Berufsmonitoring Medizinstudierende 2018

Angehende Ärzte: die Vereinbarkeit von Familie und Beruf steht ganz oben

sg/pm
Praxis
Eindeutiges Votum: Für 95 Prozent der befragten Studierenden ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf der entscheidende Faktor für die Wahl des späteren Arbeitsplatzes - das zeigt der aktuelle Berufsmonitor.

Im "Berufsmonitoring Medizinstudierende 2018", der in Berlin vorgestellt wurde, gaben rund 13.000 Nachwuchsmediziner an, was sie von ihrer beruflichen Zukunft und den Arbeitsbedingungen erwarten, teilen Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (BVMT) und Medizinischer Fakultätentag mit.

Demnach stehen die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie geregelte oder flexible Arbeitszeiten ganz hoch im Kurs beim medizinischen Nachwuchs. Klar wurde auch: Angehende Ärztinnen und Ärzte wollen eher in Verbünden arbeiten statt als Einzelkämpfer.

"Wir haben es mit einer selbstbewussten Generation zu tun, die weiß, was sie möchte, und die die freie Wahl hat, wo und wie sie arbeiten will", sagte der KBV-Vorstandsvorsitzende Dr. Andreas Gassen. "Wichtig ist aber auch: Unser ambulantes System funktioniert nicht ohne die selbstständigen Ärzte in eigener Praxis." Die inhabergeführte Praxis dürfe kein Auslaufmodell werden.

bmvd

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Stephan Hofmeister, verwies darauf, dass viele der angehenden Ärzte die Niederlassung immer noch eins zu eins mit der selbstständig geführten Einzelpraxis gleichsetzten. Hofmeister: "Dieses Bild ist jedoch längst überholt."

Keine Art der Berufsausübung ist freier als die Selbständigkeit

Der ambulante Sektor biete viele Optionen - keine Art der Berufsausübung sei freier als die Selbständigkeit. "Das zu vermitteln, darin liegt die große Herausforderung", so Hofmeister. Insgesamt 53 Prozent der Befragten wären dem Berufsmonitoring zufolge gern in eigener Praxis tätig.

Bei den Einkommenserwartungen nannten die Befragten als angemessenes Monatseinkommen: 6.371 Euro für einen Landarzt, 6.368 Euro für einen Stadtarzt und 4.994 Euro für einen angestellten Facharzt. Auffällig ist: Die Einkommenserwartungen der Männer liegen im Durchschnitt zwischen 275 Euro (angestellte Ärzte) und gut 900 Euro (niedergelassene Ärzte) über denen der Frauen.

Trend geht zur Gemeinschaftspraxis

Die Befragung machte auch deutlich, dass der Trend weg von der Einzelpraxis geht und hin zur Gemeinschaftspraxis. Nur 4,7 Prozent würden sich ausschließlich für die Einzelpraxis entscheiden, ganze 50,6 Prozent, also jeder zweite Befragte, möchte in eine Gemeinschaftspraxis. 42,6 Prozent können sich immerhin beides vorstellen.

Als Gründe gegen die Niederlassung werden vor allem das hohe Maß an Bürokratie und die hohen finanziellen Risiken genannt. Danach folgen die Sorge um Regressforderungen und der geringe fachliche Austausch.

Die Allgemeinmedizin und damit eine spätere hausärztliche Tätigkeit haben an Attraktivität gewonnen. 34,6 Prozent der Befragten können sich eine Niederlassung als Hausärztin oder Hausarzt vorstellen, das sind mehr als in den Vorjahren. Die meisten Befragten möchten den Arztberuf in ihrem Heimatbundesland (86,4 Prozent) ausführen - und dort in der näheren Heimatregion. Immer weniger wollen in ein anderes Bundesland oder ins Ausland

Zum Thema Digitalisierung ergibt die Befragung ein geschlossenes Bild. Verbesserungen erhoffen sich die Studierenden demnach bei der Diagnose, Arbeitsorganisation und Behandlung. Sie befürchten jedoch eine Verschlechterung der Arzt-Patienten-Kommunikation und im Vertrauensverhältnis.

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