1,8 Millionen Alkoholabhängige

ck/dpa
Gesellschaft
Die Zahl der Alkoholabhängigen in Deutschland ist innerhalb weniger Jahre deutlich gestiegen - auf rund 1,8 Millionen. Insgesamt 7,4 Millionen Bundesbürger trinken mehr als die von Experten empfohlene Höchstmenge.

Junge Erwachsene unter 25 sind verstärkt alkoholabhängig, wie aus einer neuen Erhebung des Instituts für Therapieforschung in München hervorgeht. Weitere 1,6 Millione Erwachsene weisen Alkoholmissbrauch auf, haben also beispielsweise Eheprobleme wegen des Trinkens, gelten aber nach den offiziellen Kriterien nicht als abhängig. 

Zahl der Alkoholabhängigen um 36 Prozent gestiegen

Kernzahlen der Studie "Epidemiologischer Suchtsurvey" mit Daten aus dem Jahr 2012 wurden von dem Grünen-Drogenexperten Harald Terpe öffentlich gemacht. Terpe zeigte sich alarmiert. Seit 2006 sei die Zahl der Alkoholabhängigen um 36 Prozent gestiegen. Damals seien es noch 1,3 Millionen gewesen.  Insgesamt rund 5,6 Millionen sind laut der Studie tabakabhängig. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass Tabak von allen Suchtstoffen am verbreitetsten ist, aber in der Suchthilfe kaum behandelt wird. 

Insgesamt 319.000 Erwachsene sind laut dem Survey abhängig von illegalen Drogen. Mindestens 2,3 Millionen Menschen sind von Schmerz-, Schlaf- oder Beruhigungsmitteln abhängig. Vor allem ältere Menschen liefen verstärkt Gefahr, wegen der Verordnung mehrerer Medikamente parallel und wegen der langen Einnahmedauer Schäden davonzutragen. 

Experten fordern effiziente Präventionsmaßnahmen

Die Studienautoren schreiben: "Die hohe Verbreitung psychischer Störungen durch Alkohol und Tabak macht die Dringlichkeit der Umsetzung effizienter Präventionsmaßnahmen deutlich." Auch Medikamentenmissbrauch sollte mehr beachtet werden. Terpe forderte den neuen Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) auf, "der Suchtprävention und -therapie mehr Energie als sein Vorgänger zu widmen". 

Dahinter stehen zahlreiche Familientragödien

"Hinter diesen Zahlen verbergen sich zahlreiche Familientragödien, denn mit den Abhängigen leiden auch ihre Familien und insbesondere die Kinder", sagte Terpe. Häufig warteten Abhängige monatelang auf die Genehmigung einer Therapie. "Auch zwischen Entgiftung und Therapie entstehen oft wochenlange Wartezeiten." 

Das Bundesgesundheitsministerium betonte, dass zugleich der durchschnittliche Alkoholverbrauch zurückgegangen sei. Die Reduzierung von Alkoholmissbrauch sei ein vordringliches Ziel der Regierung. Das Gesundheitsressort habe im vergangenen Jahr mit 1,3 Millionen Euro entsprechende Projekte gefördert.

von Basil Wegener, dpa

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