Offener Brief der DZOI an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn

Corona-Virus: Zahnärzte sollten impfen dürfen

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Dr. Helmut B. Engels, Präsident des deutschen Zentrums für orale Implantologie e. V. (DZOI), fordert in einem offenen Brief an Bundesgesundheitsminister Jens Spahn: Zahnärzte sollten impfen dürfen. Die Bundeszahnärztekammer freut sich über Engels' Unterstützung.

Die Frage, wie es weitergeht, wenn ein Corona-Impfstoff auf dem Markt ist, beschäftige uns alle, schreibt Engels. Daher gelte es nun, die Weichen  für die notwendigen umfangreichen Impfmaßnahmen der Bevölkerung zu stellen.

Warum sollten nicht auch Zahnärzte impfen dürfen?"

Spahn habe bereits im vergangenen Jahr ein Modellvorhaben ins Leben gerufen haben, das es geschulten Apothekern erlaubt, Grippeschutzimpfungen durchzuführen. Engels: "Vor diesem Hintergrund meine Frage an Sie: Warum sollten nicht auch Zahnärztinnen und Zahnärzte impfen dürfen?"

Engels verweist auf die volle akademische Ausbildung von Zahnärzten - sie seien Fachärzte für die Zahn- und Mundgesundheit. "Sie haben also die Expertise, Impfungen sicher durchzuführen und die klinische Erfahrung, um gegebenenfalls bei einem Zwischenfall zu reagieren", betont er in seinemSchreibenvom 24. September.

Statement der Bundeszahnärztekammer

"Die Bundeszahnärztekammer hat schon früh in den Anfängen der Corona-Pandemie darauf hingewiesen, dass die Zahnärzteschaft erst recht geeignet ist, Grippeschutzimpfungen durchzuführen – und hat das bereits dem BMG nahe gelegt. Sie freut sich über die Unterstützung durch Dr. Helmut B. Engels. Mit der vollen akademischen Ausbildung - und dem routinierten Spritzen im Praxisalltag - wäre die Zahnärzteschaft quasi prädestiniert dafür. Allerdings ist dies kaum ad-hoc möglich, dies würde eine Änderung des ZHG voraussetzen oder zumindest eine besondere Genehmigung."

BZÄK, Berlin, den 29. September 2020

Hinzu komme, dass 95 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal im Jahr eine Zahnarztpraxis aufsuchen sollte und dies in einem Bonusheft auch testiert bekommt. Mit den rund 42.000 Zahnarztpraxen in Deutschland (Stand 2017), in denen rund 72.500 Zahnärztinnen und Zahnärzte tätig sind, sei eine flächendeckende Versorgung der Bevölkerung gewährleistet. Im Unterschied dazu gebe es nur 19.075 Apotheken (Stand Ende 2019) in Deutschland.

Zahnärzte können den Kampf Impfung gegen das Virus wirkungsvoll unterstützen

Seine Botschaft: "Unser Netzwerk aus Zahnmedizinern könnte eine zügige Impfung gegen das Corona-Virus wirkungsvoll unterstützen."Engels: "Als Präsident des zweitältesten deutschen Fachverbandes für Zahn-Implantologie bitte ich Sie, Herr Minister Spahn, die bisherigen Bestimmungen zu ändern. Denkbar ist auch hier ein entsprechender Referentenentwurf aus Ihrem Ministerium, der Zahnärztinnen und Zahnärzten das Impfen erlaubt. Dies könnte ebenfalls als Pilotprojekt für eine begrenzte Dauer mit wissenschaftlicher Begleitung gestaltet sein."

Die Mehrheit der Praxen ist zum Impfen bereit

Die Zahnärzteschaft in Deutschland habe einen Versorgungsauftrag für die Bevölkerung zu erbringen, erinnert Engels und verweist auf eine interne DZOI-Umfrage, wonach die Mehrheit der Praxen bereit sei, diesen Auftrag auch um das Impfen zu ergänzen: "Drei Viertel der Rückmeldungen unserer Mitglieder sagt aus, dass sie Patientinnen und Patienten in ihren Praxen impfen würden. Fortbildungen im Vorfeld könnten wir als wissenschaftlicher Fachverband mit initiieren."

Es sei sehr wichtig, dass die Bevölkerung nach der Zulassung eines wirksamen Impfstoffs schnellstens versorgt wird: "Wir Zahnärztinnen und Zahnärzte sind bereit, hierbei unseren Anteil zu leisten."

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