Studie zu Suppressionsereignissen in der Wissenschaft

Wie Drittmittelgeber unliebsame Studienergebnisse unterdrücken

LL
Gesellschaft
Eine Studie ermittelte anhand einer internationalen Stichprobe, wie häufig es zu Suppressionsereignissen in gesundheitswissenschaftlichen Studien kommt. Ergebnis: Jede(r) fünfte Forschende berichtet davon.

Die Stichprobe bestand aus leitenden oder korrespondierenden Autorinnen und Autoren von Artikeln, die zwischen 2007 und 2017 veröffentlicht sowie in einen Cochrane-Review aufgenommen wurden und Interventionen zur Verbesserung von Ernährung, körperlicher Aktivität, sexueller Gesundheit, Rauchen und Substanzkonsum zum Thema hatten.

Die abgefragten Unterdrückungsereignisse basierten auf einer früheren Umfrage unter Akademikern des öffentlichen Gesundheitswesens. Die Teilnehmer beantworteten Fragen, die sieben Unterdrückungsereignisse beschrieben und zu Aussagen führten wie: „Ich wurde gebeten, bestimmte Befunde zu unterdrücken, da sie als ungünstig angesehen wurden.”

Ergebnis: 104 der 208 angefragten Autorinnen und Autoren von förderfähigen Studien aus Nordamerika (34 Prozent), Europa (33 Prozent), Ozeanien (17 Prozent) und anderen Ländern (16 Prozent) antworteten. 18 Prozent der Teilnehmenden berichteten von mindestens einem der sieben vordefinierten Unterdrückungsereignisse im Zusammenhang mit ihrer Publikation.

Bei „ungünstigen” Studienergebnissen wird die Veröffentlichung verzögert

Die am häufigsten gemeldete Situation waren Geldgeber, die ihre Zurückhaltung bei der Veröffentlichung zum Ausdruck brachten (9 Prozent) oder verzögerten (5 Prozent), weil sie die Ergebnisse als „ungünstig” betrachteten. In 6 Prozent der Fälle wurden die Autorinnen und Autoren um eine Anpassung ihrer Schlussfolgerungen an die Interessen des Drittmittelgebers, in 3 Prozent um einen Verzicht auf die Veröffentlichung gebeten. Die Forschenden fanden keine signifikanten Korrelationen der Häufigkeit der Unterdrückungsereignisse und dem Thema der Forschung, der Finanzierungsquelle, der Staatsform beziehungsweise dem Stand der Demokratie am Forschungsstandort oder dem Erscheinungsjahr.

Das Fazit der Forschenden: Da beinahe jede(r) fünfte Forschende in dieser globalen Stichprobe berichtet, unter Druck gesetzt worden zu sein, sei die Regulierung der Praktiken von Forschungsfinanzierung sowie die Einrichtung von Studienregistern erforderlich, um die Integrität der öffentlich-rechtlichen Forschung zu schützen.

McCrabb, S. et al: „He who pays the piper calls the tune”: Researcher experiences of funder suppression of health behaviour intervention trial findings published in Plos One on Aug., 18. 2021.DOI: https://doi.org/10.1371/journal.pone.0255704

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