Zahnmedizin Österreich: NC-Flüchtlinge legalisiert?
2006 wurde in Österreich die Quotenregelung eingeführt. Seitdem sind 75 Prozent der Plätze für Human-und Zahnmedizin für österreichische Abiturienten reserviert, 20 Prozent gehen an EU-Bürger und fünf Prozent an Nicht-EU-Bürger.
Diese Regelung wurde damals als Maßnahme gegen "Numerus-Clausus-Flüchtlinge" aus Deutschland eingerichtet, die sich verstärkt an österreichischen Unis eingeschrieben. Davor war es so, dass nur diejenigen in Österreich studieren durften, die in ihrem Heimatstaat eine Studienberechtigung für das jeweilige Fach besaßen. Diese Bestimmung hatte der Europäische Gerichtshof allerdings alsbald gekippt.
Diskriminiert die Quote EU-Bürger?
Wie DiePresse.com meldet, wurde mit Einführung der Quote auch die Zahl der Anfänger-Studienplätze für Human- und Zahnmedizin an den öffentlichen Unis auf 1.500 beschränkt. Mittlerweile sind es dem Bericht zufolge 1.620; ab 2022: 1.800. Dagegen ging Brüssel jedoch wegen der Diskriminierung von EU-Bürgern vor.
Bis Ende 2016 wurde Österreich indes ein Moratorium gewährt: Das Land sollte bis dahin die Möglichkeit bekommen, nachzuweisen, dass ohne Quote die medizinische Versorgung des Landes nicht gewährleistet ist - etwa, weil Studenten aus Deutschland als größte Gruppe nach ihrem Studienabschluss Österreich wieder verlassen und dem hiesigen Gesundheitssystem damit nicht zur Verfügung stehen.
Ein 180 Seiten starker Überzeugungsbericht
Anfang Oktober 2016 schickte Österreich Medienberichten zufolge einen rund 180 Seiten starken Bericht nach Brüssel, der diese drohende Entwicklung belegen sollte. Ob das Vertragsverletzungsverfahren eingestellt wird, muss jetzt das Kollegium der EU-Kommissare beschließen. Bei ihrer kommenden Tagung nächsten Mittwoch in Brüssel wird mit einer Entscheidung gerechnet. Dass die Quote für Mediziner verlängert wird, gilt als wahrscheinlich.
Kein Vorsorgungsmangel für Zahnmedizin
Verlängert werden dürfte die Regelung aber definitiv nur für Allgemeinmediziner: Für den viel kleineren Bereich der Zahnmediziner hat Österreich dem Vernehmen nach bisher keinen ausreichenden Nachweis für die Gefahr einer bedrohten zahnmedizinische Versorgung erbracht. Nur 144 der 1.620 Medizin-Studienplätze entfällt auf angehende Zahnmediziner. Laut DiePresse.com sind das an der Medizin-Uni Wien 80 der insgesamt 740 Studienplätze, in Graz 24 von 360 und in Innsbruck 40 von 400. An der Medizin-Fakultät Linz (derzeit 120 Studienplätze) kann nur Humanmedizin studiert werden.
Das hieße für deutsche Zahnmedizinstudentenanwärter ohne Einser-NC: Auch als NC-Flüchtling hätten sie dann wieder das gleiche Recht auf einen Studienplatz wie ihre österreichischen Studienplatzbewerber. Also auf nach Österreich?