RKI-Bulletin zu SARS-CoV-2

Wie lange schützt eine Infektion vor einer Reinfektion?

LL
Gesellschaft
Während der aktuellen Omikron-Welle kommt es viel häufiger zu Reinfektionen bei Genesenen und Geimpften. Eine Auswertung der Studienlage durch das RKI zeigt: Klare Antworten gibt es noch nicht, aber Annahmen.

Infektionen beziehungsweise Impfdurchbrüche und Reinfektionen treten in jeder Altersgruppe auf. Aussagen zur Dauer und Intensität des Schutzes hängen von verschiedenen Indikatoren ab: Wie lange ist die erste Infektion her, war sie symptomatisch, mit welcher Variante war die Person infiziert und mit welcher tritt eine Reinfektion auf?

Ergebnisse lassen keinen eindeutigen Schluss zu

Die vier inkludierten Studien aus Israel, Frankreich und den USA (zwei retrospektive Kohortenstudien,

zwei Fall-Kontroll-Studien) zeigten laut RKI zusammengefasst ein sehr heterogenes Bild zum Ausmaß und

zur Dauer des Schutzes der untersuchten Personengruppen:

1. Eine Fall-Kontroll-Studie aus Frankreich untersuchte den Schutz vor einer symptomatischen (Re-)Infektion mit Delta (n = 18.194, Durchschnittsalter 38 Jahre): Bei Personen, die sich in den vergangenen zwei bis sechs Monaten mit SARS-CoV-2 infiziert hatten, lag der Schutz mit 95 Prozent am höchsten. Lag die Erstinfektion länger als sechs Monate zurück, betrug der Schutz noch 74 Prozent.

Zweifach geimpfte Personen (Comirnaty, Spikevax oder Vaxzevria) wiesen hingegen in den gleichen Zeitabständen je nach Impfstoffkombination noch einen Schutz von 67 Prozent (zwei mRNA-Impfstoffdosen) beziehungsweise 61 Prozent (mRNA + Vaxzevria) auf.

2. Eine in Israel durchgeführte Studie fand ebenfalls einen besseren Schutz vor Reinfektionen mit der Delta-Variante bei Genesenen als bei zweifach mit Comirnaty Geimpften (n = 32.430, Durchschnittsalter 36,1 Jahre).

3. Eine US-Studie (n = 47.102, Durchschnittsalter 62,8 Jahre) untersuchte im selben Zeitraum und unter derselben Fragestellung ungeimpfte Personen, die eine Delta-Infektion durchgemacht hatten sowie zweifach geimpfte Personen (Comirnaty oder Spikevax), die sich nicht angesteckt hatten. Sie kam zu einem anderen Ergebnis: Demnach hatten die zweifach geimpften Personen ein geringeres Risiko für eine Infektion.

4. Eine weitere Studie aus den USA stellte für ungeimpfte Personen nach einer durchgemachten Infektion ein fünffach erhöhtes Risiko für eine Hospitalisierung fest im Vergleich zu zweifach geimpften Personen (Comirnaty oder Spikevax).

Zuverlässiger Schutz nur vor derselben Sublinie

Die konträren Studienergebnisse lassen laut RKI insgesamt keine klare Antwort zu, ob das Infektions- und das Sterberisiko nach einer überwundenen Infektion oder einer mehrfachen Impfung höher oder niedriger ist. Ebenso wenig kann das RKI eine eindeutige Schlussfolgerung zur Dauer des Schutzes nach einer Omikron-Infektion ableiten.

Laut RKI werden mehr Daten aus Studien mit klinischen Endpunkten zu Reinfektionen mit der Omikron-Variante nach einer bereits durchgemachten Omikron-Infektion von Genesenen benötigt, um Aussagen über die Dauer des Schutzes und die Transmission treffen zu können. Das sei mittelfristig jedoch methodisch schwierig, da immer mehr Personen geimpft und möglicherweise auch asymptomatisch infiziert sein werden.

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