Studie aus der Schweiz

Zahnextraktion ohne Anästhesie

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Zahnmedizin
Klingt nach einer Foltermethode? Mit Hypnose soll es möglich sein. Forschende aus der Schweiz haben den Einsatz von Hypnose in der Zahnmedizin genauer unter die Lupe genommen.

Die Ergebnisse der Studie deuten darauf hin, dass Hypnose adjuvant zur Reduktion akuter (Zahn-)Schmerzen eingesetzt werden kann, solange bei Patienteninnen und Patienten eine Hypnotisierbarkeit – also eine gewisse Empfänglichkeit – besteht. Ob Hypnose ausreicht, um Zahnextraktionen ganz ohne Lokalanästhesie durchzuführen, bleibt allerdings fraglich.

Die American Psychological Association (APA) Division 30 definiert Hypnose als „Bewusstseinszustand mit fokussierter Aufmerksamkeit und reduzierter peripherer Wahrnehmung, der durch eine erhöhte Fähigkeit zur Reaktion auf Suggestion gekennzeichnet ist". [APA, 2014].

Die Studienautoren führen aus, dass eine Hypnose aus drei Hauptkomponenten besteht: „Absorption (Tendenz, sich vollständig auf eine wahrnehmende, imaginative oder ideelle Erfahrung einzulassen), Dissoziation (mentale Trennung von Verhaltenskomponenten, die normalerweise gemeinsam verarbeitet werden) und Suggestibilität (erhöhte Neigung, hypnotischen Anweisungen zu folgen)“ [Merz et al., 2022].

Insgesamt 27 Studien wurden in die Übersichtsarbeit aufgenommen, um die Anwendung von Hypnose in Zusammenhang mit zahnmedizinischen Behandlungen zu untersuchen. Hinter dem Begriff "Hypnose" können sich eine Reihe verschiedenster Techniken und Begriffe verbergen. Die Forschenden nennen hier zunächst die Unterscheidung zwischen Fremd- und Selbsthypnose. In den meisten einbezogenen Studien wurde die sogenannte „standardisierte hypnotische Induktion (Suggestion, Chiasson-Technik / Fixierung des Blicks) verwendet. Es wurden auch weitere Techniken erwähnt, von denen sich aber keine den anderen überlegen zeigte. 14 der inkludierten Studien bewerteten die WissenschaftlerInnen als qualitativ gut, die übrigen als mäßig.

Der Erfolg hängt von Hypnotisierbarkeit ab

Hypnose erwies sich als effektive Methode zur Schmerzreduktion, wenn sie zusätzlich zu einer Lokalanästhesie angewendet wurde. Auch postoperativ nahmen die Patientinnen und Patienten weniger Schmerzmittel ein. In zwei Studien klappte es demzufolge auch ganz ohne lokale Anästhesie. Der Erfolg einer Hypnose scheint maßgeblich von dem Grad der sogenannten Hypnotisierbarkeit eines Menschen abzuhängen. Die APA definiert diese als „Fähigkeit einer Person, während der Hypnose suggerierte Veränderungen der Physiologie, der Empfindungen, der Gefühle, der Gedanken oder des Verhaltens zu erleben". [APA, 2014]. In vier der 27 Studien wurde diese sogar als Einschlusskriterium verwendet.

Aufgrund der Heterogenität der Studien, der verschiedenen Hypnose-Methoden, der unterschiedlichen Hypnotisierbarkeit der ProbandInnen sowie der nicht einheitlichen Erfassung des Schmerzes kann zwar abgeleitet werden, dass Hypnose im Allgemeinen ein effektives Adjuvans zur Schmerzreduktion im zahnmedizinischen Bereich angesehen werden kann. Es sind allerdings weitere Studien notwendig, um eine präzisere Bewertung vorzunehmen.

Merz AE, Campus G, Abrahamsen R, Wolf TG. Hypnosis on acute dental and maxillofacial pain relief: A systematic review and meta-analysis. J Dent. 2022 Aug;123:104184. doi: 10.1016/j.jdent.2022.104184. Epub 2022 Jun 9. PMID: 35691451. <link xlink:href="" xlink:role="censhare:///service/masterdata/asset_rel_typedef;key=actual." target="new-window" url-fragment="https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0300571222002408?via%3Dihub" seo-title="" follow="follow">www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0300571222002408

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