Prof. Wahlster auf dem Deutschem Zahnärztetag 2019

"Der Arzt soll und kann durch KI nicht ersetzt werden!"

br/pm
Gesellschaft
Zahnärzte sind in Sachen Digitalisierung „sehr fortschrittlich“. Gastredner Prof. Wolfgang Wahlster fand in seiner Keynote auf dem Deutschen Zahnärztetag lobende Worte für den Berufsstand.

Einen spannenden Einblick zur Rolle der Künstlichen Intelligenz (KI) in der Medizin lieferte Gastredner Professor Wolfgang Wahlster zum Auftakt des diesjährigen wissenschaftlichen Kongresses zum Deutschen Zahnärztetag in Frankfurt am Main.

"Eine automatische Dental-OP wird weder in Europa noch in den USA zugelassen werden!"

Die vielleicht wichtigste Botschaft zum Thema war dabei die Einschätzung des Experten hinsichtlich vollautomatisierter Behandlungen durch einen Roboter: „Eine automatische Dental-OP, wie sie kürzlich in China schon durchgeführt wurde, sehe ich sehr skeptisch. Ein solches Verfahren wird weder in Europa noch in den USA zugelassen werden“, stellte der von der FAZ schon zum „Papst der KI“ ernannte Keynote-Speaker klar.

Der langjährige Chef des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Kaiserslautern dämpfte in seinen Ausführungen noch eine weitere Befürchtung in Richtung KI: Automatisches Behandeln solle es vorerst nicht geben, der Arzt werde nicht von Maschinen ersetzbar sein.

Robotern fehlt noch die Auge-Hand-Koordination beim Menschen

Die Auge-Hand-Koordination beim Menschen etwa sei von Robotern (noch) nicht zu erreichen. An autonomen Robotern werde aber geforscht. Und in der kognitiven Intelligenz könnten Rechner schon heute besser sein als der Mensch.

Die KI werde immer mehr zur Schlüsseltechnologie für Kernbereiche des künftigen Gesundheitswesens - auch im Bereich der Zahnmedizin, stellte Wahlster fest. Sie werde zuerst in der Bildanalyse im Diagnosebereich und bei der OP-Planung zum Einsatz kommen.

Kollaborative Robotik werde sich auch in der Zahnmedizin immer weiter durchsetzen

Kollaborative Robotik, bei der Roboter und Mensch „Hand in Hand“ arbeiten, werde sich auch in der Zahnmedizin immer weiter durchsetzen. Sprachdialogsysteme und Chat Bots können den Zahnarzt schon heute bei der Arbeit entlasten. Intelligente KI-Brillen bieten eine erweiterte Realität und bieten dem Zahnarzt im richtigen Moment an der richtigen Lokalität wichtige Zusatzinformationen an.

"Der Arzt soll und kann durch KI nicht ersetzt werden, aber sein Berufsbild ändert sich!"

Ein Deep-Learning KI, so stellte Wahlster vor, habe bei der Beurteilung von Zahnbildern doppelt so viel Karies entdeckt wie eine Vergleichsgruppe von Zahnärzten. Besonders wichtig war deshalb auch folgende Feststellung: „Der Arzt soll und kann durch KI nicht ersetzt werden, aber sein Berufsbild ändert sich.“

Derzeit sorge die KI für die „zweite Welle der Digitalisierung“ erläuterte Wahlster. „Und diese zweite Welle kommt wie ein Tsunami.“ Inzwischen hätten die Rechner nämlich gelernt, die Inhalte, mit denen sie über Daten gefüttert werden, auch inhaltlich zu erfassen und seien deshalb auch in der Lage, zum Beispiel intelligente Diagnostik zu liefern. Während der Mensch über drei oder vier Abstraktionsebenen verfüge, arbeiteten moderne Computer inzwischen mit über 1000 solcher Schichten.

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