Kinderärzte, Pneumologen, WHO

Neue Erkenntnisse zu schweren Verläufen

LL
Gesellschaft
Schwere Verläufe haben vor allem Menschen mit Vorerkrankungen zu befürchten. Darunter sind – entgegen früherer Einschätzungen – auch Kinder, aber nicht jeder Patient mit chronischer Atemwegserkrankung.

Kinder erkranken zwar seltener an COVID-19, können aber ebenso schwere Verläufe wie manche Erwachsene erleiden. Das ergeben die Auswertungen von pädiatrischen Intensivstationen aus den USA und China, die jüngst in JAMA Pediatrics   und in Frontiers in Pediatrics veröffentlicht wurden.

Nicht alle infizierten Kinder erkranken nur leicht

Der Annahme zu Beginn der Pandemie-Entwicklung, dass kleine Kinder kaum von dem Virus bedroht seien und nur leichte, meist symptomlose Infektionen aufweisen, ist mit diesen Daten einmal mehr widersprochen. Anzeichen einer möglichen Infektion mit SARS-CoV-2 seien daher immer erst zu nehmen, bilanzieren die Autoren.

In den meisten schweren Fällen spielen wie bei Erwachsenen Vorerkrankungen, darüber hinaus aber auch genetische Erkrankungen und Entwicklungsstörungen eine bedeutende Rolle. Wichtig sei es derzeit bei den eingelieferten Kindern mdie Abklärung auf COVID-19 aufgrund von anderen Krankheitserscheinungen nicht zu vernachlässigen, sollten leichte Symptome dafür vorliegen.

In den USA, speziell in New York, beobachten Ärzte eine steigende Zahl infizierter Kinder, die gleichzeitig das sogenannte Kawasaki-Syndrom mit hohem Fieber und hohen Entzündungswerten zeigten. Dies gilt als Überreaktion des Immunsystems auf eine Atemwegsinfektion und kann die Herzkranzgefäße nachhaltig schädigen.

Pneumologen ordnen ein: Nicht jeder ist ein Risikopatient

Viele Menschen mit chronischen Atemwegs- oder Lungenerkrankungen sorgen sich um ein möglicherweise erhöhtes Risiko, schwer an COVID-19 zu erkranken. Daher hat die die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) ein Papier erarbeitet, das auf der Grundlage der bisherigen Studienerkenntnisse eine Risikoeinschätzung enthält. Darin wurden zehn Erkrankungen der Atemwege oder Lunge hinsichtlich der neuartigen Viruserkrankung eingeordnet.

Demnach hat beispielsweise ein Patient mit einer gut eingestellten Therapie bei leichtem bis mittelschwerem Asthma kein erhöhtes Risiko. Jedoch sei es derzeit besonders wichtig, Therapien nicht zu unterbrechen. Das würde das Risiko erheblich steigern. Anders ist die Gesundheitssituation mit der chronische obstruktive Lungenerkrankung COPD. Hier stellt sich ein erhöhtes Risiko heraus, das zur Senkung besonders die weitestgehend mögliche soziale Distanzierung und auch eine Pneumokokken-Impfung erfordert.

Die DGP betont auch noch einmal die Risikofaktoren, wie kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes und auch Nikotingenuss, welche eine bestehende Lungen- oder Atemwegserkrankung in Zusammenhang mit dem Risiko einer gravierenden COVID-19-Erkrankung verschärfen.

Viele Vorerkrankungen hätten verhindert werden können

Es wurde zu wenig präventiv getan seitens der Politik, um die bekannten Risikofaktoren für COVID-19, wie Übergewicht und im Zusammenhang damit häufig auftretende Diabetes- und Herzkreislauferkrankungen sowie durch Rauchen begünstigte chronische Lungenerkrankungen in der Bevölkerung zu minimieren. Das mahnt sowohl die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) als auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an, die den Mitgliedsstaaten bereits konkrete Empfehlungen zur Prävention gab. Durch politische Maßnahmen könnte man die Risiken deutlich einschränken. Doch Deutschland hat bis heute keine Zuckersteuer und erlaubt immer noch Werbung für Tabak.

Viele der Risikofaktoren hängen mit den Folgen eines ungesunden Lebensstils zusammen und wären durch konsequentere Aufklärung, Restriktionen und Anreize für einen nachhaltig gesunden Lebenswandel vorzubeugen. "Frühere effektivere Maßnahmen, beispielsweise für eine gesunde Ernährung und zur Eindämmung der Adipositas und des Rauchens, hätten die Chancen vieler Betroffener erheblich verbessert“, sagt Prof. Dr. med. Martina de Zwaan, Vorstand der Deutschen Adipositas Gesellschaft (DAG).

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