Zwei Dritteln fällt ein Qualitätsvergleich der Kassen schwer
Eine neue repräsentative Umfrage von YouGov im Auftrag der SBK Siemens Betriebskrankenkasse zeigt: Zwei Drittel der Deutschen, nämlich 66 Prozent, fällt der Qualitätsvergleich zwischen den gesetzlichen Krankenkassen bislang schwer.
81 Prozent finden es daher gut, dass die Anbieter die Qualität ihrer Dienstleistung nun transparenter machen müssen. Wie die SBK meldet, fehlen aktuelle einheitliche und gut vergleichbare Qualitätskriterien für Krankenkassen, zum Beispiel zu deren Genehmigungs- und Ablehnungsquoten, den Widerspruchs- und Klagequoten oder der Bearbeitungsdauer von Anträgen. Auch das Urteil der Versicherten werde nicht systematisch erfasst und veröffentlicht.
Befragt wurden 2.009 Menschen ab 18 Jahren nach ihren Erwartungen: Was braucht es, damit Versicherte die Qualität einer Kasse gut einschätzen können? Laut den Ergebnissen der Umfrage wünschen sich viele Deutsche, dass der Qualitätsvergleich von Krankenkassen vereinfacht wird. Immerhin 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger würden ihren Anbieter wechseln, falls dieser bei einem Vergleich schlecht abschneidet. Nur knapp ein Viertel der Befragten ließe sich von zusätzlichen Informationen über die Services nicht beeinflussen. Sie blieben ihrer Krankenkasse ohnehin treu.
Gefragt wurde auch danach, welche Qualitätskriterien den Versicherten besonders wichtig sind. Demnach wünschen sich 77 Prozent der Männer und 75 Prozent der Frauen einen Einblick, wie schnell Krankenkassen Anträge bearbeiten. 74 Prozent der Befragten halten es für besonders wichtig, dass die Ablehnung von Anträgen verständlich begründet wird. Zudem wünschen sich drei Viertel der Befragten, dass im Fall einer Ablehnung direkt Alternativen angeboten werden. Wie oft Anträge abgelehnt werden, wollen 70 Prozent genau wissen. Und 72 Prozent fänden Erfahrungsberichte von anderen Versicherten hilfreich für ihre Entscheidungsfindung zur Kassenwahl.
Bisher bleibe den Versicherten bei der Kassenwahl nur der bewährte Blick auf Zusatzbeitrag und Leistungskatalog, heißt es in der Umfrage weiter. Beim Wechsel der Krankenkasse orientierten sie sich am häufigsten an den freiwilligen Zusatzleistungen (56 Prozent). Häufig genannt würden außerdem Bonusprogramme und Prämien (36 Prozent) sowie der gute Ruf der Kasse (31 Prozent). Gut ein Viertel der Deutschen lege zudem großen Wert auf den persönlichen Kontakt. Für sie sei eine nahegelegene Geschäftsstelle wichtig – unabhängig davon, ob in ihrem Haushalt ein Pkw vorhanden sei oder nicht. Die Standortnähe sähen vor allem die über 54-Jährigen als wichtiges Entscheidungskriterium (32 Prozent).
Transparenzberichte als fester Bestandteil der GKV gefordert
„Die Versicherten geben allen Krankenkassen hier einen klaren Auftrag,“ kommentiert Dr. Gertrud Demmler, Vorständigen der SBK, die Ergebnisse der Umfrage. „Sie wünschen sich Einblicke in das tatsächliche Agieren einer Kasse – sowohl über Kennzahlen als auch über die Erfahrungen anderer Versicherter. Unser Ziel als Kassengemeinschaft muss es sein, den Qualitätsvergleich so einfach wie den Preis-/Leistungsvergleich zu gestalten.“
Demmlers Auffassung nach sollten Transparenzberichte von Kassen nicht länger „nice-to-have“ sein, sondern fester Bestandteil der GKV sein. Die GKV-Gemeinschaft habe dazu eine Empfehlung in Form von 45 einheitlichen Mindestkriterien an das Gesundheitsministerium übergeben. Der Ball liege nun beim BMG, betont Demmler.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte im Sommer dazu bereits Pläne vorgelegt. So ist im geplanten Gesundheitsversorgungsstärkungsgesetz eine Regelung vorgesehen, die Leistungs- und Servicequalitätstransparenz von Kranken- und Pflegekassen zu erhöhen, und zwar durch Errichtung eines niederschwelligen, digitalen Informations- und Vergleichsangebots über die Servicequalität der gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherungen. Das Kabinett hat sich noch nicht mit dem Gesetzesentwurf – der vor allem mit Gesundheitskiosken und Primärversorgungszentren im Blick hat – befasst.