Lancet-Studie

SARS-CoV-2 befällt auch das Gehirn

LL
Gesellschaft
Forscher leiten aus Befragungen von behandelnden Medizinern und dokumentierten Patientendaten ab, dass es Zusammenhänge zwischen einer COVID-19-Erkrankung und neuropsychiatrischen Symptomen geben kann.

Offensichtlich gibt es klinische Anhaltspunkte dafür, dass das neuartige Coronavirus nicht nur Lunge, Gefäße und weitere Organe schwer befallen, sondern auch schwere neuropsychiatrische Symptome auslösen kann.

SARS-CoV-2 kann neuropsychiatrische Symptome auslösen

Eine Umfrage unter britischen Ärzten hat ergeben, dass es sogar über die Krankheitsphase hinaus zu anhaltenden neuropsychiatrischen Anzeichen wie Angst, depressiven Verstimmungen, Vergesslichkeit und Verwirrtheit sowie Schlaflosigkeit kommen kann. Für die Forscher um Benedict Michael von der Universität Liverpool sind das eindeutige Hinweise dafür, dass SARS-CoV-2 auch das Gehirn befällt.

Bereits in der Anfangsphase der Corona-Pandemie hielten chinesische Mediziner ihre Beobachtungen zu neuropsychiatrische Symptomen bei COVID-19-Patienten fest. Spätestens seit der Feststellung, dass die Einschränkung oder der vorübergehende Verlust des Geruchs- oder Geschmacksinns als Symptome auftreten können, wird die Wirkung des Virus auf neuronale Mechanismen weiter erforscht.

In der wissenschaftlichen Fachzeitschrift The

https://www.thelancet.com/journals/lanpsy/article/PIIS2215-0366(20)30287-X/fulltext _blank external-link-new-window

wurden nun die gesammelten Erkenntnisse dazu veröffentlicht. Neben der Befragung der Ärzte wurden hierfür auch die Daten der Plattform CoroNerve.com ausgewertet, auf der behandelnde Mediziner psychiatrischen und neurologischen Auffälligkeiten der Patienten dokumentieren können.

Die Hälfte der Patienten mit diesen Störungen ist jünger als 60

Demnach wurde in der Hochphase der Pandemie im April 153 Fälle auf der Plattform gemeldet, die neuropsychiatrische Auffälligkeiten zeigten, darunter befinden sich 125 komplette Patienten-Datensätze. Davon wiesen 62 Prozent Erkrankungen der Blutgefäße im Gehirn auf – die meisten erlitten einen Schlaganfall. Bei weiteren 31 Prozent wurde eine psychiatrische Veränderungen festgestellt. Hier zeigten fast zwei Drittel Symptome, die eine psychiatrischen Diagnose zulassen. Bei zehn Patienten wurde eine Psychose diagnostiziert, bei sechs eine der Demenz ähnliche Störung und vier Patienten wiesen eine affektive Störung auf.


Bei den Schlaganfall-Patienten waren über 80 Prozent älter als 60 Jahre. Bei den neuropsychiatrischen Störungen war jedoch die knappe Hälfte jünger als 60 Jahre. Zwar lässt die Stichproben-Untersuchung keine definitiven Rückschlüsse darauf zu, wie häufig diese Symptome auftreten können. Die Forscher legen Ärzten aber nahe, bei neurologischen Symptomen auch ein COVID-19-Erkrankung als Ursache in Erwägung zu ziehen.

Michael, B. et al. University Hospital Southampton NHS Foundation Trust, Southampton, UK, 2020; Neurological and neuropsychiatric complications of COVID-19 in 153 patients: a UK-wide surveillance study in The Lancet Psychiatry

www.thelancet.com/pdfs/journals/lanpsy/PIIS2215-0366(20)30287-X.pdf _blank external-link-new-window

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.