Bayerische Zahnärzte gegen Fremdinvestoren in der Zahnmedizin

MVZ gefährden die landesweite zahnärztliche Versorgung!

ck/pm
„Fremdkapitalgebern wie zum Beispiel Private Equity Fonds muss der weitere Zugang zur zahnmedizinischen Versorgung in Deutschland verwehrt werden“, fordert Christian Berger, Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) und Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB).

Die Zahnmedizin wird laut Berger in Zeiten der Niedrigzinspolitik zunehmend als lukrativer Markt von Großinvestoren entdeckt. "Setzt sich der Aufkauf von Zahnarztpraxen durch Fremdinvestoren und die damit einhergehende Kettenbildung weiterhin ungebremst fort, wird sich die zahnmedizinische Versorgung grundlegend verändern – mit schlimmen Folgen für die Patientinnen und Patienten", warnt Berger.

Z-MVZ konzentrieren sich auch in Bayern auf die Städte

"Die Industrialisierung der Zahnmedizin wirkt sich eindeutig nachteilig auf die Versorgung im ländlichen Raum aus", rügt Berger und verweist auf aktuelle Zahlen der KZVB. Demnach konzentrieren sich Fremdkapital-finanzierte Medizinische Versorgungszentren (MVZ) auf die städtischen Ballungsräume.

Berger: "Von den 158 zahnmedizinischen MVZ, die es Ende 2019 in Bayern gab, hatten 68 ihren Sitz in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern, 63 in Städten zwischen 10.000 und 100.000 Einwohnern und nur 27 in kleineren Gemeinden.“

Ein großes Angebot von Teilzeitarbeitsplätzen und familienfreundliche Arbeitszeiten für junge ZahnärztInnen sind längst auch in inhabergeführten Zahnarztpraxen üblich. Berger ergänzt: „Jeder Zahnarzt, der sich in einem Ballungsraum im MVZ anstellen lässt, fehlt in der flächendeckenden, wohnortnahen Versorgung in Bayern. Dort gehen in den kommenden Jahren viele Zahnärzte in den Ruhestand.“

Schon das Praxisschild muss ein MVZ als solches indentifizieren

Dass fremdkapitalfinanzierte „Zahnarztketten“ die Versorgung auch qualitativ verschlechtern können, zeige der Blick ins europäische Ausland, berichtet Dr. Rüdiger Schott, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der KZVB und Vizepräsident der BLZK.

„In Frankreich und Spanien waren Dentalketten für den Großteil der Patientenbeschwerden verantwortlich und beschäftigen derzeit die Gerichte, weil diese Ketten von Patienten hohe Vorauszahlungen kassiert haben und dann zahlungsunfähig geworden sind", sagt Schott. "In einigen Fällen musste der Staat mit Entschädigungszahlungen einspringen. Künftig soll jeder Patient in Deutschland schon auf dem Praxisschild sehen können, ob die Praxis oder das MVZ einem Fremdkapitalgeber gehört oder Zahnärzten – momentan ist das nicht zu erkennen.“

Spahn soll die Vergewerblichung der Zahnmedizin stoppen

Dr. Manfred Kinner, Mitglied des Vorstands der KZVB, ergänzt: „Wir fordern Bundesgesundheitsminister Spahn und die Bundesregierung auf, die Vergewerblichung der Zahnmedizin umgehend zu stoppen." Die Quotenregelung im Terminservice- und Versorgungsgesetz vom vergangenen Jahr sei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung, reiche aber nicht aus. Kinner: "Wir brauchen weitere Maßnahmen, um die über Jahrzehnte gewachsene und im internationalen Vergleich qualitativ hoch angesiedelte Versorgungslandschaft in Deutschland zu erhalten. Der Schutz unserer Patientinnen und Patienten bleibt unser oberstes Ziel.“

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