Film zeige einmal mehr, wie sehr die medizinische und pflegerische Versorgung in Deutschlands Krankenhäusern auf Kante genäht sei – mit ständiger Bereitschaft und Ausbeutung der eigenen Kraft.

Die Begründung weiter: „Minkleys Atemlosigkeit ist deutlich spürbar, wenn Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und der Gang zur Toilette zu einem kostbaren Gut im klinischen Alltag werden. Dabei zeigt sie sich überaus ehrlich in ihren Selbstzweifeln und Wünschen. Ihr mangelt es nicht an Motivation und Leistungsbereitschaft, den ärztlichen Beruf auszufüllen. Es ist ein Systemversagen, das sich für sie ganz konkret in stetigem Zeitdruck, einer zu hohen Arbeitsbelastung und fehlender Wertschätzung zeigt und fast schon zwangsläufig zum Ausstieg führt. Sie benennt klar die Mängel und klammert dabei auch unbequeme Themen wie dominierende patriarchale Strukturen und Profitorientierung nicht aus.“ Die Protagonistin steigt letztlich aus ihrem Beruf aus und wechselt in die Politik, um dort für Verbesserungen zu kämpfen.

Der Film ist verfügbar in der ARD-Mediathek unter diesem Link.

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