WHO beauftragt Nachforschungen

Ist eine Reinfektion bei COVID-19 möglich?

LL
Gesellschaft
Können COVID-19-Patienten rückfällig werden? In Südkorea wird um die erneuten Positiv-Tests von bereits Genesenen gerätselt, die als immun galten. Was ist mit dem Reaktivierungspotenzial von SARS-CoV-2?

Die Tatsache, dass in Südkorea 91 genesene COVID-19-Patienten erneut positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, findet internationale Beachtung. Handelt es sich dabei um eine mögliche Reinfektion oder einer Reaktivierung des Virus? Dieser Frage geht nun die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach.

Dafür sollen Experten konkrete Informationen und klinische Daten der Patienten auswerten. Bislang gingen Mediziner und Wissenschaftler davon aus, dass nach überstandener Krankheit eine Immunität besteht. Ein Rückfall wird auch in Südkorea eher ausgeschlossen. Doch was ist mit dem Reaktivierungspotenzial von SARS-CoV-2?

Eine Reinfektion mit einer mutierten Form des Virus

Geht man von einer Reinfektion aus, liegt die Problematik zum einen darin, dass das neuartige Coronavirus eine hohe Mutationsfähigkeit aufweist und binnen kürzester Zeit als abgewandelte Form wieder die Wirtszellen attakieren kann. Die bereits gebildete Immunantwort in Form von Antikörpern funktioniert dann nur begrenzt. Der Körper muss erneut zu einer Immunabwehr ansetzen. Der Patient sich kann also theoretisch wieder mit der mutierten Form von SARS-CoV-2 anstecken. Antikörpertests wären hier keine umfassende Sicherheitsprüfung für Genesene oder Infizierte ohne Krankheitsverlauf. Dazu liegen bislang aber noch keine wissenschaftlich geprüften Belege vor.

Zum anderen sind die Tests und nicht zuletzt ihre korrekte Anwendung nach wie vor nicht vollständig sicher. Einige der Schnelltests bringen kein eindeutiges Ergebnis hervor, ihre Verwendung ist daher bis heute umstritten. Das zum Infektionsnachweis als sehr zuverlässig geltende PCR-Verfahren findet zwar die Virus-DNA (RNA), allerdings auch in pathologischer, sprich in toter Form. Wird ein Patient erneut getestet, kann dieser Test anschlagen, weil die DNA des Virus nachweisbar ist, selbst wenn jener nicht mehr aktiv ist.

Bleibt das ausgeschiedene Virusvorkommen infektiös?

Warum die Patienten in Südkorea erneut positiv getestet wurden, ist bislang unklar. Der Direktor desKorea Centers for Disease Control and Prevention, Joeng Eun-kyeong, geht dabei eher von einer Reaktivierung aus. RKI-Präsident Prof. Dr. Lothar Wieler antwortete auf die Frage nach einer möglichen Wiederinfektion, dass die Patienten entweder zunächst falsch negativ diagnostiziert wurden, weil die verwendeten Tests nicht ausreichend zuverlässig waren. Oder die Virus-RNA noch bis zu einer Woche nach der abgeklungenen Infektion ausgeschieden wird und das im PCR-Test zu einem positiven Ergebnis führt.

Entscheidend ist hierbei die Frage, ob dieses ausgeschiedene Virusvorkommen dabei infektiös bleibt. Bislang gilt es in dieser Form als nicht mehr lebens- und vermehrungsfähig. Ein erneut positives Testergebnis bedeutet nicht, dass eine Reinfektion vorliegt. Das zeigen auch die Auswertungen einerStudie zu entlassenen COVID-19-Patienten in Deutschland, an der auch der Virologe Dr. Christian Drosten beteiligt war.

Um diese Unklarheiten zu durchdringen und den Hintergrund der positiven Testergebnisse der genesenen Patienten zu erklären, gab die WHO nun die Nachforschungen in Auftrag. Nach WHO-Vorgabe gilt eine COVID-19-Erkrankter als genesen, wenn er symptomfrei ist und der PCR-Abstrich zweimal in Folge und im zeitlichen Abstand von je 24 Stunden negativ ausfällt. Der Test müsste dabei die aktive, also infektiöse Viruslast nachweisen oder ausschließen.

Quellen: Wölfel, R. et al. Virological assessment of hospitalized patients with COVID-2019. NatureStudie zu entlassenen COVID-19-Patienten in Deutschland

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