Die Fédération Dentaire Internationale (FDI) will sich mit der Umfrage ein Bild über Herausforderungen und Probleme, aber auch über Erfolge im Berufsleben von Frauen in der Zahnmedizin verschaffen. Die Umfrage findet in diesem Jahr zum zweiten Mal statt. Das Projekt läuft in Kooperation mit der FDI-Sektion „Women Dentists Worldwide“ und der Schweizer Universität Bern.
Gefragt wird nach persönliche Belangen wie Mutterschaft, Kinderbetreuung, Work-Life-Balance oder die Chancengleichheit bei der Stellenfindung. Weitere Fragen gibt es zur Motivation für ein Zahnmedizinstudium, zu Spezialisierungen, zur Arbeitszeit und dem Arbeitsplatz und zur Chancengleichheit bei der Bezahlung. Gefragt wird aber auch nach dem Engagement in einer lokalen oder nationalen Zahnärzteorganisation oder der Bekleidung von Ämtern dort.
Zur Umfrage geht es hier.
Die gläserne Decke ist immer wieder Thema!
Dr. Juliane von Hoyningen-Huene, Präsidentin der FDI-Sektion Women Dentists Worldwide (WDW), zur Umfrage:
Was ist der Hintergrund der Umfrage?
Dr. Juliane von Hoyningen-Huene: Wir möchten Daten und Fakten sammeln, welche die Situation von Zahnärztinnen weltweit abbilden und diese auch über die Jahre hinweg miteinander vergleichen. Es wird immer wieder behauptet, dass Frauen sich in der Standespolitik nicht einbringen möchten, dass sie sich nicht niederlassen oder nur bestimmte Fachgebiete wählen. Dies entbehrt aber evidenten Zahlen.
Welches Anliegen verfolgen Sie mit der Umfrage?
Wir möchten wissen, wie Zahnärztinnen arbeiten und was sie sich wünschen. Wir kombinieren dazu einen Fragenbogen, der von den Mitgliedsorganisationen des FDI befüllt wird mit individuellen Ansichten. Nur so könnten wir wirklich ein reales Bild zeichnen, welches dann auch dazu dienen kann, die Zukunft der zahnärztlichen Berufsausübung mitzugestalten. Da immer mehr Frauen den Beruf ergreifen, ist es an uns Zahnärztinnen, die Patientenversorgung sicherzustellen und auch, sich politisch einzubringen.
Dabei können wir von Ländern lernen, die schon lange einen großen Frauenanteil haben, wie zum Beispiel die baltischen Länder. Wenn man Daten und Fakten hat, die wissenschaftlich erhoben worden, hat man eine bessere Diskussionsgrundlage. Wenn man eine solche Studie macht, ist auch ein Ziel, ein Nachdenken über das Thema anzuregen. Viele Landesorganisationen haben gar keine Daten über die Zahnärztinnen. Indem wir sie danach fragen, regen wir auch an, sich mehr mit der Situation zu beschäftigen.
Seit wann gibt es diese Umfragen - und was waren die bisherigen Ergebnisse?
Wir haben beide Umfragen (Anmerkung der Redaktion: 2019 und 2020) am Jahresende gestartet und auch schon aus einigen Ländern eine große Anzahl von Antworten gesammelt, wie zum Beispiel aus den USA. Idealerweise sollten wir Antworten der Landesorganisationen haben und auch eine größere Anzahl individueller Antworten aus demselben Land, nur so ergibt sich ein rundes Bild. In Deutschland sind wir da durch die Unterstützung vom Verband der Zahnärztinnen – Dentista, aber auch der Bundeszahnärztekammer (BZÄK) auf einem sehr guten Weg.
Wann und wie sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden?
Die Ergebnisse werden wissenschaftlich publiziert, aber im Anschluss idealerweise auch in den Ländern noch einmal landesspezifisch ausgewertet und in der zahnärztlichen Fachpresse veröffentlicht.
In Deutschland ist das Zweite Führungspositionengesetz auf dem parlamentarischen Weg - mit einer geplanten Frauenquote. Ist das Thema Quote auch bei Women Dentists Worldwide in der Diskussion - und gibt es Quoten in anderen zahnärztlichen Organisationen weltweit?
Direkt nach Quoten haben wir nicht gefragt. Die gläserne Decke ist bei WDW aber immer wieder ein Thema. Es gibt Länder, in denen Quoten nicht notwendig sind, wie zum Beispiel in Estland. In anderen Ländern funktionieren die Systeme generell anders, dort gibt es teilweise keine Pflichtmitgliedschaften in den Standesorganisationen - oder die Vorstände wechseln automatisch alle zwei Jahre.
Quoten sind immer ein schwieriges Thema und die Tatsache, dass uns dies von oben auferlegt werden muss, ist für mich ein Zeichen, dass in der standespolitischen Landschaft noch nicht angekommen ist, was in den Praxen Realität ist. Wir sollten Politik authentisch machen für diejenigen, für die sie gedacht ist.
Wir möchten jetzt erst einmal valide Daten erheben, wie hoch die Repräsentanz der Frauen generell ist - im Vergleich zur jeweiligen Gesamtzahl der Zahnärztinnen und Zahnärzte - und dann werden wir ausführlich diskutieren.
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