Wissenschaftliches Symposium der Paul-Martini-Stiftung in Berlin

Wie sollen wir auf neue Pandemien reagieren?

LL
Gesellschaft
Während der Pandemie gab es innerhalb kurzer Zeit einen riesigen Wissenszuwachs rund um das Virus: die Entwicklung von Schutzmaßnahmen, Therapien und Impfstoffen. Jetzt sei eine sorgfältige Bestandsaufnahme wichtig, um auf künftige Ausbrüche besser reagieren zu können.

Die Medizin müsse nun gemeinsam mit der Wissenschaft, der pharmazeutischen Industrie, den regulatorischen Behörden und der Politik Rahmenbedingungen hinterfragen und Prozesse identifizieren, die sich in der Pandemiebekämpfung bewährt und nicht bewährt haben., betonte Prof. Dr. Leif Erik Sander von der Charité Berlin auf dem Symposium der Paul-Martini-Stiftung und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Unter dem Titel „Prävention und Therapie von COVID-19: Updates und Learnings“ trafen sich Mitte November dazu Wissenschaftler in Berlin.

Es brauche mehr Kooperation und besseren Datenaustausch sowie unbürokratische Grundlage für Studien und Informationsangebote für eine bessere Pandemievorbereitung, lautete der Konsens. Auch COVID-19 selbst sei nicht aus der Welt, erinnerte Sander. Einige Menschen erkrankten nach wie vor schwer. Viele litten zudem an Spätfolgen oder Komplikationen einer Infektion. Sander: „Deshalb bleibt auch für diese Erkrankung die Entwicklung von effektiven Präventions- und Therapieoptionen vordringlich.“

COVID-19 ist nicht aus der Welt

Die Entwicklung von Impfstoffen oder Therapeutika in Höchstgeschwindigkeit könne nur gelingen, wenn – wie geschehen – die Studiengenehmigungs- und Zulassungsverfahren mithalten. Die Impfstoffe wurden demnach breit eingesetzt und stellten den entscheidenden Durchbruch im Umgang mit der Pandemie dar, weil Fallsterblichkeit und Krankheitslast durch den Aufbau einer robusten Bevölkerungsimmunität massiv gesenkt werden konnten.

Nichtindustrielle Therapiestudien wiederum seien mitunter durch bürokratische Hürden oder Finanzierungsprobleme aufgehalten worden, rügen die Forscher. Auch im Bereich der nicht-interventionellen Datenerhebungen und bevölkerungsweiten Studien habe Deutschland im internationalen Vergleich nur mäßig abgeschnitten. Hier müssten dringend die Rahmenbedingungen verbessert und die Digitalisierung des Gesundheitswesens umgesetzt werden. Denn die Therapieentwicklung laufe auch nach dem Ende der Pandemie weiter. So liste das internationale Verzeichnis Pharmaprojects Database dazu derzeit mehr als 650 laufende Arzneimittelprojekte zur COVID-19-Behandlung auf.

Auch an zahlreichen anderen Impfstoffplattformen werde – unter anderem an Pan-Coronavirus-Impfstoffen – weiter geforscht. Denn mit Blick auf die Zukunft bestehe Bedarf an möglichst breit verfügbaren und an unterschiedliche Erreger adaptierbaren Impfstoffen. Außerdem würden Impfstoffe erprobt, die möglichst Infektionen und Infektiosität noch stärker verhindern sollen.

„Viele der durch die Pandemie angestoßenen Projekte werden erst in einigen Jahren Resultate liefern. Die jedoch dürften dann der Medizin weit über die Infektiologie hinaus zugutekommen – bei der Therapie von Autoimmunkrankheiten etwa, oder auch im Bereich Immunonkologie sowie dem weiten Feld der Gesundheitsvorsorge,“ prognostizierte Prof. Dr. Stefan Endres vom Klinikum der LMU München.

Die gemeinnützige Paul-Martini-Stiftung fördert die Arzneimittel- und die Arzneimitteltherapieforschung. Ihr Ziel ist, den wissenschaftlichen Dialog zwischen medizinischen Wissenschaftlern in Universitäten, Krankenhäusern sowie der Forschung und der Gesundheitspolitik zu fördern.

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