Das Problem ist die Kremierung
Es gibt nur einen Problempunkt: Die Hälfte der dentalen Quecksilberbelastung, die insgesamt nur 0,1 Prozent der gesamten Quecksilberumweltbelastungen ausmacht, wird durch Kremierung verursacht. Auf 1.000 Grad erhitzt, zerlegt sich Amalgam in seine Einzelbestandteile und setzt Quecksilber frei. In Entwicklungsländern etwa, wo Angehörige oftmals rituell auf dem Feuer bestattet werden, ist dies ein größeres Thema als in den abendländischen Teilen der Welt, wo Erdbestattungen üblicher sind beziehungsweise Krematorien über Quecksilberabscheider verfügen.
Selbst das Umweltbundesamt empfiehlt, Energiesparlampen mit stabilem Amalgam statt mit Quecksilber als Katalysator auszustatten. Dann besteht nicht die Gefahr, dass Quecksilber austritt, wenn die Lampe zu Bruch geht, denn Amalgam ist aus Umweltsicht erheblich harmloser als reines Quecksilber.
"Wir Zahnmediziner stehen, was die Umwelt angeht, völlig zu Unrecht im Fokus."
Bei der Quecksilberproblematik stehen wir Zahnmediziner, was die Umwelt angeht, völlig zu Unrecht im Fokus. Bei der Kunststoffproblematik ist es zum Glück nicht so, dass sich Politik und Presse primär auf zahnärztliche Komposite konzentrieren, sondern ganz allgemein auf die in vielen Plastikprodukten enthaltene hormonartig wirkende Substanz Bisphenol A. Diese wird aber auch aus Versiegelungen und Kompositfüllungen in Speichel und Urin freigesetzt, wie neue Studien belegen.
Kürzlich hat Schweden mit einer Klage gegen die EU gedroht, um die Kommissionen, die dafür zuständig sind, zum Beispiel das Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks (SCENIHR), auf die Gefahren von Weichmachern in Plastik hinzuweisen. Im Pazifik hat sich mittlerweile Plastikmüll in der Größe Europas angesammelt. Plastiktüten an sich sind eher harmlos - bis sie dann in Feinstpartikel zerfallen. Diese gelangen in den Nahrungskreislauf und können dort endokrine Wirkungen hervorrufen und weiter verstoffwechselt werden zu möglicherweise problematischen chemischen Verbindungen.
Die EU hat im Januar 2015 die maximale Aufnahme von Bisphenol A pro Tag pro Kilogramm Körpergewicht von 50 auf vier Mikrogramm heruntergesetzt, also auf ein Zwölftel reduziert. Allerdings existiert noch keine evidenzbasierte Untersuchung, aber - nicht nur in der Zahnmedizin - besteht hier erheblicher Forschungsbedarf.
"Das allergene Potenzial von Kunststoff ist deutlich größer als das von Amalgam!"
Lässt sich dies auch im Hinblick auf gesundheitliche Auswirkungen von Kompositen sagen?
Ein großes Thema sind die Allergien: Der Münchner Dentaltoxikologe Prof. Franz-Xaver Reichl hat Hunderte von Fällen dokumentiert, in denen Patienten nachweislich durch zahnärztliche Komposite Allergien entwickelt und in Einzelfällen anaphylaktisch reagiert haben.
Das allergene Potenzial von Kunststoff, also auch von Kompositen, ist generell deutlich größer als von Gold oder Amalgam. Die amerikanische wissenschaftliche Gesellschaft für Kindermedizin empfiehlt bei Schwangeren, wegen einer möglichen östrogenen Wirkung, von Kunststofffüllungen abzusehen.
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