Bundesinstitut für Risikobewertung BfR

Zu viel Vitamin D kann (doch) schaden

br
Medizin
Hochdosierte Nahrungsergänzungsmittel mit Vitamin D helfen gesunden Menschen nicht, können in Einzelfällen aber schaden. Zu diesem Fazit kommt eine Auswertung des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Bislang gilt vielfach eine Überdosierung von Vitamin D allenfalls bei exzessivem Gebrauch von Supplementierungen als möglich. Eine solche Vergiftung durch zu viel Vitamin D zeigt sich durch eine signifikante Erhöhung der Kalziumwerte im Blut. Symptome einer Hyperkalzämie können unter anderem Verstopfungen, Übelkeit, Müdigkeit, Muskelschwäche bis hin zu Herzrhythmusstörungen sein. Bei langanhaltender Hyperkalzämie steigt das Risiko von Nierensteinen, Nierenverkalkung und irreversiblen Beeinträchtigungen der Nierenfunktion.

Doch auch unterhalb der Schwelle exzessiven Konsums hochdosierter Vitamin D-Nahrungsergänzungen kann es zu gesundheitlichen Risiken kommen. Darauf machen Experten des Bundesinstituts für Risikobewertung nach der Auswertung wissenschaftlicher Daten zu möglichen gesundheitlichen Risiken von Vitamin-D-Supplementierungen aufmerksam: „Einige klinische Studien weisen […] darauf hin, dass bereits die tägliche zusätzliche Gabe von 4.000 IE (100 μg) Vitamin D über längere Zeit im Vergleich zum Placebo beziehungsweise geringeren Vitamin-D-Dosierungen die Knochendichte bei älteren Frauen stärker verringern und das Risiko von Stürzen steigern kann. Auch führte diese Dosis bei langfristiger Einnahme bei herzkranken Menschen zu einer Verschlechterung der Herzfunktion.“

Korrelationen von zu viel und zu wenig Vitamin D mit Herz-Kreislauf-Mortalität

„Darüber hinaus weisen eine Reihe von großen Kohorten-Studien auf einen U- beziehungsweise reverse-J-förmigen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-D-Status und der Gesamt- sowie der Herzkreislauf-Mortalität hin. Demnach korrelieren sowohl 25-OH-D-Serumkonzentrationen unterhalb von 30-40 nmol/L als auch oberhalb von 75 nmol/L positiv mit der Gesamt- und Herzkreislauf-Mortalität. Auf Basis der vorliegenden klinischen Studien wurde gezeigt, dass Serumkonzentrationen von mehr als 75 nmol/L durch langfristig tägliche Zufuhrmengen von 4000 IE (100 μg) Vitamin D erreicht werden können, selbst bei Personen mit zunächst vorliegendem Vitamin-D-Mangel“, schreiben die Autoren des BfR. Dabei weisen sie einschränkend darauf hin, dass aus den epidemiologisch ermittelten Korrelationen noch keine kausalen Zusammenhänge abgeleitet werden können.

BfR: Tagesdosis von 20 µg Vitamin D ist unbedenklich

Für gesundheitlich unbedenklich halten die Experten des BfR Ergänzungen mit Tagesdosen von 20 µg (800 IE) Vitamin D: „Wer Vitamin D ergänzen möchte: Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 20 µg Vitamin D pro Tagesdosis sind auch langfristig gesundheitlich unbedenklich und reichen aus, um die Serumkonzentration des Blutmarkers 25-Hydroxyvitamin D auf angemessene 50 Nanomol (nmol) pro Liter (L) zu heben – auch ohne die Bildung über die Sonnenbestrahlung. Bei Kindern ab 1 Jahr und Erwachsenen entspricht die Dosis von 20 µg pro Tag dem Schätzwert der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für eine angemessene Zufuhr an Vitamin D bei fehlender endogener Synthese.“

Kombinationen mit Vitamin K

Hochdosierte Vitamin-D-haltige Nahrungsergänzungsmittel werden oft mit Vitamin K, insbesondere Vitamin K2, kombiniert. Inwieweit sich die Interaktion dieser beiden Vitamine auf die Gesundheit auswirkt, ist gegenwärtig nicht hinreichend wissenschaftlich erforscht, betont das BfR. Für eine zuverlässige Risikobewertung zu Kombinationen von Vitamin D mit Vitamin K lägen nicht genügend Daten vor. Die Behauptung, dass Vitamin K2 bei gleichzeitig hoher Vitamin D-Aufnahme das Risiko einer Gefäßverkalkung senkt, sei wissenschaftlich nicht belegt.

Für Vitamin K empfiehlt das BfR, einem Nahrungsergänzungsmittel nicht mehr als 80 µg Vitamin K1 oder nicht mehr als 25 µg Vitamin K2 pro Tagesdosis zuzusetzen. Menschen, die bestimmte blutgerinnungshemmende Medikamente (Antikoagulanzien vom Cumarin-Typ) etwa zur Thrombose-Prophylaxe einnehmen, sollten Vitamin K grundsätzlich nur unter ärztlicher Kontrolle einnehmen, denn Vitamin K kann die therapeutische Wirkung dieser Mittel abschwächen.

Die Auswertung des BfR ist hier verfügbar.

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