Studie der Universität Bremen

Pflegeheimbewohner kommen häufig unnötigerweise in die Notaufnahme

ck/pm
Gesellschaft
Eine Studie der Universität Bremen gibt Hinweise darauf, dass Pflegeheimbewohner sehr häufig in Notaufnahmen oder Krankenhäuser geschickt werden, auch wenn diese Besuche gar nicht nötig gewesen wären.

Pflegeheimbewohner werden aufgrund häufig vorliegender Co-Morbiditäten häufig im Krankenhaus behandelt. "In Deutschland wesentlich häufiger als im internationalen Vergleich", mahnt Versorgungsforscher Dr. Guido Schmiemann vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen. 

Hintergrund

Krankenhausaufenthalte können unerwünschte Folgen für die Betroffenen haben, wie etwa Infektionsgefahr oder steigende Verwirrtheit. Um herauszufinden, wer wann welche Entscheidungen für eine Einweisung trifft und welcher Mechanismus dahintersteckt, untersuchten die Forscher ein Jahr 14 Pflegeheime in Bremen und Umgebung. 802 Bewohnerinnen und Bewohner wurden erfasst. Die Hälfte von ihnen war dement, ein Viertel über 90 Jahre alt. Insgesamt wurden 627 Krankenhausaufenthalte registriert.

Die Angst vor rechtlichen Folgen beeinflusst die Entscheidung

Was sind nun die Ergebnisse? Ein höheres Risiko für ungeplante Krankenhaustransporte haben Männer sowie Bewohner mit einem höheren Pflegegrad. Darüber hinaus beeinflussen Ängste vor rechtlichen Konsequenzen die Entscheidung zum Krankenhaustransfer.

"Häufig haben Pflegekräfte ohne Einbeziehung von Ärzten die Entscheidung getroffen", erläutert Schmiemann. Die häufigsten Gründe für den Anruf beim Rettungsdienst waren demnach Stürze, Unfälle, Verschlechterungen des Allgemeinzustands und neurologische Auffälligkeiten.

"Wir haben da ein strukturelles Problem", resümiert Schmiemann. "Der Pflegedienst ruft die 112. Der Disponent, der den Anruf entgegennimmt, haftet persönlich für seine Entscheidung, also wird er im Zweifel eher einen Rettungswagen alarmieren. Der wird für Leerfahrten in den meisten Regionen nicht bezahlt, also nimmt er im Zweifel den oder die Bewohnerin des Pflegeheims mit. Das ist ein Automatismus. Wir müssen Wege finden, wie wir da herauskommen."

Heim und Ärzte arbeiten oft nicht zusammen

Das zweite Grundproblem: Mängel in der Kommunikation. Heim und Ärzte arbeiten oft nicht strukturiert zusammen. In der Hälfte der Fälle wurde die Arztpraxis gar nicht informiert, wenn ein Patient Symptome aufwies. "Es wäre hilfreich, wenn Praxis und Heim dieselben Informationen hätten. Die gleiche Akte, den gleichen Medikamentenplan", sagt Schmiemann.

Sein Resümee: "Eine Stärkung der Pflegenden, eine Verbesserung struktureller Rahmenbedingungen und eine verstärkte Kommunikation und Kooperation zwischen den beteiligten Akteuren könnte die Zahl vermeidbarer Krankenhaustransporte aus Pflegeheimen verringern."

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