Patientenumfrage der Universität Zürich

Der weiße Kittel ist gut für die Genesung

ck/pm
Praxis
Die Kleidung von Ärztinnen und Ärzten ist nicht nur Geschmackssache. Die richtige Wahl kann sogar den Behandlungserfolg beeinflussen. Das zeigt eine Studie der Spitalhygiene des Universitätsspitals Zürich.

Für die Untersuchung am Universitätsspital Zürich wurden den Patienten neben einem standardisierten, anonymen Fragebogen auch Bilder einer Ärztin und eines Arztes in verschiedenen Kleidungskombinationen vorgelegt. 834 Patienten gaben Auskunft (140 aus der Dermatologie, 422 aus der Abteilung Infektionskrankheiten und 272 aus der Neurologie).

Ergebnis: Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden gab an, dass das Erscheinungsbild ihres Arztes und ihrer Ärztin wichtig für sie ist. Ein Viertel war der Meinung, dass die Kleidung auch ihr Urteil über die Behandlung beeinflusse. Insbesondere die Befragten 65+ gaben im Vergleich zu jüngeren Patienten häufiger an, dass die Arztkleidung sowohl für sie als auch für die Zufriedenheit mit ihrer Pflege wichtig war (p=0,047 bzw. p=0,001).

"Die Kleidung hat also letztlich auch Einfluss auf den Behandlungserfolg. Wir haben in der Studie deshalb untersucht, welche Kleidung bei Ärzten im Spital bei Patienten Vertrauen erweckt, bei welcher Bekleidung sie Arzt und Ärztin als zugänglich und fürsorglich erleben, und ob sie auch die Fachkompetenz an einem bestimmten Outfit festmachen", erklärt Prof. Dr. Hugo Sax, Leiter der Spitalhygiene am Universitätsspital Zürich.

Am besten: weißes Oberteil und traditioneller Arztkittel

Im Vergleich der verschiedenen Erscheinungsbilder ist die Kombination aus einem weißen Oberteil und traditionellem Arztkittel die bevorzugte Variante. Sie schnitt zudem insgesamt über alle vier Kategorien Vertrauen, Zugänglichkeit, Fürsorglichkeit und Fachkompetenz am besten ab. Am schlechtesten wurde Business-Anzug bewertet.

Auch bei der Frage, welche Kleidung Ärztinnen und Ärzte im Spital generell tragen sollten, war Weiß unbestritten; je nach Einsatzgebiet sind Kittel (etwa in der Sprechstunde) oder weiße Oberteile (beispielsweise in der Notfallstation) akzeptiert.

Das Erscheinungsbild beeinflusst den Behandlungserfolg

Der weiße Ärztekittel ist dabei nicht nur eine Tradition oder ein Statussymbol", betont Sax. "Weil im Spital Personen mit verschiedenen medizinischen Berufen auftreten, hilft die Bekleidung dort, deren Funktionen zu erkennen und zu unterscheiden."

Sax: "Wir konnten zeigen, dass das Erscheinungsbild von Ärztinnen und Ärzten von den Patienten – teils bewusst, teils unbewusst – durchaus wahrgenommen wird. Weil es sogar Auswirkungen auf den Erfolg der Behandlung haben kann, lohnt es sich, die Kleidung gezielt an das Umfeld und die damit verbundenen Erwartungen der Patientinnen und Patienten anzupassen. Dieser Aspekt wurde bisher bei der Kleiderwahl wenig beachtet. Und wir haben gesehen, dass wir mit der am USZ üblichen Bekleidung richtig liegen."

Die Studie am USZ erhärtet die Resultate von 30 vergleichbaren Studien, die das Forscherteam um Hugo Sax zusätzlich zu der Umfrage systematisch auswertete. Auch dort zeigte sich aus den Befragungen, dass die Kleidung grossen Einfluss auf die Beziehung von Arzt und Patient hat.

Hauptsache sauber

Zollinger M, Houchens N, Chopra V et al.. Understanding patient preference for physician attire in ambulatory clinics: a cross sectional observational study. BMJ open 2019;9:e026009.

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