Sie wurden erfolgreich abgemeldet!

Partizipative Patientenkommunikation

Wie sprechen Sie mit Kindern?

ck
Praxis
Wenn Kinder oder Jugendliche in die Praxis kommen, läuft die Kommunikation oft über die Eltern. Ein neuer Report zeigt: Diese Herangehensweise stößt nicht immer auf Zustimmung. Aber wie man man es richtig?

Fühlen sich Heranwachsende beim Arzt und Zahnarzt gehört, ernst genommen und einbezogen? Die Stiftung Kindergesundheit hat 1.000 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 17 Jahren – und ihre Eltern – gefragt.

Das sind die – repräsentativen – Ergebnisse

  • Gut ein Viertel der Eltern gibt an, dass die Ärztin/der Arzt ihr Kind beim letzten Besuch nicht oder eher nicht in Entscheidungen über die Behandlung oder Untersuchungen einbezogen hat. Je jünger das Kind ist, desto häufiger ist das der Fall.

  • 37 Prozent der Eltern haben den Eindruck, dass ihr Kind eher wenig beziehungsweise sehr wenig bei der Ärztin/dem Arzt mitentscheiden kann, wenn es um seinen Körper und seine Gesundheit geht.

  • 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen finden, dass während des letzten Praxisbesuchs primär mit den Eltern gesprochen wurde. 28 Prozent berichten, dass die Ärztin/der Arzt hauptsächlich mit ihnen geredet hat; dies trifft umso häufiger zu, je älter das befragte Kind ist.

  • 88 Prozent der Kinder fühlten sich beim letzten Arztbesuch ernst genommen, 8 Prozent nicht.

  • 34 Prozent der Heranwachsenden erklärte der Arzt/die Ärztin nur teilweise oder gar nicht, was untersucht wird oder warum sie eine bestimmte Behandlung brauchen. Je älter die Kinder, desto häufiger wurden ihnen Diagnostik und Therapie erläutert.

  • 42 Prozent der Kinder geben an, dass die Ärztin/der Arzt wissen wollte, ob sie Fragen oder Wünsche zur Untersuchung oder Behandlung haben; bei 45 Prozent passierte das nicht. 43 Prozent haben nur teilweise oder gar nicht verstanden, was der Arzt/die Ärztin erklärt hat.

  • 30 Prozent der Kinder und Teenager meinen, dass sie beim Arzt/der Ärztin nur wenig oder eher wenig mitentscheiden dürfen. 55 Prozent von ihnen wollen mehr Mitspracherecht.

Das denken die Eltern

Auch Kinder haben das Recht auf verständliche Arztinformationen

Partizipation bezeichnet die Beteiligung, Teilhabe, Mitwirkung oder Einbeziehung von Personen oder Gruppen bei Entscheidungsprozessen sowie das Empowerment zu Entscheidungen, die ihr Leben betreffen. Im Kontext von Kindern und  Jugendlichen gehört dazu insbesondere das Recht, gehört zu werden, altersgerecht informiert zu werden und aktiv an Entscheidungen mitzuwirken. Ihr Recht auf Partizipation ist in Artikel 12 Abs. 1 der UN-Kinderrechtskonvention (UN-KRK) verankert, die 1992 auch von der Bundesrepublik Deutschland angenommen wurde. Darin steht, dass Kinder und Jugendliche in allen Angelegenheiten, die sie betreffen, ihre Meinung frei äußern dürfen und dass diese Meinung ihrem Alter und ihrer Reife entsprechend beachtet wird. Dies schließt auch eine Berücksichtigung von Kindern und Jugendlichen in der eigenen Gesundheitsversorgung ein. Das heißt, dass sie in Entscheidungen über diagnostische und therapeutische Maßnahmen einbezogen werden, altersgerecht über medizinische Sachverhalte informiert werden und ihre Meinung äußern sowie Fragen stellen können.

Stiftung Gesundheit

Mögliche Hindernisse, die eine angemessene Beteiligung erschweren, sehen die Eltern häufig darin, dass ihr Kind sich nicht traut, Fragen zu stellen oder Wünsche zu äußern (38 Prozent), dass Ärztinnen und Ärzte nur oder vorwiegend mit den Eltern sprechen (31 Prozent) und dass ihr Kind inhaltlich überfordert ist (29 Prozent).

Außerdem finden sie, dass sich die Mediziner oft zu wenig Zeit für die Fragen oder Wünsche des Kindes nehmen (20 Prozent), es an kindgerechten Informationen fehlt (19 Prozent), das Kind wenig Interesse hat (19 Prozent) und dass die Mediziner eine nicht altersangemessene Sprache verwenden (13 Prozent). Nur wenige Sorgeberechtigte (5 Prozent) wollen ihr Kind nicht an solchen Entscheidungen beteiligen.

„Mir wäre wichtig, dass freundlicher mit mir gesprochen wird und man mich ernst nimmt.“

Zitat eines Kindes aus der Umfrage

Mädchen werde eine angemessene Beteiligung dadurch erschwert, dass sie sich oft nicht trauen, Fragen zu stellen oder Wünsche zu äußern sowie kindgerechte Informationen fehlen. Bei Jungen wird häufiger mangelndes Interesse als mögliche Hürde genannt.

Das denken die Kinder

Fast der Hälfte der Kinder würde es nach eigener Einschätzung helfen, wenn die Ärztin oder der Arzt ihnen die Dinge einfacher erklären würde. Als hilfreich würde es etwa jedes vierte Kind außerdem empfinden, wenn man mehr direkt mit ihm sprechen (29 Prozent) beziehungsweise sich mehr Zeit für seine Fragen nehmen würde (27 Prozent). Eine Info-Broschüre oder ein Erklär-Buch würde es 15 Prozent der Kinder leichter machen, bei Fragen rund um die eigene Gesundheit mitzuentscheiden.

„Ich würde mich über eine Belohnung freuen – zum Beispiel Gummibärchen und bunte Pflaster!“

Zitat eines Kindes aus der Umfrage

Je älter die Kinder sind, desto häufiger wollen sie mitentscheiden dürfen, wenn es um die eigene Gesundheit geht. Zwischen Jungen und Mädchen gibt es dabei keine größeren Unterschiede.

Im Auftrag der Stiftung Kindergesundheit führte forsa eine Eltern-Kind-Befragung zur „Partizipation von Kindern und Jugendlichen in der Gesundheitsversorgung“ durch, mit dem Ziel zu erfahren, ob Kinder und Jugendliche die Möglichkeit der Partizipation in ihrer eigenen Gesundheitsversorgung haben. Für die repräsentative Online-Befragung wurden die Daten von 1.006 Sorgeberechtigten und jeweils einem zugehörigen Kind beziehungsweise Jugendlichen im Alter von 8 bis 17 Jahren erhoben.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.