Acht Forderungen der DEGAM

Wie das Gesundheitswesen gesund werden kann

ao
Politik
Zum Start der neuen Bundesregierung hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) acht Vorschläge für eine bessere und effizientere medizinische Versorgung in Deutschland vorgestellt.

Das deutsche Gesundheitswesen ist selbst krank geworden, diagnostiziert die DEGAM in einer Pressemitteilung. Sorgen bereite der Fachgesellschaft das starke soziale Gefälle, wenn es um das Risiko gehe, krank zu werden oder früher zu sterben. Die Belastung in den Praxen und der Nachwuchsmangel spitzten sich zu. „Wir leisten uns eines der teuersten Systeme, trotzdem ist die Lebenserwartung in Deutschland im internationalen Vergleich niedrig“, kritisiert die DEGAM.

Um das zu ändern, nutzt die Fachgesellschaft den Regierungswechsel, um sich mit acht „Therapievorschlägen“ zur Verbesserung der medizinischen Versorgung an die Politik zu wenden. Damit könne die neue Regierung „die Weichen für eine nachhaltige Gesundheitspolitik stellen“.

Konkret schlägt die DEGAM vor:

  • Wissenschaftliche Evidenz stärker als bisher zur Richtschnur gesundheitspolitischer Entscheidungen zu machen.

  • Fehlanreize im System abzubauen. „Was wir stattdessen brauchen, ist mehr Steuerung, um Patientenbedarfe besser zu lenken, Ressourcen gezielter einzusetzen und Über- und Unterversorgung zu reduzieren“, schreibt die DEGAM.

  • Die Einführung eines verpflichtenden Primärversorgungsmodell. Hausärztliche Praxen müssten endlich zur zentralen Anlaufstelle im Gesundheitswesen werden.

  • Die Verhältnisprävention zu stärken. Die Zugänge zu gesunder Ernährung und Bewegung, besseren Wohnbedingungen und faireren Bildungschancen müssen laut der DEGAM erleichtert werden. Bisher hänge Gesundheit in Deutschland zu stark von den Lebensumständen ab; wer arm sei, sterbe früher. Es sei wissenschaftlich belegt, dass Verhältnisprävention (zum Beispiel Steuern auf Zucker, Alkohol, Tabak oder Werbeverbote oder -einschränkungen von ungesunden Lebensmitteln) erfolgreicher sei als Verhaltensprävention.

  • Die „Medikationsspirale“ zu stoppen. Derzeit gebe es „eine Pille für jedes Problem“, kritisiert die DEGAM. Sie fordert die Politik auf, bei zukünftigen Gesetzen genauer hinzuschauen, ob sie „die bereits heute existierende Medikalisierungsspirale noch weiter anheizen“.

  • Unterversorgung zu erkennen und zu reduzieren. So hätten Patienten mit chronischen Mehrfacherkrankungen insbesondere in den Randgebieten der großen Städte und in ländlichen Regionen Zugangsprobleme zur ärztlichen Versorgung. Zudem vernachlässige die Pharmaindustrie wichtige Bereiche. In der Folge seien viele Medikamente, zum Beispiel aus der Kinder- und Basisversorgung, oft nur schwer erhältlich.

  • Die Gesundheitsforschung im ambulanten Sektor mit hausärztlichen Forschungspraxennetzen weiter auszubauen.

  • Den bereits beschlossenen Masterplan Medizinstudium 2020 mit der Reform der Approbationsordnung umzusetzen und die Finanzierungsprobleme mit den Ländern zu lösen.

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