Wie Prothesen das orale Mikrobiom beeinflussen
Die systematische Übersichtsarbeit mit integrierter Meta-Analyse bewertete die Auswirkungen des Tragens einer Zahnprothese auf das orale Mikrobiom bei zahnlosen oder teilweise zahnlosen Patienten. Der Fokus der Wissenschaftler am Sri Ramachandra Dental College and Hospital im indischen Chennai lag dabei auf der Analyse der mikrobiellen Diversität, der Kolonisierung von Hefepilzen und Bakterien sowie der Entwicklung des Biofilms dieser Patienten.
Eingeschlossen wurden insgesamt 32 randomisierte und nicht-randomisierte klinische Studien, Beobachtungsstudien sowie Kohortenstudien. Die Datenextraktion und die Bewertung eines Verzerrungsrisikos folgten den PRISMA-Richtlinien. Außerdem wurden mikrobielle Co-Occurrence-Netzwerke, Heatmaps und longitudinale Trends analysiert.
Mikrobielle Dysbiose und ihre Folgen
Die Wissenschaftler konnten bei der Analyse herausstellen, dass sich das orale Mikrobiom zahnloser Patienten signifikant von dem vollbezahnter Menschen unterscheidet, beeinflusst durch die Materialien der Prothesen, deren Designs und den Faktor Zeit, also der Tragedauer sowie der individuellen Pflege des Zahnersatzes.
Der Hefepilz Candida albicans etwa nahm im Laufe der Zeit in Acrylvollprothesen zu. Wurde dieser kurz nach dem Einsetzen einer Kunststoffprothese bei fast zwei Dritteln der Patienten (62 Prozent) nachgewiesen, war die mittlere Belastung neun Monate später um ein Vielfaches erhöht.
Die Bakterienart Streptococcus mutans, die als Leitorganismus für Karies gilt, stieg – besonders in digital angefertigten Prothesen, ebenfalls mit der Zeit und war nach neun Monaten bei fast allen Prothesenträgern nachzuweisen. Das in der Mundhöhle weitverbreitet und opportunistische Bakterium Fusobacterium nucleatum wies hingegen antagonistische Interaktionen auf, was ein Anzeichen für ein aus dem Gleichgewicht geratenes Mikrobiom darstellen könnte.
Mit der Zeit dominieren pathogene Keime
Außerdem zeigte sich, dass eine mikrobielle Dysbiose bei Erkrankungen der Mundschleimhaut von Prothesenträgern mit einer Zunahme von Porphyromonas gingivalis, das schwere Parodontitis verursachen kann, sowie von Candida albicans einherging. Weiter zeigten diese Patienten eine geringere Anzahl von schützenden Bakterien sowie von Kommensalen, sprich Organismen im Körper, die ihrem Wirt zwar nutzen, ihm aber anders als die hier aufgeführten Pilze und Bakterien nicht schaden. Kurz: pathogene Keime dominierten, wohingegen nützliche Bakterien verdrängt wurden – eine Veränderung des Mikrobioms zum gesundheitlichen Nachteil der Patienten.
Frühzeitige und individuelle Pflegeroutine stärken
Die zunehmende Dominanz opportunistischer Erreger verdeutlicht laut den Forschenden die Notwendigkeit einer frühzeitigen und konsequenten Hygieneroutine der Prothesen-tragenden Patienten. Insgesamt unterstrichen die Ergebnisse der Übersichtsarbeit die Bedeutung von antimikrobiellen Prothesenmaterialien und effektiven Reinigungsprotokollen für die Kontrolle der mikrobiellen Besiedlung.
Angesichts der großen Heterogenität seien standardisierte Methoden für die künftige Forschung unerlässlich, schreiben die Autoren. Häufige professionelle Reinigung und individuelle Hygienestrategien sind notwendig, um Prothesen-bedingte Infektionen zu verhindern und die Mundgesundheit zu erhalten.
Madhan Kumar, S., Natarajan, S., KS, S. et al. Dentures and the oral microbiome: Unraveling the hidden impact on edentulous and partially edentulous patients - a systematic review and meta-analysis. Evid Based Dent (2025). https://doi.org/10.1038/s41432-025-01149-0