Studie zur Seroprävalenz in Deutschland

Wie viele Infektionen gab es bisher wirklich?

LL
Gesellschaft
Wie hoch ist die Quote der tatsächlich mit SARS-CoV-2-Infizierten in Deutschland, einschließlich der durch Tests nicht erfassten asymptomatischen Personen? Eine serielle Studie liefert Ergebnisse.

Ausgewertet wurden in der Multilokalen und Seriellen Prävalenzstudie zu Antikörpern gegen SARS-2-Coronavirus in Deutschland (MuSPAD) Blutproben von 25.712 Teilnehmern zwischen 18 und 99 Jahren. Anhand der Seroprävalenz wurde die Häufigkeit spezifischer Antikörper in den Blutseren, die auf eine bestehende oder durchgemachte Infektionskrankheit hinweisen, untersucht. Dafür wurden die Spike-S1-spezifische IgGs mit dem SARS-CoV-2-IgG-ELISA gemessen.

50 Prozent der Teilnehmer waren komplett symptomlos

Die Studie erfasste zwischen Juli und Dezember 2020 sowie Februar bis Mai 2021 das Infektionsgeschehen. Dafür wurden zufällig ausgewählte Teilnehmer aus sieben Stadt- und Landkreisen, die zum Studienzeitpunkt noch nicht gegen COVID-19 geimpft waren, ausgewählt und untersucht. Die Hälfte gab an, keine Symptome festgestellt zu haben, 9 Prozent berichteten von leichten Symptomen, 11 Prozent gaben an, Kontakt zu einem Infizierten gehabt zu haben. 15,4 Prozent hatten sich in Quarantäne begeben müssen.

Die Blutproben wurden mit den gemeldeten Infektionen abgeglichen und der Zusammenhang zwischen Seropositivität und demografischen, sozioökonomischen und gesundheitlichen Faktoren ermittelt. Zudem wurden selbst­berich­tete PCR- und Antigentestergebnisse ausgewertet.

Jede achte Person in Quarantäne war Infiziert

Ergebnis: Die Seroprävalenz lag bei Ungeimpften im Zeitraum von Juli bis Dezember 2020 bei 1,3 bis 2,8 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sie stieg dann zwischen Februar und Mai 2021 auf 4,1 bis 13,1 Prozent an. Besonders hoch war die Seroprävalenz in Chemnitz mit 35 Prozent. Die Infektionssterberaten bewegten sich von 0,8 bis 2,4 Prozent in fast allen Stichproben-Regionen. Von 8,5 Personen in Quarantäne war im Durchschnitt eine Person infiziert. Laut Auswertung war ein geringerer Bildungsstandard mit einer höheren; Rauchen hingegen mit einer niedrigeren Seropositivität assoziiert.

Die Ergebnisse sollen helfen, eine Datenlücke zu schließen, da Informationen zu den Infektionszahlen vorrangig von den gemeldeten Positiv-Fällen über die Gesundheitsbehörden erfolgen.

Gornyk, D. et al., „SARS-CoV-2 seroprevalence in Germany—a population-based sequential study in seven regions.” Dtsch Arztebl Int 2021; 118.DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0364(online first).

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