"Wir wollen Kompetenzen bündeln"
zm-online: Herr Berger, Sie sind ab Januar Vorsitzender der KZV Bayerns. Derzeit sind Sie als Präsident der Landeszahnärztekammer Bayerns im Amt. Die Führungsspitze von Kammer und KZV in einer Hand: Ist das jetzt ein neues Zukunftsmodell für Bayern? Und für alle Körperschaften bundesweit?
Christian Berger: Erlauben Sie mir zunächst den Hinweis, dass wir im Team agieren. Gemeinsam mit meinem Kollegen Dr. Rüdiger Schott wollen wir im Vorstand der KZVB Kompetenzen bündeln und Synergien schaffen. Wir werden die Verantwortung auf mehrere Schultern verteilen und können uns dabei auch auf eine effizient arbeitende Verwaltung in beiden Körperschaften verlassen.
Wichtig ist uns, dass die Synergieeffekte, die sich aus der Zusammenarbeit ergeben können, für die einzelne Vertragszahnärztin, den einzelnen Vertragszahnarzt erfahrbar werden. Die Kooperation bei Fortbildung, Qualitätsmanagement oder Beratung, auch bei der Patientenberatung soll das vorhandene Leistungsangebot der Körperschaften optimieren und Reibungsverluste künftig vermeiden. Wenn das in Bayern als Modell funktioniert, hätte ich nichts dagegen, wenn andere dem Beispiel folgen. Ob der bayerische Weg dann Nachahmer findet, wird sich zeigen.
Welche Weichen wollen Sie stellen und was sind Ihre Hauptziele als neuer KZV-Vorsitzender?
Wir stehen für Transparenz, für die Stärkung der Selbstverwaltungselemente in der KZV und für eine bessere Zusammenarbeit zwischen den Körperschaften. Gleichzeitig wollen wir der Stimme der bayerischen Zahnärzte in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik mehr Nachdruck verleihen. Wenn wir Erfolg haben wollen, müssen wir mit einer Stimme sprechen. Dabei gilt unser Hauptaugenmerk einer Verminderung des Verwaltungsaufwandes in den Praxen sowie einer angemessenen Vergütung zahnärztlicher Leistungen. Hier sind wir auf die konstruktive Zusammenarbeit mit den Krankenkassen, ebenso aber auch mit dem Landes- wie Bundesgesetzgeber angewiesen. In diesem Sinne werden wir uns auch in die Arbeit der Bundes-KZV einbringen.
Wie wollen Sie den engen Draht zur zahnärztlichen Basis und zu mehr Praxisnähe gewährleisten?
In der Kammer haben wir bereits vor einigen Jahren begonnen, Beratung vor Ort, heißt also in der Praxis, anzubieten. Unser Modell des Außendienstes dürfte bundesweit einzigartig sein. Aus den Rückmeldungen und Anfragen wissen wir, dass diese Dienstleistung einer zahnärztlichen Körperschaft nicht nur begrüßt, sondern auch hundertfach pro Jahr angenommen wird.
Vergleichbares kann ich mir auch in der Kassenzahnärztlichen Vereinigung vorstellen. Ähnliches gilt für die Einrichtung eines Ombudsmanns oder einer Ombudsfrau. Hier soll den Mitgliedern der KZVB Gelegenheit zu einem kritischen Feedback, was die Arbeit von Vorstand und Verwaltung angeht, gegeben werden. Darüber hinaus wird unser Team auch in der Fläche sehr präsent sein, das heißt, in den Bezirksstellen der KZV, in den Obmannsbezirken und bei Veranstaltungen vor Ort.
Welches sind Ihre Hauptgründe als langjähriger Kammerexperte, sich jetzt der KZV-Arbeit zu widmen?
Ich sehe vor allem die Chance, die Auseinandersetzungen zwischen den großen zahnärztlichen Körperschaften in Bayern, bei denen die eigentliche Arbeit gelegentlich in den Hintergrund trat, zu beenden; meine vielfältigen Erfahrungen in der zahnärztlichen Selbstverwaltung, unter anderem als Delegierter zur KZBV und KZVB, und in Berufs- und Fachverbänden werden dabei hilfreich sein.
Mein Ziel und das Ziel meines Teams im Freien Verband Deutscher Zahnärzte ist es, die Standespolitik in Bayern zu befrieden, ihr neue Perspektiven zu geben und am Ende wieder erfahrbar zu machen, dass alle Verantwortlichen dem Berufsstand dienen und nicht umgekehrt. Mit diesem Programm ist unser Team, bin auch ich persönlich zur KZVB-Wahl angetreten. Und mit diesem Programm haben wir das Vertrauen unserer Kolleginnen und Kollegen und die Wahl zur Vertreterversammlung gewonnen.
Dieses Programm hat dann weit über die Delegierten des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte hinaus Zustimmung in der konstituierenden Vertreterversammlung gefunden. Diese breite Zustimmung motiviert, die großen Herausforderungen, vor denen wir in der Gesundheitspolitik stehen, gerade mit Blick auf die Bundestagswahl 2017 und die bayerische Landtagswahl 2018 in Angriff zu nehmen.
Aber wir bleiben auf dem Teppich. Angesichts der „Altlasten“ in der KZVB - und damit meine ich nicht nur das derzeit stillstehende Bauvorhaben, das unsere Vorgänger im Amt begonnen haben - werden wir in den kommenden Monaten jede Menge Arbeit haben, verlorengegangenes Vertrauen wieder aufzubauen.