Gesundheitspolizei in Großbritannien

jt/ast
Gesellschaft
Missstände im britischen Gesundheitswesen werden nach Meinung britischer Ärzteverbände „zu oft von Politikern vertuscht“. Damit soll Schluss sein.

Schlampig arbeitende Zahnarzt- und Arztpraxen in Großbritannien müssen von 2014 an mit deutlich strengeren Auflagen und mit einer strikteren Überwachung rechnen. Die neuen Auflagen gelten auch für die staatlichen Krankenhäuser im Königreich. Eine neue „Gesundheitspolizei“ wird nach Angaben der Regierung Cameron ab 2014 dafür sorgen, dass ungenau arbeitende Kliniken und Arztpraxen zur Rechenschaft gezogen werden.

Immer wieder haben Krankenhäuser im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) schlecht gearbeitet - oft über Jahre hinweg, was allerdings nie richtig aufgedeckt wurde. Zwar gibt es im Königreich mit der „Care Quality Commission“ (CQC) bereits eine Aufsichtsbehörde, die die Versorgungsqualität in Kliniken und Arztpraxen des NHS kritisch überprüfen soll. Sie bislang aber nicht unabhängig arbeiten, weil sie dem Londoner Gesundheitsministerium untergeordnet ist.

Durch den Minister vertuscht

Infolgedessen kam es in der Vergangenheit immer wieder vor, dass der amtierende Gesundheitsminister bestimmte Informationen unterdrückte. Nach Aussage gesundheitspolitischer Experten geschah dies oft im Vorfeld von Unterhauswahlen. Die CQC wollte Missstände öffentlich anprangern, wurde aber vom Minister daran gehindert, weil dieser Stimmen- und Image-Verluste befürchtete.

„Damit ist bald Schluss“, sagte Gesundheitsminister Jeremy Hunt kürzlich vor Journalisten in Manchester. „Die CQC wird regierungsunabhängig!“ Laut Hunt werde es Gesundheitspolitikern in Zukunft nicht länger möglich sein, direkten oder indirekten Einfluss auf die Arbeit der Überwachungsorganisation zu nehmen. Dementsprechende Gesetzesänderungen wurden von der Regierung Cameron bereits in die Wege geleitet. Das betrifft auch die britischen Zahnärzte.

Die Bank ist Vorbild

Vorbild der Reform ist offenbar die englische Notenbank (Bank of England), die bereits vor einigen Jahren aus der Regierungsabhängigkeit entlassen worden war. Große britische Ärzteverbände begrüßten die Neuerungen. Der Patientenverband sprach von einer „längst überfälligen Verbesserung“ der Qualitätssicherung. In den vergangenen Jahren waren es meist Kliniken, die für gesundheitspolitische Skandale sorgten. Hausarztpraxen machten dagegen nur selten negative Schlagzeilen.

 

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