WHO-Exekutivrat beschließt Meilenstein zur Mundgesundheit
Als einen „Meilenstein in der Geschichte der Mundgesundheit“ bezeichnete WHO-Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus die Resolution zur Mundgesundheit, die am 21. Januar 2021 von den Vertretern des WHO-Exekutivrats in Genf verabschiedet wurde.
Mundgesundheit - ein wichtiger Bestandteil der Allgemeingesundheit
Damit erkennt die WHO die Mundgesundheit als wesentlichen Bestandteil der Allgemeingesundheit an. Vor einem Jahr wurde das Projekt von Sri Lanka in den Exekutivrat eingebracht und zwischenzeitlich von 13 weiteren Einzelländern und allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union mitgetragen.
„Die WHO-Resolution wurde von ihren Mitgliedstaaten weltweit enthusiastisch begrüßt“, meldet die Weltzahnärzteorganisation FDI und spricht von einem „bahnbrechenden Vorstoß“. Neben der FDI hatten auch zahlreiche weitere zahnmedizinische und medizinische Fachgesellschaften und Fachverbände die Resolution unterstützt.
Munderkrankungen seien weltweit weit verbreitet und oft eng mit nichtübertragbaren Krankheiten verbunden, heißt es in der Resolution. So tritt unbehandelte Karies im bleibenden Gebiss WHO-Zahlen zufolge bei rund 2,3 Milliarden Menschen auf. Mehr als 530 Millionen Kinder leiden an Milchzahnkaries und 796 Millionen Menschen sind von Parodontalerkrankungen betroffen.
Viele oralen Krankheiten sind vermeidbar
Durch Prävention seien viele Erkrankungen vermeidbar, vor allem bei vulnerablen Gruppen. Ferner gehören orale Krebserkrankungen mit 180.000 Todesfällen jährlich zu den weltweit am häufigsten Krebserkrankungen. Neben Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen zählt eine schlechte Mundgesundheit zu den teuersten Gesundheitsbereichen weltweit. Die WHO beziffert die dadurch entstehenden Kosten mit einer Höhe von 545 Milliarden US-Dollar.
Eine schlechte Mundgesundheit führe überdies zu erheblichen sozialen Ungleichheiten, wie es in der Resolution weiter heißt. Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen seien davon überproportional betroffen, vor allem Menschen mit niedrigem sozioökonomischem Hintergrund und weitere Risikogruppen. Munderkrankungen beruhten zudem auf vielen Risikofaktoren, die auch bei nicht-übertragbaren Krankheiten eine Rolle spielen – wie zum Beispiel hoher Tabak- und Alkoholkonsum, zu viel Zucker oder schlechte Hygiene.
Laut Resolution besteht damit die Notwendigkeit, Mundgesundheitsstrategien in allgemeine politische Präventionsstrategien zu integrieren. Nicht zuletzt habe auch die COVID-19-Pandemie in vielen Ländern zu einer Verschlechterung der wesentlichen nationalen Gesundheitsdienste geführt.
Im Mai soll die Resolution von den Ländern verabschiedet werden
Deshalb fordert der Exekutivrat die WHO-Mitgliedsstaaten dazu auf, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Die Zahn- und Mundgesundheit sollte als wesentlicher Teil der allgemeinen Gesundheitsdienste eines Landes integriert werden. Und auch die Öffentlichkeit sollte für die Belange der Mundgesundheit aufgeklärt und sensibilisiert werden.
Auf der World Health Assembly, der Weltgesundheitsversammlung, im Mai dieses Jahres soll die Resolution verabschiedet und der WHO damit ein Mandat gegeben werden, bis 2022 eine Strategie zur Förderung der Mundgesundheit weltweit zu entwickeln und diese in ein Arbeitsprogramm umzusetzen, welches bis 2023 wirksam werden soll – mit messbaren Zielen, die bis 2030 erreicht werden sollen. Dies soll schließlich zu einer Mundgesundheitsagenda führen, die vollständig in die WHO-Programme zu nicht übertragbaren Krankheiten und zur umfassenden Gesundheitsversorgung eingebettet werden soll.
BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel zur Resolution:„Die Resolution spiegelt ein gesundheitspolitisches Umdenken wider“
Aus Sicht der Bundeszahnärztekammer ist die WHO-Resolution des Exekutivrats in der Geschichte der Mundgesundheit in der Tat ein – wie Generaldirektor Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, betont – wegweisender Meilenstein.
Nachdem die Mundgesundheit in dem weltweiten Gremium über Jahrzehnte hinweg nur eine geringe gesundheitspolitische Priorität hatte, spiegelt die aktuelle Resolution ein Umdenken wider. Mit ihrem Vorstoß erkennt die Weltgesundheitsorganisation die Mundgesundheit als einen wesentlichen und untrennbaren Bestandteil der Allgemeingesundheit an.
Strategien zur Gesundheitsförderung können einen wesentlichen Beitrag liefern, um nichtübertragbare chronische Krankheiten zu verhindern. Und die wesentlichen nichtübertragbaren Erkrankungen in der Zahnmedizin sind Zahnkaries und Parodontalerkrankungen.