Wenn der Chefarzt mit dem Direktor können muss
Unter der Überschrift „Konfrontation oder Kooperation: Ärzte versus Ökonomie“ tauschten Klinikmanager bei dem Kongress Ende September ihre Positionen aus. Ob gewollt oder nicht, Fakt ist: Die Teilnehmer blieben weitgehend unter ihresgleichen, Vertreter der Ärzteschaft waren bei dem Gespräch bis auf einen Gast offenbar nicht vorgesehen.
Nicht wie in der Schwarzwaldklinik
Wohl deshalb fiel es dem Präsidenten des Verbandes der Krankenhausdirektoren Deutschlands Dr. Josef Düllings leichter, die Mediziner aufzufordern, einen Paradigmenwechsel zu vollziehen. Viel zu häufig dächten Ärzte noch, sie hätten mit Wirtschaftlichkeit nichts zu tun. Düllings: „Es kann nicht so sein wie in der Schwarzwaldklinik: Der Arzt war dort der Held und Strahlemann vor den Patienten und der Verwaltungsdirektor der Depp.“ Es brauche schon Professionalität von beiden Seiten, damit eine Klinik nicht in die roten Zahlen gerät.
Dies bestätigte auch Dr. Matthias Bracht, Vorstandsvorsitzender der Mühlenkreiskliniken. Die Schere zwischen dem medizinisch Möglichen und der entsprechenden Finanzierung gehe auseinander. Diesem Knappheitsproblem könne man nur über die drei Möglichkeiten ‘Mehr Geld ins System‘, ‚Rationalisierung von Gesundheitsleistungen‘ oder ‚Rationierung von Gesundheitsleistungen‘ beikommen. Dabei sei die Ökonomie kein Selbstzweck, sondern liefere Instrumente, um dem Knappheitsproblem zu begegnen und eine Rationierung, die keiner wolle, zu verhindern.
Knappheit wird geleugnet
Bracht: „Oft sagen Ärzte in Krankenhäusern, sie würden von ökonomischen Interessen dominiert. Dies ist nur deswegen so, weil sie das Knappheitsproblem verdrängen. Sie definieren sich ausschließlich über die Erbringung ihrer medizinischen Leistungen.“ Wenn Ärzte aber die vorhandene Ressourcenknappheit verleugnen, dann handelten sie verantwortungslos. Bracht: „Es geht nicht mehr alles für alle. Wir müssen über das Verteilungsproblem diskutieren. Die Politik tut aber so, als ob es diese Probleme gar nicht gebe“.
Ärzten und Ökonomen - unterschiedlich sozialisiert
Einen Versuch, das berufliche Selbstverständnis von Ärzten zu erklären, unternahm Dr. Henrik Räwer, Mediziner, Gesundheitsökonom und Unternehmensberater bei der Rochus Mummert Healthcare Consulting GmbH. Nach seiner Ansicht sind Ärzte häufig so sozialisiert, dass sie ihren Beruf mit karitativen Idealen verbinden und ihn dementsprechend ausgestalten.
Dass es in den Kliniken oft knirscht zwischen Verwaltung und Ärzteschaft, liege in der Natur der Sache. Räwer: Der Kaufmann übe seinen Beruf aus Motiven und Interessen aus, die denen des Arztes diametral entgegenstehen. Gleichwohl müsse man auf einen fruchtbaren Dialog und eine faire Partnerschaft setzen.
Die Wirtschaft im Dienst der Medizin
Auch Dr. Sebastian Wolf, Geschäftsführer der Oberschwabenklinik GmbH in Ravensburg, beschwor den Ausgleich und das Miteinander der beiden Berufsgruppen. Dass derzeit ein harter Sanierungskampf in den Krankenhäusern herrscht, sei richtig. Vielfach werde diese Konfrontation noch unter den Teppich gekehrt. Daher sei eine ehrliche Diskussion gefordert.
Wolf: „Die Medizin muss wissen, welche Linie von der Verwaltung gefahren wird, die Ökonomie hat hierbei die Funktion der dienenden Komponente: Krankenhäuser sind keine Kreditinstitute.“