Studie der Uni Leipzig

Zu wenig Aufklärung vor Endoprothesen-OP

nl
Zahnmedizin
Vor der Implantation einer Endoprothese sind viele PatientInnen häufig nicht ausreichend über Zusammenhänge mit der Mundgesundheit informiert.

Forschende der Universität Leipzig haben in einer Studie zusammengetragen, wie informiert PatientInnen in Bezug auf einen möglichen Zusammenhang von Mundgesundheit und Endoprothesen-Infektionen sind und wie behandelnde ÄrztInnen damit umgehen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich nur rund ein Drittel (35,5 Prozent) der PatientInnen ausreichend informiert fühlt.

Um einer Infektion einer Endoprothese vorzubeugen, sollte auch die Mundhöhle als mögliche Infektionsquelle in Betracht gezogen werden – auch wenn Zusammenhänge bis heute kontrovers diskutiert werden. „Obwohl eindeutige Beweise für durch orale Erkrankungen verursachte Endoprothesen-Infektionen nach wie vor unklar sind, wurden mehrere Implikationen für die zahnärztliche Versorgung von Patienten vor einer Endoprothese diskutiert“, erklären die StudienautorInnen. Sie empfehlen „(…) die Sanierung oder Entfernung aller potenziellen Infektionsherde im Mund, an den Zähnen, am Zahnhalteapparat und im Kiefer (…).“ [Schmalz et al., 2023].

Nur knapp jede(r) Dritte führt eine Interdentalraumhygiene durch

Für die Studie beantworteten 172 Probandinnen und Probanden, denen die Implantation einer Endoprothese bevorstand, vorab einen Fragebogen zu Mundgesundheitsverhalten, etwaigen Beschwerden und der Aufklärung über mögliche Zusammenhänge postoperativer Infektionen und der Mundgesundheit. Gleichzeitig wurden deutschlandweit OrthopädInnen dazu befragt, inwieweit sie über die Zusammenhänge von Mundgesundheit und Endoprothesen informiert sind und ob sie ihren PatientInnen vor der Operation zu einer zahnärztlichen Konsultation geraten haben.

Die Ergebnisse zeigen, dass sich lediglich 35,5 Prozent der PatientInnen vor der Implantation einer Endoprothese ausreichend über die Zusammenhänge von Mundgesundheit und möglichen Infektionen informiert fühlten. Nur rund die Hälfte der Befragten gab an, regelmäßig eine professionelle Zahnreinigung in Anspruch zu nehmen. Auch was die häusliche Mundhygiene betrifft, konnten Defizite aufgedeckt werden: nur rund 29 Prozent der Teilnehmenden führen regelmäßig eine Interdentalraumhygiene durch.

Nur jeder zweite Patient wird zu einem Zahnarzt überwiesen

Bei der Befragung der OrthopädInnen zeigte sich, dass die wenigsten in Kontakt mit einer zahnärztlichen Praxis stehen (nur 14 Prozent) – obwohl rund 92 Prozent angaben, über die Zusammenhänge informiert zu sein. Nur 48 beziehungsweise 43 Prozent überwiesen ihre PatientInnen vor der Operation mündlich oder schriftlich zu einer zahnärztlichen Kontrolle. Dennoch empfehlen 76 Prozent ihren PatientInnen nach der Operation eine antibiotische Abschirmung in Zusammenhang mit zahnärztlichen Behandlungen, obwohl „in der aktuellen Literatur und in internationalen Empfehlungen (…) keine Antibiotikaprophylaxe (…) mehr empfohlen“ wird [Schmalz et al., 2023].

Die Forschenden empfehlen vielmehr die Schaffung einer guten Mundgesundheit vor der Endoprothesen-Implantation sowie eine Sensibilisierung der PatientInnen für die Wichtigkeit, diese aufrechtzuerhalten.

Schmalz G, Lenzen C, Reuschel F, et al. Lack of oral health awareness and interdisciplinary dental care: a survey in patients prior to endoprosthesis and orthopaedic centres in Germany. BMC Oral Health. 2023 Feb 13;23(1):92. doi: 10.1186/s12903-023-02793-7. PMID: 36782181; PMCID: PMC9926854.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.