US-Studie zum Coronavirus

Symptomlose können die gleiche Viruslast aufweisen

LL
Gesellschaft
Bis zu 40 Prozent der SARS-CoV-2-Infizierten bleiben symptomlos. Ihre Rolle für das Infektionsgeschehen der Pandemie könnte aber weit dramatischer sein, als bislang angenommen.

Bislang galt laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Übertragung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 durch asymptomatische Indizierte als „äußerst selten“. Warum die Verbreitung der Pandemie dennoch so stark ist, wunderte die Forscher am Scripps Research Translational Institut in La Jolla in Kalifornien. Aus verschiedenen Untersuchungen, auf die sich die WHO inzwischen mit ihrer korrigierten Einschätzung beruft, geht hervor, dass bis zu 40 Prozent der positiv Getesteten keine Symptome entwickeln. Könnte von symptomlosen Infizierten doch eine höhere Ansteckungsgefahr ausgehen?

Diamond Princess: Die Hälfte der Patienten hatte keine Symptome

In ihrerStudiewerteten die Wissenschaftler dazu alle verfügbaren Belege in der Literatur zwischen Mitte April und Ende Mai 2020 in Zusammenhang mit asymptomatischen, positive getesteten Personen aus. Danach schätzen sie, dass sogar bis zu 45 Prozent der Infizierten keine Krankheitsbeschwerden aufweisen und die Infektion daher nicht wahrnehmen. Sie können den Erreger dennoch in ähnlich hohem Risiko weitergeben, wie symptomatische Patienten. In einigen dokumentierten Fällen ist die Viruslast bei ihnen ebenso hoch wie bei Infizierten mit Symptomen. Deutlich wird auch herausgestellt, dass die asymptomatisch getesteten Patienten ebenfalls Lungenanomalien und -schäden aufweisen können.

Für die Studie wurden die Daten von 16 weltweiten dokumentierten Kohorten mit verschiedenen Rahmenbedingungen analysiert. So wiesen beispielsweise auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess 50 Prozent und in einer Obdachlosenunterkunft in Los Angeles sogar 80 Prozent der positiv getesteten Personen keine Symptome auf.

Die Forscher betonen die Wichtigkeit der Ausweitung der Testverfahren, um symptomlose Patienten zu identifizieren und in häusliche Quarantäne zu schicken, damit die Infektionskette unterbrochen wird. Die Untersuchung versteht sich als Momentaufnahme und ist nicht randomisiert durchgeführt worden. Sie lenkt den Fokus der Medizin auf einen bislang weniger beachteten Aspekt der Asypmtomatik in direktem Zusammenhang mit dem Infektionsgeschehen der Corona-Pandemie.

Oran, D. et al 2020, Prevalence of Asymptomatic SARS-CoV-2 Infection, in: Annals of Internal Medicine, published 3.6.2020,Studie

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