Studie in Dänemark

Zähne liefern Erkenntnisse zur Pest

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Zahnmedizin
Forschende haben die Verbreitung der Pest im mittelalterlichen Dänemark dokumentiert – und zwar anhand von Analysen hunderter menschlicher Zähne.

Eine aktuelle Studie zeigt, dass Yersinia pestis – das Bakterium, das die Pest verursacht hat – immer wieder in die dänische Bevölkerung eingeschleppt wurde. Hierzu haben Forschende der McMaster University, der University of Sydney and der University of Melbourne Hunderte alter menschlicher Zähne aus Dänemark untersucht, um die seit Langem offenen Fragen über die Ankunft, das Fortbestehen und die Verbreitung der Pest in Skandinavien zu beantworten.

Dazu wurden historische Proben von fast 300 Skeletten genommen, die an 13 verschiedenen archäologischen Stätten im ganzen Land gefunden wurden und zwischen 1.000 und 1800 nach Christus gelebt haben. Über einen Zeitraum von 800 Jahren rekonstruierten die WissenschaftlerInnen die Genome von Yersinia pestis. Im Ergebnis konnten sie belegen, dass es immer wieder aus anderen Teilen Europas in die dänische Bevölkerung eingeschleppt wurde, möglicherweise durch menschliche Wanderungen, mit verheerenden Auswirkungen.

Die Zähne erklären das Fortbestehen der Pest

Die Forschenden rekonstruierten und sequenzierten die Genome von Y. pestis anhand von Fragmenten aus alten Zähnen, die Spuren von Infektionen über Jahrhunderte hinweg bewahren können. Sie verglichen die Pestgenome miteinander und mit ihren heutigen Verwandten und fanden positive Pestproben bei 13 Personen, die über einen Zeitraum von drei Jahrhunderten gelebt hatten. Neun dieser Proben lieferten genügend genetische Informationen, um evolutionäre Rückschlüsse auf das Fortbestehen der Pest in Dänemark zu ziehen.

Die Ergebnisse zeichnen ein Bild von städtischen und ländlichen Bevölkerungen, die von unerbittlichen Pestwellen heimgesucht wurden. Die Pest ist eine Nagetierkrankheit, aber die Ergebnisse deuten eindeutig darauf hin, dass sie durch den Menschen eingeschleppt wurde. Dies erfolgte entweder durch Nagetiere, die mit dem Menschen reisten, oder durch andere Vektoren, wie zum Beispiel Läuse, die sie befielen.

Die dänischen Y.-pestis-Sequenzen waren mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Stämmen aus anderen europäischen Ländern, einschließlich des Baltikums und Russlands, durchsetzt und stammten nicht aus einem einzigen einheimischen Cluster, der im Laufe der Jahrhunderte aus natürlichen Reservoirs wieder auftauchte.

Die Forschenden beschreiben auf Grundlage der Zahnanalysen das früheste bekannte Auftreten von Y. pestis in Dänemark in der Stadt Ribe 1333, das Auftreten des Schwarzen Todes in ländlichen Gebieten wie Tirup – wo es keine überlieferten historischen Belege gibt – und auch sein Verschwinden im Jahr 1649.

Die Methode ist auch für künftige Pandemien anwendbar

"Die Ergebnisse zeigen neue Zusammenhänge zwischen den Erfahrungen mit der Pest in der Vergangenheit und der Gegenwart auf und tragen zu unserem Verständnis der Verbreitung, der Muster und der Virulenz neu auftretender Krankheiten bei", sagt Hendrik Poinar, leitender Autor der Studie. "Wir können diese Studie und die von uns angewandten Methoden für die Untersuchung künftiger Pandemien nutzen."

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