Zum 70. Geburtstag von BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel

Mit Integration Vertrauen schaffen

pr
Gesellschaft
Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) als seriösen Partner national und international zu verankern, die Kollegeninteressen zu vertreten, die Selbstverwaltung zu stärken und einer drohenden Vergewerblichung des Berufsstandes entgegenzustehen – für diese Ziele kämpft der amtierende BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel. Sein Handeln basiert auf zentralen Überzeugungen und Grundwerten, die sich wie ein roter Faden durch sein Berufsleben ziehen: Freiberuflichkeit, das vertrauensvolle Arzt-Patienten-Verhältnis und der ethische Berufskodex. Am 10. September wird Engel 70 Jahre alt.

Dass Dr. Peter Engel, der jetzige Präsident der Bundeszahnärztekammer, Zahnarzt werden wollte, war schon früh geprägt durch seinen Vater, der auch Zahnarzt war. Und ebenso früh entwickelte sich Engels innerer Antreiber für diesen Beruf: „Der Umgang mit Menschen in ganz speziellen Situationen sowie die Tatsache, dass sich in der Zahnmedizin – im Unterschied zur Medizin – meist umgehende Therapieerfolge zeigen.“

Engel, der 1949 in Dahme/Mark geboren wurde, ging zum Studium von 1969 bis 1975 nach Kiel. 1975 erfolgte die Approbation und er arbeitete anschließend bis 1979 als Assistent an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. Engel wurde 1978 Fachzahnarzt für Oralchirurgie und promovierte 1979 zum Dr. med. dent. Gereizt hat ihn immer der Bezug der Zahnmedizin zur Medizin, der für ihn am besten in der Oralchirurgie zum Ausdruck kommt.

Sachwalter für die Patienten

Engels Wahlheimat ist bis heute das Rheinland. Nach anderthalbjähriger Assistenzzeit in Köln ließ er sich dort 1980 in Form einer Praxisgemeinschaft nieder und betrieb diese bis 2016. Schon früh während der Niederlassung kristallisierten sich zentrale Überzeugungen heraus, die seine spätere standespolitische Arbeit stark prägen sollten. Bereits als junger Zahnarzt war es ihm Maßgabe und Antrieb zugleich, freiberuflich zu arbeiten und ein vertrauensvoller Sachverwalter für seine Patienten zu sein – unter Berücksichtigung des etischen Berufskodexes. Ebenso wichtig war es ihm stets, einen verantwortungsvollen, respektvollen Umgang mit seinen Patienten und seinem Praxisteam zu pflegen. Sein Grundsatz: „Dem Patienten nie etwas zu empfehlen, was ich nicht auch für mich selbst akzeptieren würde.“

Seiteneinsteiger in der Standespolitik

Im Rahmen der eigenen Niederlassung zeigte sich für Engel schnell, dass die Berufsausübung eines Zahnarztes mit konkreten Heraussforderungen konfrontiert ist, die auch mit dem gesundheitspolitischen Umfeld zu tun haben. Engel zeigte sich überzeugt: „Nur Kritik zu üben, reicht nicht aus. Man muss sich schon selbst engagieren.“ Er wurde regelmäßiger Teilnehmer am regionalen Zahnärzte-Stammtisch „Köln 80“ und engagierte sich in der Zahnärztekammer Nordrhein – und zwar über die Liste „Köln 80“. Im Jahr 2000 wurde Peter Engel zum Präsidenten der Kammer gewählt.

Engel kam quasi als Seiteneinsteiger in die Standespolitik und gelangte dann sehr schnell in das Amt des Präsidenten. Sein Ziel: „Die Freiberuflichkeit eines hoch stehenden Berufsstandes zu verteidigen und die Erkenntnis voranzubringen, dass Wissenschaft und Praxis untrennbar sind.“ Seine Prämisse: Er wollte weniger mit Machtstrukturen und mehr als Integrationsfigur Vertrauen schaffen, und zwar „auf allen Ebenen, damit man als Berufsstand überhaupt angehört wird“.

Mit seinem Amtsantritt als Kammerpräsident wurde Engel gleichzeitig Mitglied im Vorstand der Bundeszahnärztekammer. In dieser Funktion war es ihm wichtig, die Prämissen, die er als Präsident der Kammer Nordrhein mitbrachte, dort zu vertreten – mit der zunehmenden Erkenntnis, dass Landes- und Bundespolitik nicht immer unter einen Hut zu bringen sind (zum Beispiel Musterweiterbildungsordnung und Musterberufsordnung der BZÄK erfahren durch das föderalistische System mit zum Teil unterschiedlicher Interessenslage verschiedene Ausgestaltung in den Ländern).

„Die BZÄK hat sich enorm weiterentwickelt“

Am 25. Oktober 2008 wurde Dr. Peter Engel auf der Bundesversammlung in Stuttgart auf dem Deutschen Zahnärztetag zum Präsidenten der Bundeszahnärztekammer gewählt – ein Amt, das er von seinem Vorgänger Dr. Dr. Jürgen Weitkamp übernommen hatte und das mehr oder weniger an ihn herangetragen wurde, wie er berichtet. Seine Hauptanliegen in diesem Amt? „Nahezu die gleichen wie als Kammerpräsident, dabei die spezifischen Belange auf Bundesebene berücksichtigend.“ Seinen Vorgänger Weitkamp ordnet er als klugen, politisch und fachlich sehr weitsichtigen Präsidenten ein, den er außerordentlich zu schätzen lernte.

Engel dazu wörtlich: „Er hat die Zahnmedizin aus dem dunklen Mundhöhlenmilieu herausgeführt und die BZÄK in Berlin politisch salonfähig gemacht.“ Und weiter: „Mein Ziel war und ist es, darauf aufzubauen und die BZÄK als ernst zu nehmenden und seriösen Partner national, europäisch und international zu etablieren und dabei gleichzeitig die Kollegenschaft nach bestem Wissen und Gewissen zu vertreten.“

Ein Ziel, dessen Umsetzung heute viele Früchte trägt. Engel: „Die BZÄK hat sich in diesem Sinne enorm weiterentwickelt. Die Themen – europäisch wie national – haben sich vervielfältigt, der Personalstand hat sich vor diesem Hintergrund vergrößert. Und die damit verbundenen Herausforderungen steigen immens und stoßen langsam an die Grenzen, wo sie noch durch ein sogenanntes Ehrenamt bewältigt werden können. Das liegt auch an der hohen Taktfrequenz gesetzgeberischer Maßnahmen.“ Als nur einige Beispiele für die Vielfalt der Themen nennt Engel EU-Richtlinien, Hygiene-Anforderungen, Digitalisierung, Datenschutz, Normierung oder Bürokratie.

Vernetzung wird immer wichtiger

Eines der Schwerpunkte in seiner gesamten standespolitischen Tätigkeit, vor allem aber als BZÄK-Präsident, ist die internationale Arbeit: „Gesundheitspolitik wird nicht mehrausschließlich in Deutschland gemacht,“ erklärt er dazu. „Europäische Direktiven und die Urteile des Europäischen Gerichtshofs bekommen eine immer größere Bedeutung für die Zahnarztpraxen.

Deshalb wird es immer wichtiger, europäisch und international vernetzt zu sein, Kontakte zu knüpfen, mit anderen Nationen zu diskutieren und Vertrauen aufzubauen. Sie brauchen viele Verbündete, um nachhaltig ein wenig zu bewirken.“

Aus dieser Analyse spricht der internationale Experte Engel, der langjähriges Vorstandsmitglied im Council of European Dentists (CED) und im Weltzahnärzteverband FDI war und und von daher in beiden Organisationen gut vernetzt ist: als Leiter der Deutschen Delegation in der FDI und Delegierter der Europäischen Regionalorganisation ERO und des CED.

GOZ-Entwurf landete in der Schublade

Gefragt nach seinen bisher größten Erfolgen in seinem Amt gibt sich Dr. Peter Engel eher zurückhaltend: „Das müssen andere bewerten“, erklärt er. Und dennoch: „Die jetzt novellierte Approbationsordnung (ZApprO) verdient Beachtung – allerdings mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“

Einer der größten Erfolge für ihn, den ausgewiesenen GOZ-Fachmann (langjähriger Vorsitzender des Senats für privates Leistungs- und Gebührenrecht der BZÄK), war – nicht nur aus der Insiderperspektive der Standespolitik heraus betrachtet – die Abwehr des Referentenentwurfs zur GOZ. 2008, auf dem Deutschen Zahnärztetag und einen Tag vor Engels Wahl zum Präsidenten, legte das Bundesgesundheitsministerium den Referentenentwurf zu einer überarbeiteten GOZ vor.

Für Dr. Engel ein „Kochbuch für durchschnittliche Zutaten – die eigentliche private Zahnheilkunde beginnt erst jenseits davon.“ Ein Honorarzuwachs von rund zehn Prozent wurde in dem Entwurf in Aussicht gestellt – verbunden mit der Auflage, dass es eine Öffnungsklausel geben sollte, die es Versicherern erlauben sollte, außerhalb der GOZ Selektivverträge mit Gruppen von Zahnärzten zu schließen. Für die Zahnärzteschaft ein absoluter politischer Affront. Die errechnete Punktwertsteigerung ergab über die Jahre hinweg lediglich eine Honorarerhöhung um rund 0,4 Prozent gegenüber der damals über 20 Jahre alten GOZ. Und mit der geplanten Öffnungsklausel griff der Staat massiv in das Arzt-Patienten-Verhältnis ein.

Auf einer außerordentlichen Bundesversammlung unter Engels Steuerung gelang ein Knalleffekt: Der Referentenentwurf zur GOZ wurde – im Schulterschluss mit KZBV und DGZMK – vom Berufsstand in toto abgelehnt. In der Folge verschwand der Entwurf in der Schublade, und nach anschließenden zähen Verhandlungen wurde auch die Diskussion um die Öffnungsklausel politisch nicht weiter verfolgt.

2016 wählte die Bundesversammlung der BZÄK Engel zum dritten Mal in Folge zum Präsidenten. Er erhielt bereits im ersten Wahlgang die dafür satzungsmäßig notwendige Zweidrittelmehrheit. Engel ist damit der erste BZÄK-Präsident mit einer dritten Amtsperiode. Diese endet 2020, er wird als Präsident nicht mehr antreten.

Doch nach wie vor steht BZÄK-Präsident Engel zu seinen wichtigsten Zielen: „Die Freiberuflichkeit zu verteidigen, die Selbstverwaltung zu stärken, die fachliche Weisungsunabhängigkeit zu sichern, der Versozialrechtlichung kritisch entgegenzustehen, eine drohende Vergewerblichung und Discountmedizin abzuwehren und bei all dem den Patienten im Fokus zu behalten.“

Zahnheilkunde als orale Medizin

  • Zahnmedizin ist orale Medizin und nicht das Angebot ästhetisierender Wellness.

  • Zahnärzte müssen massiven Widerstand gegen alle externen Einflüsse leisten, die den Berufsstand normieren und die vertrauensvolle Arzt-Patienten-Beziehung aufweichen wollen.

  • Der Führungsanspruch der BZÄK in der zahnärztlichen Berufspolitik sollte gesichert werden.

  • Einer verstaatlichten Zahnmedizin muss man mit überzeugenden Inhalten entgegenwirken. Dazu gehört es auch, die ethischen Werte des Berufsstandes aufrecht zu erhalten.

  • Berufsausübungsgemeinschaften werden die Zukunft prägen, vor allem in Ballungsgebieten.

  • Ein gruppen- und generationenübergreifendes „Wir-Gefühl“ wirkt einer Zersplitterung des Berufsstandes entgegen. Wichtig ist es, die Belange der jungen Zahnärztegeneration mit einzubeziehen.

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