Studie aus Taiwan

Zusammenhang zwischen Fibromyalgie und Parodontitis?

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Zahnmedizin
Eine taiwanesische Forschergruppe erforschte mögliche Zusammenhänge zwischen Parodontitis und Fibromyalgie. Beide Erkrankungen scheinen sich bidirektional zu beeinflussen.

Forschende aus Taiwan untersuchten in einer aktuellen Studie, ob Zusammenhänge zwischen Parodontitis und dem Fibromylagiesyndrom (FMS) bestehen und kamen zu dem Ergebnis, dass sich beide Erkrankungen offenbar bidirektional beeinflussen. Für Parodontitis-Patienten konnte ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines FMS ermittelt werden und umgekehrt zeigte sich, dass FMS-Patienten ein erhöhtes Risiko haben, an einer Parodontitis zu erkranken. Die Studienergebnisse wurden kürzlich im Journal of Periodontology veröffentlicht.

Studie wertet Daten von fast 200.000 Parodontitis-Patienten Aus

Für die Studie nutzten die Wissenschaftler die National Health Insurance Research Database, die Gesundheitsinformationen von rund 99 Prozent der taiwanesischen Bevölkerung (23 Millionen Menschen) umfasst. Per Zufallsprinzip wurden anhand von Diagnoseschlüsseln 196.428 Parodontitis-Patienten ohne Vorgeschichte eines Fibromyalgiesyndroms (FMS) sowie 141.439 FMS-Patienten ohne Parodontitis-Vorgeschichte herausgefiltert und in zwei Gruppen unterteilt. Ebenso viele Patientinnen und Patienten, die in diesem Zeitraum weder an FMS noch an Parodontitis erkrankt waren, wurden per Zufallsprinzip den Kontrollgruppen zugeordnet. Risikofaktoren für FMS, wie zum Beispiel Autoimmunerkrankungen, galten als Ausschlusskriterium, ebenso Tabak – oder Alkoholsucht. Die Gesundheitsdaten der ausgewählten Patientinnen und Patienten wurden von 1997 bis zum Jahr 2013 verfolgt.

Parodontitis erhöht das Risiko für FMS – und umgekehrt

Die Studienergebnisse zeigen, dass FMS bei Frauen grundsätzlich häufiger auftritt, als bei Männern.Die deckt sich mit bereits bekannten Studienergebnissen. Weiterhin konnte bestätigt werden, dass die Wahrscheinlichkeit, an FMS zu erkranken, mit steigendem Alter zunimmt.

Bei Parodontitis-Patienten zeigte sich ein signifikant erhöhtes Risiko an FMS zu erkranken, im Gegensatz zur Kontrollgruppe. Dabei scheint hier das Risiko am größten bei im jungen Lebensalter an Parodontitis erkrankten Menschen zu sein (unter 30 Jahren). Zudem waren bei vorliegender Parodontitis wiederrum Männer etwas häufiger betroffen als Frauen. Dabei zeigen die Ergebnisse, dass das Risiko für ein FMS innerhalb der ersten fünf Jahre nach dem Auftreten der Parodontitis am höchsten ist und danach abnimmt. Andersherum wurde ebenfalls ein erhöhtes Risiko für das Auftreten einer Parodontitis beobachtet, wenn bereits einFMS vorlag. Auch hier waren die Ergebnisse signifikant.

Pathomechanismus nicht geklärt

Parodontitis steht in bidirektionaler Verbindung mit einer Reihe von Erkrankungen, so zum Beispiel Diabetes mellitus. „Einige Arbeiten deuten darauf hin, dass Parodontitis Autoimmunität auslöst und Patienten mit Autoimmunkrankheiten für Fibromyalgie prädisponiert sind; ist es daher wahrscheinlicher, dass Parodontitis auch mit einem höheren Fibromyalgie-Risiko verbunden ist?” [Ma et al., 2021]. Die genauen Pathomechanismen des bidirektionalen Zusammenhangs zwischen Parodontitis und dem FMS konnten die Forschenden in der vorliegenden Studie nicht abschließend klären.

Fibromyalgiesyndrom (FMS)Das Fibromyalgiesyndrom (FMS) beschreibt ein chronisches Schmerzsyndrom. Dieses kann an verschiedenen Regionen des Körpers auftreten, meist in Muskel- oder Gelenkbereichen, betrifft aber dabei aber nie direkt das Gelenk. Meist beginnen die Schmerzen im Rückenbereich und breiten sich dann auf die Extremitäten aus, begleitet von Schlafstörungen und Erschöpfung [Deutsche Rheuma-Liga].

Der Deutschen Rheuma-Liga zufolge tritt die Erkrankung bei Frauen bis zu sieben Mal häufiger auf als bei Männern, wobei durchschnittlich rund zwei von 100 Menschen von der Erkrankung betroffen sind. Die Ursachen sind nicht bekannt, es werde aber vermutet, dass psychische Belastungen eine entscheidende Rolle spielen. Überdies zeige sich eine Assoziation mit anderen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis.

Es können weitere Beschwerden im Zusammenhang mit dem Fibromyalgiesyndrom auftreten, wobei gemäß der deutschen Rheuma-Liga die folgenden am häufigsten sind: Kopfschmerzen, Magen- und Darmbeschwerden, Gefühlsstörungen an Händen und Füßen, Menstruationsbeschwerden, Herzrasen, Gedächtnis- und Konzentrationsstörungen, allgemein erhöhte Schmerzempfindlichkeit.

Ma KS, Lai JN et al., „Fibromyalgia and periodontitis: Bidirectional associations in population-based 15-year retrospective cohorts”, J Periodontol. 2021 Sep 20. doi:10.1002/JPER.21-0256. Epub ahead of print. PMID: 34542911.

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