Videokonferenz der EU-Gesundheitsminister

Arzneimittel: Politiker fordern Produktionsstätten in Europa

silv/pm
Ein Großteil aller in der EU erhältlichen Medikamente werden in China und Asien produziert – das wollen die EU-Gesundheitsminister ändern. Anlass sind Arzneimittelengpässe während der Corona-Pandemie.

In Brüssel fand jetzt zu diesem Thema eine Videokonferenz mit EU-Gesundheitsministern statt. Anschließend sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU): „Europa muss bei Arzneimitteln wieder unabhängiger von Asien werden.“

Apotheker in Deutschland und der übrigen EU klagen seit Jahren über Engpässe bei bestimmten Präparaten. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie hat sich die Lage partiell verschärft, weil Produktion und Transport wochenlang zum Erliegen kamen. Hamsterkäufe vieler Kunden, vor allem bei Schmerzmitteln und Mitteln gegen Erkältungskrankheiten, erschwerten die Lage zusätzlich.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände e. V. (ABDA) hat ausgerechnet, dass jeder Apotheker in Europa durchschnittliche 5,6 Stunden pro Woche damit verbringt, sich um Lieferengpässe zu kümmern.

Ein Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft

Spahn will das Thema der Arzneimittelengpässe zu einem Schwerpunkt der deutschen EU-Ratspräsidentschaft im zweiten Halbjahr 2020 machen. „Wir wollen neue Lieferketten aufbauen, wir brauchen mehr Transparenz über Lieferengpässe und mehr Qualitätskontrollen“, erklärte er anlässlich der Gesundheitsminister-Videokonferenz. „Und wir wollen finanzielle Anreize setzen, um die Produktion wichtiger Wirkstoffe wieder nach Europa zu verlagern.“

EU plant Pharmazie-Strategie

EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides betonte im Rahmen der Konferenz ebenfalls, dass die Abhängigkeit von einzelnen Herstellern oder Ländern verringert werden müsse. Dazu kündigte sie eine Pharmazie-Strategie an. Es werde um Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit, Nachhaltigkeit und die Sicherung des Nachschubs gehen. „Patienten in der EU, vor allem jene auf der Intensivstation, müssen die Medizin bekommen, die sie brauchen, wenn sie sie brauchen", sagt Kyriakides. „Das kann eine Frage von Leben und Tod sein, von Schmerzen während der Behandlung oder der Chance, die nötigen Eingriffe physisch zu ertragen.“

BfArM führt Online-Liste zu Lieferengpässen

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) listet auf seiner Website eine Liste mit „Lieferengpässen für Humanarzneimittel“ auf und definiert einen Lieferengpass so: „eine über voraussichtlich zwei Wochen hinausgehende Unterbrechung einer Auslieferung im üblichen Umfang oder eine deutlich vermehrte Nachfrage, der nicht angemessen nachgekommen werden kann". 

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