Zahnersatz vom Kaffeeröster
Ab dem 16. Juli online und eine Woche später auch in den Geschäften können Kunden bei Tchibo für 24 Euro die "ZahnersatzCard" kaufen - bei rund 750 Filialen und dem florierenden Internetauftritt ein Angebot mit enormer Reichweite. Das Unternehmen selbst erwartet nach eigener Aussage eine große Nachfrage. In Kooperation mit dem Hamburger Zahnlabor Novadent sollen Kunden zwei Jahre lang "qualitativ hochwertigen Zahnersatz zu attraktiven Preisen erhalten, die bis zu 50 Prozent unter dem regulären Angebot liegen", heißt es bei Tchibo. Ausgenommen sei das Zahnarzthonorar.
Es gibt auch Beispielrechnungen für die Kunden. Ein Vollkeramik-Inlay soll es beispielsweise für 83 statt für 167 Euro, eine Vollkeramik-Korne für 120 statt für 184 Euro und zwei Zahnersatz-Teleskope für 799 statt für 922 Euro im Vergleich zum Standardpreis bei Novadent geben. Tchibo verspricht eine fünfjährige Garantie auf Material- und Herstellungsleistungen.
Fertigung in Manila
Gefertigt wird der Zahnersatz in der phlippinischen Hauptstadt Manila - in einem "Hightech-Labor unter deutscher Leitung und nach den Regeln des deutschen Medizinproduktegesetzes", wie das Unternehmen betont. 180 der insgesamt 228 Novadent-Angestellten arbeiten in Manila. "Da Material- und Lohnkosten dort erheblich niedriger sind als in Deutschland, sparen sie Kosten ein, die sie in Form von Billigangeboten an Patienten weitergeben können", erklärt der KZBV-Vorsitzende Dr. Jürgen Fedderwitz.
Das Unternehmen bittet laut offiziellem Statement die Kunden, die die Karte erwerben, sich zunächst in ihrer gewohnten Zahnarztpraxis zu erkundigen, ob sie diese dort einsetzen können. Wenn das nicht der Fall ist, könne der Patient im Online-Zahnarztfinder nach Novadent-Praxispartnern suchen, von denen das Zahnlabor nach eigenen Angaben rund 1000 in Deutschland hat. Das Unternehmen würde sich freuen, wenn es durch die Rabattaktion weitere Praxispartner dazugewinnen würde, heißt es bei Novadent.
"Angebot ist Marketingmaßnahme"
"Die Aktion ist eine reine Marketingmaßnahme, denn ausländischen Zahnersatz kann man auch ohne "ZahnersatzCard" bekommen - und spart somit die 24 Euro", bewertet BZÄK-Vizepräsident Prof. Dietmar Oesterreich das Angebot. Das Ansinnen der Patienten nach preiswertem Zahnersatz sei verständlich, aber ein Zahnarzt müsse gut überlegen, welchem Labor er sein Vertrauen schenkt. Denn er hafte für die gesamte Behandlung und damit auch für den Zahnersatz, der im Labor gefertigt wird.
"Es ist falsch zu vermitteln, der Patient entscheidet, wo der Zahnersatz hergestellt wird", sagt Oesterreich. "Der Zahnarzt allein haftet, also muss er auch entscheiden und keine Verträge zulasten seiner Person akzeptieren." Auch der Verband Deutscher Zahntechniker-Innungen verweist darauf, das Zahnersatz ein Therapiemittel des Zahnarztes sei, das er beim zahntechnischen Labor seiner Wahl beauftragt.
Langes Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Labor
Die KZBV befürchtet durch die Aktion eine mögliche Störung des Vertrauensverhältnisses zwischen Zahnarzt und Labor. "Je komplexer die prothetische Versorgung ausfällt und je höher der ästhetische Anspruch des Patienten ist, desto sinnvoller ist eine qualitätsgesicherte, wohnortnahe Versorgungskette und damit auch die Fertigung durch ein praxisnahes Labor", erklärt Fedderwitz. "Zahnärzte arbeiten daher häufig über viele Jahre vertrauensvoll mit ihren Laborpartnern zusammen."
Patienten mit "ZahnersatzCard" werden aber nicht allein gelassen. "Die Abstimmung über die Behandlung und damit auch über die Herstellung von Zahnersatz geschieht in einer auf Vertrauen basierenden Zahnarzt-Patienten-Beziehung", betont Oesterreich. Sein Rat an die Patienten: "Fragen Sie Ihren Zahnarzt auch im Hinblick auf die Herstellung von Zahnersatz und vertrauen Sie nicht Werbemaßnahmen, die ausschließlich einer GmbH dienen."