Zahnschmerzen? Opioide sind bei Kindern kontraindiziert!
Ein Experten-Gremium hatte festgestellt, dass Paracetamol, NSAIDs oder Paracetamol in Kombination mit NSAIDs bei bestimmungsgemäßem Gebrauch die Schmerzen eines Kindes nach einer Zahnextraktion oder bei Zahnschmerzen wirksam lindern können, wenn eine zahnärztliche Versorgung nicht sofort möglich ist. Diese und andere Empfehlungen wurden in der Septemberausgabe des Journal of the American Dental Association veröffentlicht.
Die Empfehlungen stehen im Einklang mit früheren Leitlinien der US-amerikanischen Food and Drug Administration (FDA), die 2017 die Verwendung von Codein und Tramadol bei Kindern unter 12 Jahren als kontraindiziert beurteilt hat, erläutert Dr. Paul Moore, Hauptautor der Leitlinie. "Während die Verschreibung von Opioiden an Kinder insgesamt seltener geworden ist, stellt diese Leitlinie sicher, dass sowohl Zahnärzte als auch Eltern über evidenzbasierte Empfehlungen verfügen, um die am besten geeignete Behandlung für Zahnschmerzen zu bestimmen."
11,8 Prozent aller Opioid-Verordnungen durch Zahnärzte
Die Leitlinie zitiert verschiedene Studien, denen zufolge die Schmerztherapie mit Opioiden in Zusammenhang mit zahnmedizinischen Behandlungen in den USA auch bei Kindern keine Seltenheit ist. Obgleich die Verschreibungszahlen durch Zahnärztinnen und Zahnärzte in den USA rückläufig sind, erhielten laut einer Studie über Opioidverordnungen für Kinder im Jahr 2019 insgesamt 1,1 von 100 Kindern im Alter von 0 bis 11 Jahren ein Opioidrezept [Chua et al., 2019]. Ivon allen Opioid-Verschreibungen bei Kindern bis elf Jahren konnten allein 11,8 Prozent auf Zahnärztinnen und Zahnärzte zurückgeführt werden.
Laut einer Studie wurde einem Großteil der Kinder, die ein Schmerzmittel aufgrund mäßiger bis starker Schmerzen benötigten, im Krankenhaus ein Opioid verabreicht. Erst im häuslichen Umfeld erhielt die Mehrheit der Kinder NSARs. Versicherungsdaten konnten zudem zeigen, „dass bei Kindern unter 11 Jahren mit einem Zahnarztbesuch und einer Opioid-Verschreibung der mediane Tagesvorrat des Opioids drei Tage und die mediane Tagesdosis 10,8 Morphin-mg-Äquivalente betrug". [Carrasco-Labra et al., 2023].
In der Leitlinie wurden die Dosierungen von Paracetamol und NSAIDs bewertet, die von den empfohlenen Dosierungen auf den Packungen der rezeptfreien Medikamente abweichen können. Wenn Paracetamol oder NSAIDs gemäß den Anweisungen eines Zahnarztes oder eines anderen Arztes verabreicht werden, sei das Risiko einer Schädigung von Kindern durch diese Medikamente gering, heißt es in dem Leitfaden.
Für die Wirkung von Kortikosteroiden auf akute Schmerzen nach chirurgischen Zahnextraktionen bei Kindern liegen keine Erkenntnisse vor.
"Diese klinische Verschreibungsrichtlinie ist ein entscheidender Schritt zur Unterstützung einer angemessenen Behandlung von akuten Zahnschmerzen bei Kindern durch den Einsatz von Paracetamol und NSAIDs", sagte Patrizia Cavazzoni, M.D., Direktorin des FDA Center for Drug Evaluation and Research. Sie hofft, dass die Leitlinie dazu beiträgt, unnötige Verschreibungen von Medikamenten mit Missbrauchspotenzial, einschließlich Opioiden, zu verhindern.
Dies ist die erste von zwei Leitlinien zur Behandlung akuter Zahnschmerzen. Eine zweite Reihe von Empfehlungen für Jugendliche und Erwachsene ist in Vorbereitung.
Carrasco-Labra A, Polk DE, Urquhart O et al. Evidence-based clinical practice guideline for the pharmacologic management of acute dental pain in children: A report from the American Dental Association Science and Research Institute, the University of Pittsburgh School of Dental Medicine, and the Center for Integrative Global Oral Health at the University of Pennsylvania. J Am Dent Assoc. 2023 Sep;154(9):814-825.e2. doi: 10.1016/j.adaj.2023.06.014. PMID: 37634915.