Sylter Woche

Zahnmedizin trifft an der Nordsee Medizin

sr
„Kleine Ursache – Große Wirkung – Zahnmedizin trifft Medizin!“ So lautet das Motto der 64. Sylter Woche, die bis zum Freitag erstmals seit 2019 wieder in Präsenz stattfindet. Im Mittelpunkt des ausgebuchten Fortbildungskongresses der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein steht dabei die Verbindung von Zahnmedizin und Medizin.

Nach dem ersten und einzigen Ausfall der Sylter Woche im Jahr 2020 und einer reinen Online-Veranstaltung im vergangenen Jahr findet der Fortbildungskongress in diesem Jahr auch wieder in Präsenz statt. Bis zum Freitag können rund 550 Kongressgäste vor Ort auf der Nordseeinsel Vorträge und Seminare besuchen. Außerdem haben sich laut Veranstalter 276 Interessierte für eine Online-Teilnahme an den Vorträgen angemeldet. Insgesamt besteht der Kongress aus 24 Seminaren für Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie neun Seminare für Zahnmedizinische Fachangestellte. Außerdem stehen 20 Vorträge auf dem Programm.

Der Kongresstitel „Kleine Ursache – Große Wirkung“ bezieht sich laut Dr. Andreas Sporbeck, Vorstand Fort- und Weiterbildung bei der Zahnärztekammer Schleswig-Holstein, darauf, dass kleine Nachlässigkeiten in der allgemeinen Anamnese zu großen – negativen – Wirkungen beim Patienten führen können.

Dr. Michael Brandt, Präsident der Zahnärztekammer, sieht viel Potenzial für die Versorgung der Patienten bei einem besseren Zusammenspiel von Zahnmedizin und Medizin. Allerdings hätten Zahnmediziner mögliche Verbindungen zu anderen Krankheiten eher im Blick als Ärzte die zahnmedizinischen Implikationen, erklärte Brandt bei einem Pressegespräch im Anschluss an die Eröffnung.

Beispielhaft für eine gute Zusammenarbeit nannte er den Kontakt zwischen dem von ihm geleiteten Ausschuss Prävention der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) und der Deutschen Diabetes Gesellschaft. „Es gibt Korrelationen, dass Erkrankungen des Zahnhalteapparates, also Parodontitis, Auswirkungen auf den HbA1c-Wert haben. Da ist es gut, wenn auch die ärztlichen Kollegen daran denken, die Patienten in die Zahnarztpraxen zu verweisen. Wir sind da auf offene Ohren gestoßen“, zeigte sich Brandt optimistisch und betonte gleichzeitig: „Wir müssen hier aber etwas lauter sein und uns bemerkbar machen.“ Aus seiner Sicht führt der richtige Weg dafür über die ärztlichen Fachgesellschaften sowie auf politischer Ebene über die Bundesärztekammer.

Benz: "Auf dem Rücksitz oder auch mal am Steuer?"

„Die Sylter Woche ist der Leuchtturm in der Fortbildung in Deutschland“, erklärte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz am Montag in seinem Grußwort auf Sylt. In seiner Rede zur Eröffnung nahm Benz Bezug zum Deutschen Ärztetag, der eine Woche zuvor in Bremen stattgefunden hatte. Er zeigte sich erfreut, dass dort und bei der Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung deutliche Worte gegen die fortschreitende Einflussnahme von Fremdkapital in die Medizin gefunden worden seien.

„Es ist schön, dass wir die Ärzte an dieser Stelle jetzt an unserer Seite wissen“, sagte Benz und betonte, dass man sich nicht darauf verlassen könne, dass die Politik die von ihr geöffnete „Büchse der Pandora“ wieder schließt. „Hier wird in die Taschen der Versicherten gegriffen“ erklärte Benz mit Blick auf die Rendite-Orientierung von Fremdinvestoren. Er mahnte die Zahnärztinnen und Zahnärzte, sich selbst zu helfen. „Wir müssen aufhören, die kleinen Strukturen schlecht zu reden“, unterstrich Benz. Auch müsse die Jugend sich überlegen, „ob sie ihr Leben auf dem Rücksitz verbringen will oder ob sie auch mal das Steuer übernehmen möchte“. Außerdem sollten ältere Zahnärztinnen und Zahnärzte darüber nachdenken, an wen sie ihre Praxen verkaufen wollen.

Schrader: "Keine Lust, halbfertige Produkte anwenden zu müssen"

Im Anschluss nahm Harald Schrader, Bundesvorsitzender des Freien Verbandes Deutscher Zahnärzte (FVDZ), in seinem Grußwort zur Sylter Woche die Digitalisierung im Gesundheitswesen ins Visier. „Ich ein großer Befürworter der Digitalisierung. Aber sie muss funktionieren. Ich habe keine Lust, halbfertige Produkte in meiner Praxis anwenden zu müssen“, erklärte Schrader.

Er wiederholte dazu vier grundlegende Forderungen für die weitere Digitalisierung: Der Patient müsse Souverän über seine Daten bleiben. Außerdem müssten alle Kosten, die im Rahmen der Digitalisierung anfallen, zu 100 Prozent übernommen werden. Eine klare Absage erteilte er Sanktionierungen. „Ein Produkt muss so gut sein, dass jeder sagt: Tolle Sache, das will ich haben.“ Daneben lehnte er die Haftung für Dinge, die Zahnärztinnen und Zahnärzte nicht zu verantworten haben, klar ab. Gleichzeitig zeigte sich Schrader aber überzeugt, dass man auch im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung „nicht auf unsere gute Handarbeit wird verzichten können“.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.