Infektiöse Endokarditis

Bakteriämie durch Flossen mit Zahnseide

br
Zahnmedizin
Dass zahnmedizinische Behandlungen ein Risikofaktor für die seltene infektiöse Endokarditis sein können, ist bekannt. Bakteriämierisiken lauern jedoch auch bei übertriebener Mundhygiene, wie ein Patientenfall aus den USA zeigt.

Wenn der Verdacht einer infektiösen Endokarditis im Raum steht, wird in der Anamnese auch nach vorangegangenen zahnärztlichen Behandlungen in den letzten sechs Wochen gefragt. Das verneinte jedoch ein 63-jähriger Patient, der sich nach drei Wochen hartnäckigen, nächtlichen Fiebers bis zu 39,4 Grad Celsius schließlich in der Notaufnahme des Brooke Army Medical Center in Houston, Texas, vorstellte.

Der Mann hatte zwar eine bekannte Mitralklappeninsuffizienz, aber ansonsten ließen sich zunächst keine Anhaltspunkte für eine infektiöse Endokarditis als Ursache des Fiebers finden. Erst die weitergehende kardiologische Untersuchung mit einem transösophagealen Herzecho (TEE) gab den Hinweis auf eine bakterielle Besiedlung auf dem hinteren Segel der Mitralklappe. Drei getrennte Blutkulturen, die im Abstand von 15 Minuten gesammelt wurden, zeigten schließlich eine Infektion mit Streptococcus gordonii.

Der Patient wurde antibiotisch behandelt (242 mg i.v. Gentamycin alle 24 h und Penicillin G - 24 Millionen Einheiten als kontinuierliche Infusion) und konnte nach dem Ansprechen der Therapie drei Tage später entlassen werden. Die antibiotische Therapie wurde ambulant fortgesetzt (mit Gentamycin über zwei Wochen, mit Penicillin über vier Wochen).

Zu intensiv "gefädelt"

Als Ursache der bakteriellen Infektion hatte sich schließlich die übertriebene Mundhygiene mit Zahnseide herausgestellt. Der Patient gab an, dass die Reinigung mit der Zahnseide regelmäßig zu Zahnfleischbluten geführt hätte – offenbar hatte er zu intensiv „gefädelt“ und sich damit selbst verletzt. Das hatte nach Ansicht der Notärzte zu einer Absiedelung der Bakterien an die bereits vorgeschädigte Herzklappe geführt. Vorgeschädigte Herzklappen können aufgrund des veränderten Blutflusses ein erhöhtes Risiko für Keimbesiedelungen entwickeln.

Quelle: Bridwell RE et al. Native Mitral Valve Infective Endocarditis From Flossing: A Case Report and Emergency Department Management. Cureus 2020;12(12):e12144.https://doi.org/10.7759/cureus.12144  

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