Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rechnet bei der europaweiten Verteilung mit bis zu 100 Millionen Dosen für Deutschland. Das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech hat den Impfstoff gemeinsam mit seinem US-Partner Pfizer entwickelt und am Montag bekanntgegeben, dass der Impfstoff in der klinischen Zulassungsstudie Corona-Infektionen zu 90 Prozent verhindern kann.
Auf der Zielgeraden beim Wettlauf um den Impfstoff
Seit Beginn der Corona-Pandemie gibt es einen weltweiten Wettlauf darum, welcher Pharmakonzern als erster einen zuverlässigen Impfstoff auf den Markt bringen wird. „Noch nie haben Pharma-Unternehmen und Forschungseinrichtungen so schnell auf einen neuen Erreger reagiert wie auf das neue Coronavirus Sars-CoV-2", erläutert der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa).
"Sie entwickeln Impfstoffe, erproben vorhandene Medikamente auf ihre Eignung, entwickeln neue Arzneimittel und unterstützen die Gesundheitssysteme schwer betroffener Länder. Auch kooperieren sie vielfach untereinander.“
Kooperation statt Konkurrenz
Kooperation statt Konkurrenz – diese Kombination habe jetzt schlussendlich auch den ersten großen Erfolg ausgemacht. Laut vfa gibt es im deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich, Schweiz) derzeit rund 60 Forschungsprojekte, die an einem Impfstoff oder einem therapeutischen Medikament im Kampf gegen die Corona-Pandemie arbeiten.
Auch in den USA laufen Forschungsprojekte: Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat gerade per Notfallgenehmigung den monoklonalen Antikörper Bamlanivimab (LY-CoV555) des Herstellers Lilly zur Behandlung von COVID-19 zugelassen. Er wird bei Patienten mit leichten bis mittelschweren Erkrankungen eingesetzt. Lilly gibt an, bis Ende 2020 Dosierungen für bis zu einer Million Patienten herstellen zu können. Auch Konkurrent Regeneron hat in den USA eine Zulassung für ein Antikörperpräparat beantragt.
Pro Person werden zwei Dosen benötigt
BioNTech und Pfizer haben bisher mit Regierungen weltweit Lieferverträge über 570 Millionen Impfstoffdosen abgeschlossen, dazu Optionen für weitere 600 Millionen. Zu den Vertragspartnern gehören unter anderem neben der EU die USA, Kanada, Großbritannien und Japan.
Im Fall eines erfolgreichen Bestehens der Tests und einer Zulassung könnten in diesem Jahr noch 50 Millionen Dosen ausgeliefert werden. Im nächsten Jahr könnten es bis zu 1,3 Milliarden Dosen sein. Jeder Mensch braucht für eine erfolgreiche Impfung zwei Dosen. Bis zur Zulassung muss die europäische Arzneimittelbehörde EMA noch weitere Tests vornehmen, Experten halten eine Zulassung frühestens Anfang kommenden Jahres für realistisch.
Das Unternehmen BioNTech
„Es ist eine gute Nachricht für die Menschheit“ sagte BioNTech-Gründer Uğur Şahin bei der Präsentation der erfolgversprechenden Zahlen des neuen Impfstoffs. Drezeit schreibt das 2008 gegründete Unternehmen noch rote Zahlen. Seit Jahren forschen Şahin und sein Team an Projekten im Kampf gegen den Krebs, auch auf den Gebieten Influenza, HIV, TBC und seltene Krankheiten laufen zum Teil vielversprechende Forschungsarbeiten.
Erhalten sie die US-Notfallzulassung noch im November, sollen BioNTech und Pfizer allein für die ersten 100 Millionen Impfstoffdosen rund 1,96 Milliarden US-Dollar bekommen. Das entspricht 19,50 Dollar (26,50 Euro) pro Dosis. Die Mainzer Firmenadresse von BioNTech würde dann gut dazu passen: An der Goldgrube 12.
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