Hamburg will Gesundheitskompetenz von Bürgern stärken

Das Gesundheitswesen soll so verständlich werden wie ärztliche Diagnosen

pr/pm
In Hamburg soll das Gesundheitswesen soll genauso verständlich werden wie ärztliche Diagnosen und Behandlungen.

Die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz hatte der sektorenübergreifenden Landeskonferenz Versorgung letztes Jahr vorgeschlagen, die Förderung der Gesundheitskompetenz zum Jahresthema zu machen. Die Hamburger Akteure des Gesundheitswesens haben deshalb konkrete Maßnahmen erarbeitet, die nun umgesetzt werden sollen. Dazu gehört:

  •   Um Patienten zu unterstützen, werden Notizblöcke für „3 Fragen zu Ihrer Gesundheit“ zur besseren Vor- und Nachbereitung von Arzt-Patienten-Kontakten sowie eine neue Internetseite zur Gesundheitskompetenz unter www.hamburg.de/gesundheitskompetenz bereitgestellt.

  • Die Broschüren „Gesundheitsversorgung in Deutschland – einfach erklärt“, „Ich muss ins Krankenhaus“ und „Ihre Rechte als Patient und Patientin“ werden in einfacher Sprache herausgebracht und sollen Patienten bei der Orientierung im Gesundheitssystem helfen.

  • Informationsmedien der Institutionen der Landeskonferenz (zum Beispiel Gesundheitsinformations-Apps) sollen verstärkt zur Ansprache bestimmter Zielgruppen genutzt werden. Informationsmaterialien sollen weitgehend in einfacher oder leichter Sprache und barrierefrei herausgegeben werden.

  •   Auch die Zugänge des Öffentlichen Gesundheitsdienstes in Kindertagesstätten und Schulen sollen weiter ausgebaut werden, um die frühzeitige Vermittlung gesundheitsrelevanter Informationen und Verhaltensweisen zu fördern. In den Hamburger Bildungsvorgaben sind gesundheitsfördernde Maßnahmen fest verankert. Im Rahmen der Gesundheitsförderung werden in Absprache mit den zuständigen Institutionen Kindertagesstätten, Schulen und Berufsschulen bei Bedarf geeignete pädagogisch geschulte und/oder medizinische, psychotherapeutische und pharmazeutische Fachkräfte zur Verfügung gestellt, um Themen zum Gesundheitssystem, etwa zur Körperpflege, zur Reanimation, zur Ersten Hilfe, zur seelischen Gesundheit oder gesunden Ernährung zu behandeln.

  •   Als beispielhaft hierzu nennt die Landeskonferenz Versorgung die Prophylaxeprogramme und Unterrichtsaktivitäten der Landesgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Hamburg e.V. (LAJH) zur Zahnpflege und zu zahngesunder Ernährung in KiTas und Schulen.

  • Das Projekt der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz „MiMi – Migranten für Migranten“, das Kenntnisse von Migranten über das deutsche Gesundheitssystem verbessern hilft, soll mit Blick auf die deutschsprachige Bevölkerung ausgeweitet werden.

  • Die Akteure der Landeskonferenz Versorgung unterstützen alle Maßnahmen, bei denen im Rahmen der Ausbildung/des Studiums oder der Weiterbildung der medizinischen, pharmazeutischen, psychotherapeutischen und pflegerischen Fachkräfte der direkte Kontakt zwischen Studierenden/Auszubildenden und Nutzern des Gesundheits-/Pflegesystems zur Kommunikation und Interaktion hergestellt wird (zum Beispiel Gesundheitsakademie des UKE). Im Rahmen der Fortbildungsangebote für medizinische, psychotherapeutische, pharmazeutische und pflegerische Fachkräfte sollen auch verstärkt Methoden der Gesprächsführung vermittelt werden.

Hamburgs Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks erläutert, dass die Gesundheitskompetenz von Patienten eine immer größere Bedeutung erlangt: "Dass viele Menschen nach eigener Aussage nur eingeschränkt gesundheitskompetent sind, liegt nicht allein an ihren mangelnden individuellen Fähigkeiten, sondern auch an der Art und Weise, wie Sachverhalte durch die Gesundheitsberufe vermittelt werden und auch an der Komplexität des Gesundheitssystems. Gesundheitskompetenz ist also nicht nur eine individuelle Angelegenheit. Der Staat und alle Akteure müssen dazu beitragen, dass unser Gesundheitswesen genauso verständlich ist wie einzelne Diagnosen und Behandlungen."

Unterstützung zu dem Vorhaben kommt auch aus der Ärzteschaft. Dr. Pedram Emami, Präsident der Ärztekammer Hamburg, verweist auf die positiven Auswirkungen einer patientenorientierten Kommunikation der Gesundheitsprofessionen: "Wir wissen schon lange, dass sich Fachsprache, Zeitmangel und Sprachbarrieren negativ auf die Behandlung und die Patientensicherheit auswirken können. Patientinnen und Patienten, die nicht vollumfänglich verstehen, warum und wie eine Therapie erfolgen soll, können nicht aktiv am Gelingen mitwirken."

Emami betont, dass es den Ärztekammern ein Anliegen ist, die ärztliche Kommunikation so zu verbessern, dass die Beteiligten in die Lage versetzt werden, gemeinsam Entscheidungen in der Behandlungssituation zu treffen: "Um gesundheitskompetent sein zu können, ist es hilfreich, dass Patientinnen und Patienten jederzeit einen Zugang zu den eigenen Gesundheitsdaten und Informationen haben, auf deren Basis sie angemessene Entscheidungen zur Förderungen der eigenen Gesundheit treffen können. Die elektronische Patientenakte ist hier ein wichtiger Ansatzpunkt. Voraussetzung bleibt dabei ein angemessener und ausreichender Datenschutz."

 

 

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